Der Sarg: Psychothriller
mir schon öfter Gedanken gemacht, dass ein paar hundert Arbeitsplätze von einer Frau abhängen, die offensichtlich psychische Probleme hat. Verstehen Sie mich nicht falsch, aber ich finde das verantwortungslos.«
»Hat Frau Rossbach Ihres Wissens nach deswegen ärztliche Hilfe in Anspruch genommen?«, wandte Reithöfer sich wieder an Wiebke Pfeiffer.
»Nicht, dass ich wüsste. Darum war ich auch froh, als sie sich dazu entschlossen hat, einen Termin bei Burghard Leienberg zu machen.«
»Und wie …«, Menkhoff wurde durch das Klingeln seines Telefons unterbrochen. Es war Brosius, und er klang höchst erregt. »Dein Rocker, der, den die Frau vor der Praxis des Psychiaters gesehen hat … Kann sein, dass wir ihn haben.«
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»Was? Wo? Und hat er schon irgendwas zugegeben? Nun sag schon.« Menkhoff sprach aufgeregt in sein Telefon.
»Die Kollegen haben ihn an einer Bushaltestelle gefunden, nachdem sie von Passanten alarmiert wurden. Er ist dort mit einer Flasche niedergeschlagen worden.«
»Was? Von wem?«
»Wo bist du gerade?«
»Bei Frau Pfeiffer, der Freundin von Eva Rossbach, aber …«
»Das hörst du dir am Besten von ihm selbst an, Bernd. Es ist etwas kompliziert.«
»Wo ist der Kerl? Im Krankenhaus?«
»Nein, er ist hier.«
»Auf dem Präsidium? Wieso bist du um diese Uhrzeit überhaupt noch da?«
»Weil ich dein Chef bin, Herr Menkhoff. Also, sieh zu, dass du deinen Hintern hierher bewegst.«
»Bis gleich.« Menkhoff steckte das Telefon weg und wandte sich an Reithöfer: »Wir müssen los.«
»Ist Eva wieder da?«, fragte Wiebke Pfeiffer aufgeregt. »Und geht es ihr gut?«
»Nein, tut mir leid, Frau Rossbach ist noch nicht wieder aufgetaucht, aber vielleicht kommen wir jetzt einen Schritt weiter.« Er stand auf und nickte erst ihr, dann Jörg Wiebking zu. »Wir melden uns wieder.« Ohne sich noch einmal umzudrehen, verließ er das Haus und wartete draußen ungeduldig, bis Jutta Reithöfer bei ihm war.
»Was ist los?«, wollte sie wissen, während sie auf den Wagen zugingen. Menkhoff schlug mit der flachen Hand auf das Autodach. »Komm, beeil dich, ich erzähle es dir während der Fahrt. Und jetzt gib Gas.«
Sie brauchten fünfundzwanzig Minuten bis zum Präsidium. Als sie in ihrer Etage ankamen, stürmte Menkhoff regelrecht durch den Flur und traf auf Udo Riedel, der sich ihm in den Weg stellte. Bevor der etwas sagen konnte, hob Menkhoff die Hand. »Udo, ich bin im Moment nicht sonderlich gut aufgelegt, ich bin in Eile, und vor allem bin ich gerade nicht sehr kritikfähig. Tu uns beiden also bitte den Gefallen und verschone mich mit deiner Meinung über mich, okay?«
Riedel wiegelte ab. »Nein, nun lass mich gefälligst sagen, was ich zu sagen habe, und tu nicht schon wieder so, als wüsstest du alles.«
Menkhoff schnaufte. »Also los, dann sag schon, ich hab’s wirklich eilig.«
Riedel sah an Menkhoff vorbei zu Reithöfer und schien darüber nachzudenken, ob es eine gute Idee war, mit ihm zu reden, wenn seine Kollegin dabei war. Offenbar kam er aber zu dem Schluss, dass es egal war. »Also gut. Der Chef hat mir gesagt, dass du einige Male in den letzten Tagen explizit wolltest, dass ich Dinge übernehme, die für den Fall durchaus relevant waren. Ich weiß nicht, warum du das getan hast, und es ist möglich, dass es Berechnung war, aber irgendwann muss es auch mal gut sein mit dem Misstrauen. Also, ohne Umschweife: Ich gebe zu, ich habe mich wohl in dir getäuscht und entschuldige mich bei dir. Und … du kannst auf mich zählen.« Sein Gesicht schien in diesem Moment noch um einige Nuancen röter zu werden als sonst, und auch, wenn Menkhoff sich an irgendwelche Seifenopern erinnert fühlte, so konnte er doch nicht anders, als Riedel die Hand entgegenzustrecken. »Das freut mich, Udo.« Sie schüttelten sich kurz die Hand.
»Also dann, wir haben noch einiges zu tun«, sagte Menkhoff mit einem Blick zu Reithöfer. Sie gingen weiter, wobei Jutta Reithöfer ihn angrinste. Er sparte sich ihr gegenüber aber jeglichen Kommentar.
Als sie Brosius’ Büro betraten, hielt Menkhoff sich nicht lange mit Vorreden auf, sondern fragte ohne Umschweife: »Wo ist der Kerl?«
»Er sitzt drüben im Vernehmungsraum und fragt alle zwei Minuten, ob er nicht doch vielleicht eine rauchen kann.«
»Okay, irgendwas, das ich wissen muss?«
»Ja, aber wie schon gesagt – das musst du dir von ihm selbst anhören. Ich kann dir aber schon sagen, seine Geschichte ist ziemlich abgedreht. Und es hat mit Eva
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