Der Sarg: Psychothriller
Rossbach zu tun.« Menkhoff nickte und verließ Brosius’ Büro. Sie verabredeten, dass Reithöfer draußen blieb und das Audioprotokoll mithörte.
Der Kerl, der im Vernehmungsraum saß, entsprach tatsächlich absolut der Beschreibung der alten Dame. Als Menkhoff hereinkam, drehte der Mann sich zu ihm um, und als sie sich ansahen, konnte Menkhoff nicht anders als sich einzugestehen, dass der Kerl ihm auf Anhieb sympathisch war. Er hatte einen offenen und ehrlichen Blick. »Guten Abend, mein Name ist Menkhoff. Ich leite den Fall, in den Sie offensichtlich hineingeraten sind.«
Der Mann stand zu Menkhoffs Verwunderung sogar auf und streckte ihm die Hand entgegen. »Guten Abend, mein Name ist Frank Schmidt, aber alle nennen mich Dagger.«
»Bitte, setzen Sie sich, Herr Schmidt.« Menkhoff deutete auf den Stuhl, auf dem Schmidt gesessen hatte, ging um ihn herum und setzte sich ihm gegenüber an den kleinen weißen Tisch.
Schmidt hatte eine Mullbinde mit einem großen Blutfleck am Hinterkopf, auf den Menkhoff deutete. »Dazu kommen wir gleich, Herr Schmidt, aber zuerst möchte ich von Ihnen wissen, ob Sie heute vor der Praxis des Psychiaters Dr. Burghard Leienberg gestanden haben, während Eva Rossbach bei ihm in Behandlung war.«
Schmidt nickte. »Ja, das habe ich, allerdings wusste ich nicht, wer die Frau nun eigentlich ist, die da drin war. Also ich dachte anfangs, es zu wissen, aber dann wurde es komisch.«
»Wie darf ich das verstehen?«
»Ich hab zwar schon versucht, das Ihrem Kollegen zu erklären, aber der hat’s, glaube ich, nicht so wirklich geschnallt. Aber ich kann’s verstehen, ist ja auch echt voll krass, die Story.«
»Dann versuchen Sie Ihr Glück doch mal bei mir, vielleicht verstehe ich es ja.«
»Okay, also: Ich sehe da diese Frau am Dom, die marschiert an mir vorbei und flucht vor sich hin, von wegen Arschloch und so. Ich denke: Mann, die kennst du doch. Aber irgendwie ist die anders. Ich bin Konditor, müssen Sie wissen, und ich liefere meine Torten in ganz Köln aus. Und ich dachte mir, die kenn ich bestimmt, weil sie ’ne Kundin ist. Ich kenn die meisten Leute, weil sie Kunden von mir sind. Also spreche ich sie an, aber so, wie die sich erst mal gibt, passt das irgendwie nicht. Sie sagt mir, sie heißt Britta. Eine Britta sagt mir gar nichts, aber ich weiß sicher, ich kenne sie. Also gehe ich ihr nach, als wir uns verabschieden, weil mich das echt kirre macht. Sie läuft hin und her, und irgendwann steigt sie in einen Bus ein. Ich denke, die Kohle investierst du jetzt, pfeife mir eine Taxe ran und fahre ihr nach.« Er grinste vor sich hin. »War wie so ’n Privatdetektiv. Der Taxifahrer hat mich ganz komisch angeschaut, wenn wir hinter dem Bus gehalten haben.«
»Wo ging die Fahrt denn hin?«
»Tja, an der Stelle fängt es an, echt seltsam zu werden. Der Bus hielt hier und da an, es stiegen Leute ein und aus, aber sie war nicht dabei. Und dann, in Marienburg, steigt eine Frau aus, die ich sofort erkenne: Frau Rossbach. Sie ist eine gute Kundin von mir, ich habe ihr schon eine ganze Menge Torten geliefert, zu irgendwelchen Anlässen. Und wissen Sie, was das wirklich Verrückte ist an der Sache?« Er machte eine Pause, in der er wohl erwartete, dass Menkhoff nachhakte, und der tat ihm den Gefallen. »Nein, was denn?«
»Sie hat die gleichen Klamotten an wie diese Britta. Und als ich die Frau Rossbach da so sehe, weiß ich auch, wieso mir diese Britta so bekannt vorkam. Die beiden sind ein- und dieselbe Frau. Andere Frisur, andere Sprache, aber sonst – eine Frau.«
»Was? Wie, eine Frau?«
»Ja, wenn ich’s Ihnen doch sage. Diese Britta ist Frau Rossbach, nur mit roter Perücke und Schminke drauf. Und sie hat ’ne derbe Sprache, ganz anders als Frau Rossbach. Sogar die Stimme ist irgendwie anders.«
»Soll das heißen, die beiden ähneln sich? Wie Schwestern?«
Schmidt schüttelte lächelnd den Kopf. »Nee, Herr Kommissar, das soll heißen, die beiden sind nicht die beiden, sondern eins.«
Menkhoffs Gedanken überschlugen sich. Eva Rossbach führte ein Doppelleben? Weshalb sollte sie das tun? »Na ja, also ich weiß nicht … Aber erzählen Sie mal weiter.«
»Also, ich hab gesehen, dass sie in ihr Haus gegangen ist, und hab meinen Kumpel Mick angerufen, weil meine Maschine ja noch in der Innenstadt stand. Der kam auch, und gemeinsam sind wir dann auf seinem Motorrad der Frau Rossbach nachgefahren zu diesem Arzt. Ich fand das unheimlich spannend. Da haben wir auf der
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