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Der Sarg: Psychothriller

Der Sarg: Psychothriller

Titel: Der Sarg: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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und habe Verletzungen an den Händen.«
    Leienberg schüttelte den Kopf. »Sie merken doch selbst, wie unwahrscheinlich das alles klingt. Nein, ich bin sicher, es handelt sich um einen Traum. Glauben Sie mir, dieser Sarg, in dem Sie aufwachen, existiert nicht. Wann genau hatten Sie diesen Traum eigentlich zum ersten Mal?«
    »Warten Sie, heute ist Donnerstag … Das war … in der Nacht von Montag auf Dienstag.«
    »Montag auf Dienstag … Wenn ich mich nicht täusche, wurde am Dienstagmorgen Ihre Halbschwester gefunden.«
    »Ja, ich glaube schon.«
    Leienberg lehnte sich vor, stützte die Unterarme auf den Oberschenkeln ab und legte die Hände zusammen. »Sie haben also wahrscheinlich in der Nacht, in der Ihre Halbschwester in einer Kiste begraben worden ist, geträumt, Sie seien in einem Sarg eingeschlossen. Ich muss gestehen, dieser Zusammenhang ist mir noch nicht ganz klar, aber es gibt zum Beispiel in der Fachliteratur Berichte von Geschwistern – oft eineiige Zwillinge –, die eine so enge Bindung zueinander haben, dass ein Teil selbst über große Entfernungen hinweg spürt, wenn dem anderen etwas zustößt.«
    »Es gab nie irgendeine Bindung zwischen Inge und mir, und schon gar keine enge«, sagte Eva so leise, dass sie selbst ihre Stimme kaum hörte.
    Leienberg nickte. »Ja, das sagten Sie bereits heute Morgen. Aber darüber muss man gesondert nachdenken. Fakt ist jedenfalls, dass jemand in Ihr Haus eingedrungen ist, und deshalb müssen Sie die Polizei einschalten. Erstens, weil die Sie schützen können, und zweitens, weil das bei den Ermittlungen …«
    »Nein. Ich werde der Polizei nichts davon sagen, Herr Dr. Leienberg. Sogar Sie als Psychiater haben ja keine Erklärung für diese Dinge, was soll dann erst die Polizei denken? Nein, auf keinen Fall.«
    Die Falten auf Leienbergs Stirn wurden tiefer. »Warum? Sie müssen doch noch einen anderen Grund dafür haben, sich der Gefahr schutzlos auszusetzen als den, dass Sie befürchten, man könne Sie für verrückt halten. Haben Sie vielleicht irgendeine Vermutung, wer dahinterstecken könnte?«
    »Sind Sie verheiratet?«
    Die Frage kam so unvermittelt, dass Leienberg sie vollkommen irritiert ansah. »Ich weiß zwar nicht, wie Sie jetzt darauf kommen, aber nein, ich bin nicht verheiratet. Nicht mehr. Aber …«
    »Leben Sie mit jemandem zusammen?«
    Leienbergs Blick wurde noch fragender. »Das sind sehr private Fragen, Eva. Nein, ich lebe mit niemandem zusammen. Aber warum wollen Sie das wissen?«
    »Würden Sie heute Nacht hier schlafen? Also, ich meine natürlich im Gästezimmer.« Bevor er etwas dazu sagen konnte, fügte sie schnell hinzu: »Ich möchte einfach eine Nacht ohne die Angst einschlafen können, dem Ganzen hilflos und allein ausgesetzt zu sein, verstehen Sie das? Wenn Sie hier wären, würde mich das sehr beruhigen. Nur eine Nacht. Ginge das?«
    Es war offensichtlich, dass Leienberg mit einer solchen Frage überhaupt nicht gerechnet hatte. Eva konnte ihm ansehen, dass die Situation ihm unangenehm war. Er schien fieberhaft nachzudenken. »Ich weiß nicht, immerhin sind Sie eine neue Patientin, und …«
    »Und ich habe wahnsinnige Angst, heute Nacht wieder in einem Sarg aufzuwachen. Und vielleicht nicht mehr rauszukommen.«
    »Aber dieser Sarg existiert gar nicht, da bin ich ganz sicher. Eva, ich bin kein Polizist, sondern Arzt, und …«
    »Auch wenn es vielleicht nur ein Traum ist … bitte«, flehte sie, und er sah sie lange an, bis er schließlich langsam nickte. »Also gut.«
    »Danke«, sagte Eva erleichtert. »Ich danke Ihnen sehr.«
    »Schon gut. Aber Sie haben meine Frage von eben noch nicht beantwortet. Haben Sie irgendeine Vermutung?«
    »Nein.« Sie stand auf. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie erleichtert ich bin. Möchten Sie etwas trinken?«
    »Nein, danke, ich muss noch einmal für ein, zwei Stunden weg. Ist das für Sie in Ordnung?«
    Eva hätte ihn am liebsten angefleht zu bleiben. Der Gedanke, gleich wieder allein zu sein, mit dieser Nachricht auf ihrem Spiegel, machte ihr Angst. Schlimmer noch aber war die Vorstellung, Leienberg würde es sich vielleicht noch einmal anders überlegen. Deshalb sagte sie schnell: »Solange ich weiß, dass Sie bald wieder kommen, ist es kein Problem.«
    »Versprochen«, sagte er und erhob sich. »Da fällt mir ein … haben Sie eigentlich eine Haushaltshilfe oder eine Reinigungskraft?«
    »Ja, Hildegard, sie war schon bei meinem Vater. Als er starb, habe ich sie übernommen. Sie

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