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Der Sarg: Psychothriller

Der Sarg: Psychothriller

Titel: Der Sarg: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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große Klasse, wenn du da wärst.«
    »Ja, ich weiß. Du fehlst mir auch ganz schrecklich. Aber am kommenden Wochenende werden wir uns ja wiedersehen, in zwei Tagen schon, das ist doch toll, oder?« Er hatte ein komisches Gefühl, als er das sagte.
    »Ja, ich freu mich schon ganz doll. Wann kommst du?«
    »Wahrscheinlich am Samstagvormittag. Das bespreche ich aber noch mit deiner Mama.«
    »Ich war gestern in Rechnen als Erste fertig von der ganzen Klasse, und Frau Palzem hat mich früher gehen lassen zur Belohnung.«
    »Hey, das ist ja toll. Dann kannst du wahrscheinlich auch schon schneller rechnen als ich.«
    »Ja, bestimmt. Wir können ja um die Wette rechnen, wenn du mich abholen kommst.«
    »Ja, mein Engel, das machen wir. Ich freue mich sehr auf dich.«
    »Ich auch. Mama sagt, ich soll jetzt auflegen.«
    »Ja, ist gut. Ich hab dich ganz, ganz lieb.«
    »Ich dich auch. Tschühüüüs.«
    »Tschüs, mein Schatz.«
    Menkhoff behielt den Hörer in der Hand, konnte den Blick nicht davon abwenden. Es war fast, als hielte er damit seine Tochter noch ein bisschen länger nah bei sich. Er zuckte zusammen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte. Reithöfer stand hinter ihm und sah ihn besorgt an. Er hatte sie weder klopfen noch hereinkommen gehört.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    »Ja, doch, ich war in Gedanken.«
    »Der Fall?«
    »Nein, ich … ich habe gerade mit meiner Tochter telefoniert.«
    Sie ging um den Schreibtisch herum und blieb davor stehen. »Oh, aber das ist doch schön.«
    »Nein, Jutta, es ist nicht schön, wenn man seine kleine Tochter nur alle zwei Wochen sehen darf und freundlich darum betteln muss, mit ihr telefonieren zu dürfen, wenn man zwischendurch das Gefühl hat, man hält es nicht mehr ohne sie aus.«
    Reithöfer machte ein betretenes Gesicht. »Ja, entschuldige, das habe ich nicht bedacht.« Sie ließ sich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch sinken. »Bernd, erzählst du mir, was in Aachen passiert ist? Warum du nicht mehr bei deiner Familie bist?«
    Eine Weile sahen sie sich in die Augen, und ohne sich selbst erklären zu können, warum es so war, hatte Menkhoff in diesem Moment das Gefühl, es wäre richtig, mit seiner Kollegin darüber zu reden. Außer dem Aachener Polizeipsychologen hatte er noch niemandem die ganze Geschichte erzählt. Er nickte und dachte eine Weile darüber nach, wie er anfangen sollte. Dann erzählte er von zwei Fällen in Aachen, die fünfzehn Jahre auseinanderlagen und die beide mit verschwundenen Kindern zu tun hatten. Fälle, die sich ganz entscheidend auf sein Leben ausgewirkt hatten. Er erzählte von seinem Aachener Partner Alexander Seifert und von seiner Liebe zu einer außergewöhnlichen Frau. Und er erzählte ihr von einem Psychiater namens Joachim Lichner und über das Wesen.

28
    Als Dr. Leienberg klingelte, war Eva gerade mit einem Kontrollgang fertig, bei dem sie alle Fenster und Türen auf Einbruchspuren überprüft hatte. Leienberg stand im Schein der Außenbeleuchtung in dem trockenen Halbkreis, der durch die Überdachung vor dem Schneeregen geschützt war, und sah ihr sorgenvoll entgegen. »Wie geht es Ihnen?«
    »Jemand ist in mein Haus eingedrungen und war in meinem Schlafzimmer. Es geht mir nicht so gut.« Sie drehte sich um und wartete mit eng vor der Brust verschränkten Armen in der Diele auf ihn. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, zog er seine dunkle, vor Nässe glänzende Daunensteppjacke aus, hängte sie aber nicht an die Garderobe zu Evas Jacken und Mänteln, sondern legte sie über den Schirmständer, der auf einem Fußabtreter stand. Seine Brille war beschlagen, was ihm eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Maulwurf verlieh. Er nahm sie ab, rieb sie mit einem sauberen Taschentuch trocken und setzte sie wieder auf. »Zeigen Sie mir die Nachricht?«
    Sie nickte und ging ihm wortlos voraus ins Schlafzimmer. Leienberg betrachtete die Wörter auf dem Spiegel und runzelte die Stirn. »Warum steht die Nachricht zweimal da? Waren Sie das?« Eva nickte. »Sie halten es für möglich, dass Sie die Botschaft selbst geschrieben haben?«
    »Ich weiß nicht. Ich …« Evas Hände wollten nicht stillhalten, sie strichen an den Seiten der Jeans entlang, als führten sie ein Eigenleben, dann verschränkten sie sich vor ihrem Bauch krampfartig ineinander. »Ich konnte nirgendwo Spuren entdecken, weder an einer Tür, noch an einem der Fenster. Und weil ich doch manchmal diese Erinnerungslücken habe, dachte ich …«
    Wieder

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