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Der Sang der Sakije

Titel: Der Sang der Sakije Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Seidel
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Wagen!‹, – ›,Sorge dich nicht,‹, erwiderte ich, ›,es werden Pferde vor dieses Wirtshaus gespannt, und wir werden mit Allahs Hilfe zur rechten Zeit ans Ziel kommen!‹,«
    Diese Antwort rief breites Gelächter hervor, worauf man dem Inhalt der Flasche gemeinsam zusprach.
    Dem dicken Abu-Kêf fiel jetzt auch etwas ein. »Das ist sehr lächerlich, aber mir begegnete unlängst etwas Ähnliches. Ich saß in dem Geschäft jenes kleinen Schreihalses,der abendländische Weiber an die Inglîz verkauft.« (Er meinte den deutschen Besitzer eines bekannten internationalen Restaurants.) »Da kam ein Fellache herein. Er war ganz schmutzig. ›,Oh, mein Bruder,‹, sagte ich, ›,es ist nicht möglich, daß du dich hier niederlassest; denn hier sind Inglîz, die sich alle Tage waschen.‹, ›,Maalesh,‹, sagte er (er starrte von Schmutz), ›,ich habe heute zweihundert Feddân Land verkauft.‹, Und er setzte sich mir gegenüber. Da kam ein Diener in einer weißen Abaje (diesmal meinte Abu-Kêf einen Kellner) und schrie: ›,Mach', daß du hinauskommst!‹,
    Doch jenes Schwein versetzte: ›,Warte ein wenig, du Hundesohn‹, und nahm eine Zehnpfundnote aus seinem Kaftan, der von Mist strotzte. Bei Gott! Er hatte ein Bündel Bankscheine in seiner dreckigen Kelabije, so viel, daß er uns alle hätte auskaufen können.«
    »Mögen sie zur Hölle fahren und keine Ruhe finden«, unterbrach ihn hier Habib-Mos-Tizi. »Ja, es ist wahr, diese Leute, die einen Koben ihre Wiege nennen (verflucht sei der Schoß ihrer Mütter!), verdienen jetzt und gehen mit Pfunden um wie mit kleinen Piastern.«
    Abu-Kêf quittierte diese Unterbrechung mit einem anerkennenden Blick. Dann fuhr er fort: »›,Hier und nimm,‹, sagte der Fellache, ›,und bring mir zu essen. Bringe auch eine Flasche Whisky für diesen ehrenwerten Kaufmann, der an meiner Kleidung mäkelt. Der Rest ist dein.‹, – Daraufhin lachte der Weißgekleidete und ließ ihn gewähren.Die Inglîz nahmen die Pfeifen aus dem Mund, schnoben durch die Nasen und gingen im Bogen um uns herum. Er stank erschrecklich. Jeder, der ihn ansah, hätte sich übergeben müssen. Aber der Whisky war gut, und so verzieh ich ihm manches, ja, ich vergaß schier, daß er nicht mein Bruder sei. Doch wer sich mit diesen einläßt, ist nicht wert, geboren zu sein!!
    Wir tranken also, und jener Gastwirt kam und sagte: ›,Bei Gott, es ist nicht möglich, daß du hier sitzenbleibst!‹, – ›,Bei Allah ist alles möglich!‹, schrie der Fellache und pochte auf sein Geld. Da sprach ich zu ihm: ›,Ich habe ein Gewand zu Hause, das will ich über dich fallen lassen... Komm mit, ich schenke es dir.›,‹, Und ich ging mit ihm und hieß ihn sich auskleiden und gab ihm einen von meinen abgetragenen Mänteln. Darauf bespritzte ich ihn mit Rosenessenz über und über, und wir gingen wiederum an jenen Ort zurück. Hatte er vorhin abscheulich gestunken, so duftete er jetzt wie Abu-Sisi, der mit Wohlgerüchen in der Hamsaui handelt. Da ihn jetzt wiederum hungerte, bestellte er ein zweites Gericht.
    Er war so dumm wie der Schêsch-el-Beled von Kene, der an seine Angehörigen in Kairo einen Brief schrieb, in dem unter anderem stand: Neulich habe er seine Kelabije gewaschen und auf das Dach zum Trocknen gelegt, und ein Windstoß habe sie herabgeweht. Da sei er auf die Knie gefallen und habe Allah inbrünstig und von ganzem Herzen gedankt, daß er nicht in der Kelabije gesteckt habe, denn sonst läge er jetzt zerschmettert am Boden!«Jetzt nun wurde Abu-Kêf durch ein dröhnendes Gelächter unterbrochen, das breit und sonor begann und in kleinen, hilflosen Schluchztönen, die immer wieder zum Vorschein kamen, langsam dahinstarb. Aufs höchste geschmeichelt, fuhr er fort: »Einen Fellachen ließ einst ein Imam den Koran lernen und städtische Kleidung tragen. Er sollte zum Schluß eine Probe seiner Gelehrsamkeit abgeben, und der Imam freute sich, denn er hatte viele Mühe und schweißtreibende Hirnarbeit an ihn gewandt. Beim Examen sprach also der Lehrer: ›,Ich habe hier etwas in der Hand, und du errätst mir, was es sei.‹, Sprach jener: ›,So Gott will!‹, und stellte, wie er es gelernt, das Horoskop. Darauf sprach er: ›,Es ist um und um rund, und in der Mitte ist es hohl.‹, – ›,Wahrlich, das stimmt‹,, erwiderte der Imam und war entzückt. ›,Doch was ist es?‹, Und dieser Bauer besann sich eine Stunde lang, und dann sagte er: ›,Bei Allah, es ist ein Mühlstein.‹,« – Nachdem Abu-Kêf die

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