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Der sanfte Kuss des Todes

Titel: Der sanfte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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getroffen wie auf einem Foto.
    Es gab nur eine Erklärung dafür – und allein der Gedanke deprimierte Jack -, nämlich, dass Grainger County nicht das einzige Jagdrevier des Mörders war. Vielleicht fuhr er auch sonst in der Gegend herum, entführte Mädchen und quälte sie, und diese Verbrechen wurden aus irgendeinem Grund nicht gemeldet.
    »Ich hab das mit der Reifenspur geklärt, Chief.«
    Jack riss sich von der Karte los und sah Lowell in der Tür seines Büros stehen. Der missbilligende Blick, mit dem der Officer die äußere Erscheinung seines Vorgesetzten quittierte, war nicht zu übersehen.
    Na und, dann sah er eben beschissen aus. Er hatte immer noch ein Veilchen. Er war seit gestern nicht mehr zu Hause gewesen, um zu schlafen oder die Kleidung zu wechseln, wobei seine Jeans und das zerknitterte Flanellhemd ohnehin nicht unbedingt der Dienstvorschrift entsprachen.
    »Was haben Sie herausgefunden, Lowell?«
    Er reichte Jack ein Polaroidfoto von einem Reifen. »Ich habe das Foto vom Leichenfundort meinem Kumpel beim NTB gezeigt, von dem ich Ihnen erzählt habe. Der kennt sich mit Reifenspuren aus. Echt unglaublich.«
    Jack betrachtete das Foto eines nagelneuen Reifens der Marke BFGoodrich. Die Aufnahme sah aus, als wäre sie
direkt in einem Reifengeschäft gemacht worden, und am Rand hatte jemand die technischen Daten notiert. Das staatliche Kriminallabor würde wahrscheinlich irgendeine wissenschaftlichere Methode zur Bestimmung anwenden, aber Jack hatte keine Lust, eine halbe Ewigkeit darauf zu warten, dass sich jemand darum kümmerte.
    »Das ist er seiner Meinung nach?«
    »Er schwört es«, sagte Lowell. »Ein Geländereifen. Seit ungefähr zwei Jahren in Produktion und Standard bei mindestens einem Dutzend Geländewagen und Pick-ups. Aber natürlich montieren manche Leute auch auf ältere Autos solche neuen Reifen, deshalb sagt uns das im Grunde nichts über das Fahrzeug.«
    Jack nickte. »Ja. Aber für was für Felgen ist dieser Reifen? 17, 18 Zoll? Zu groß für ein normales Auto.«
    »Das hat mein Kumpel auch gesagt. Wir suchen demnach nach einem kleineren Pick-up oder einem Geländewagen. Keine Limousine, es sei denn, es handelt sich um irgendein auffrisiertes Gefährt.« Lowell schwieg eine Weile, als würde er darauf warten, dass Jack etwas sagte.
    »Gute Arbeit.«
    »Wenn das für heute alles ist, könnte ich dann …?«
    Jack warf einen Blick auf die Uhr. Verdammt, es war schon nach neun. Das Wochenende war wie im Flug vergangen.
    »Ja, gehen Sie nach Hause. Und übrigens, danke, dass Sie diesen Tätowierer unter die Lupe genommen haben.«
    Lowell schnaubte. »Dieser Viper könnte in jedem Gruselkabinett auftreten, aber der Zeichnung sieht er nicht ähnlich. Er sagt, er könnte sich auch an niemanden erinnern, der so ausgesehen hätte, und ich hatte den Eindruck, dass er die Wahrheit sagt.«

    Lowell war ein wandelnder Lügendetektor, deshalb hatte Jack ihn losgeschickt, während er sich um die Familie Morales gekümmert hatte.
    »Ich mag dieses Body-Art-Zeug nicht«, fuhr Lowell fort. »So viel könnte man mir gar nicht zahlen, dass ich einen von diesen Spinnern mit ihren Nadeln in meine Nähe lassen würde.«
    »Versteh ich«, sagte Jack. Er hatte nichts gegen Tätowierungen bei anderen, war aber nie auch nur im Entferntesten in Versuchung gewesen, sich selbst eine stechen zu lassen. »Jedenfalls danke für die Hilfe.«
    Nachdem Lowell sich verabschiedet hatte, ging Jack in den Aufenthaltsraum und warf ein paar Münzen in den Getränkeautomaten. Er hatte eigentlich noch jede Menge Papierkram zu erledigen, aber höchstwahrscheinlich würde er die Nacht mit der Akte von Natalie Fuentes verbringen.
    Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens hatte sie einen Hyundai Elantra gefahren, und Jack hatte sofort eine Fahndungsmeldung herausgeben lassen, nachdem er die entsprechenden Angaben von ihrer Mutter erhalten hatte. Er hatte außerdem das Profil der Reifen, mit denen der Elantra serienmäßig ausgestattet war, mit den Reifenspuren am Fundort ihrer Leiche verglichen, aber sie stimmten nicht überein. Offenbar war der Mörder in einem Pick-up oder einem Geländewagen mit großen Reifen unterwegs, was die Suche in einer ländlichen Gegend wie hier nicht eben leichter machte. Die graue Limousine benutzte der Täter inzwischen vielleicht nicht mehr – was nicht weiter verwunderlich wäre, wenn man bedachte, dass der Überfall auf Lucy elf Jahre zurücklag. Die wenigsten Leute fuhren ihre Autos so lange.
    Jack

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