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Der Schachspieler

Der Schachspieler

Titel: Der Schachspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey B. Burton
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exotischen Fische. Der Glaskasten stand auf einem Eichenholzgestell und war knapp zwei Meter lang und über einen Meter hoch. Verschiedene Gegenstände lagen auf den hellblauen Kieselsteinen am Grund verstreut: ein versunkenes, in zwei Hälften zerbrochenes Piratenschiff, eine halb vergrabene Schatztruhe und ein gelbes U-Boot mit den Gesichtern der Beatles in den Bullaugen. Zwei Seesterne lagen reglos am Grund, Wasserpflanzen in verschiedenen Farben streckten sich empor, dazwischen bunte Kiesel, Korallen und Treibholz.
    »Zum Glück haben wir jemanden, der sich um das Filtersystem und die Temperatur kümmert«, sagte Farris. »Die Fische waren die Idee meiner Frau. Die Fab Four und die Oben-ohne-Meerjungfrau auf der Schaukel waren mein bescheidener Beitrag.«
    »Verstehe.« Cady betrachtete die Meerjungfrau und wandte sich dann den Fischen zu. »Was ist das für einer, der mit dem roten Schwanz?«
    »Das ist eine Brassenbarbe, die wächst aber noch. Es sind viele Regenbogenfische und Guramis drin. Auch ein Blue Dempsey, eine Haibarbe und ein Aal dort beim Piratenschiff.«
    »Interessant.« Cady drehte sich um und schaute sich im Raum um. Offene Türen in der hinteren Wand führten zu einer Terrasse im ersten Stock.
    »Möchten Sie etwas trinken?«
    »Nein danke.«
    »Macht’s Ihnen was aus, wenn ich meinen Glenfiddich austrinke?« Farris griff nach seinem Glas.
    Cady schüttelte den Kopf.
    »Hätte ich nie gedacht, dass ich auch mal ein Glenfiddich-Typ werde wie mein Vater.« Farris leerte sein Glas mit einem Schluck. »Am Ende ließe sich Scotch vielleicht sogar als Biosprit verwenden.«
    »Ich habe heute erfahren, dass der Freund von Marly Kelch – dem Mädchen, das auf Schaeffers Party ertrunken ist –, ein Typ namens Ingram war, der letztes Jahr bei einem Brand ums Leben gekommen ist.«
    Farris ging zu einem Getränkewagen in der Ecke, der mit Flaschen beladen war, nahm den Glenfiddich und schenkte sich erneut ein. »Dann sind jetzt wohl alle tot.«
    »Es scheint Sie nicht zu überraschen.«
    »Es tut mir leid wegen Bret, Agent Cady.«
    »Sie haben gesagt, Sie hätten ihn nicht gekannt.«
    »Was?«
    »Im Büro Ihres Vaters haben Sie gemeint, Sie würden Marlys Freund nicht kennen, und jetzt sagen Sie, es tut Ihnen leid um Bret. Ich habe Ingrams Vornamen gar nicht erwähnt.«
    Farris starrte durch die offene Terrassentür hinaus. »Ich wurde neugierig und habe im Internet nach alten Zeitungsartikeln gesucht.«
    »Bret Ingram war nie in irgendeiner Weise verdächtig, Herr Abgeordneter. Ich habe auch alles gelesen, was damals geschrieben wurde. In den kurzen Artikeln stand immer nur, dass Mary Kelch beim Schwimmen im Snow Goose Lake ertrunken sei. Eine Tragödie, aber nicht mehr. Da stand nichts davon, wer sich auf der Party mit wem vergnügt hatte, vielleicht aus Respekt vor der Familie der Toten. Oder aus Angst vor den Schaeffers.«
    Farris trat mit dem Whiskyglas in der Hand auf die Terrasse hinaus.
    Cady folgte ihm.
    »Was ist in jener Nacht am See passiert, Sir?«
    Farris nahm einen langen Schluck Whisky und starrte auf die Gasse hinaus. »Die Robillards sind wieder zu Hause.«
    Cady blickte hinaus und sah im Haus gegenüber ein Licht im Flur ausgehen.
    »Sie verbringen einen Teil des Jahres in Venedig.« Farris drehte sich zu Cady um. »Wenn sie nicht in Italien sind, laden mich Gretchen und Phil oft zum Essen ein. Gretchen kocht verdammt gut. Sie sind fast sechzig Jahre verheiratet, Agent Cady. Es gibt ja so was wie Liebe auf den ersten Blick, aber bei den Robillards ist es Liebe auf jeden Blick. Ich hab’s selbst gesehen. Wenn Gretchen ins Zimmer kommt, leuchten Phils Augen, und die zwei sind wieder wie Kinder. Ich hab dann immer das Gefühl, ich sollte nach Hause gehen und die beiden nicht länger stören.« Farris wandte sich wieder dem Nachbarhaus zu. »So sollte es sein, nicht?«
    Cady schwieg.
    »Die zwei werden geschockt sein, wenn sie das von mir und Emma hören.«
    »Emma?«
    »Meine Frau und ich haben uns getrennt. Es hat sich lange abgezeichnet. Aber Emma ist eine richtige Kämpferin, zur nächsten Wahl wird sie sich wieder an meiner Seite zeigen … Danach gibt es eine schnelle Scheidung und wir gehen getrennte Wege.« Farris nippte erneut an seinem Whisky. »Sie tragen einen Ring, Agent Cady. Haben Sie das große Los gezogen? So wie Phil und Gretchen?«
    Cady schwieg. Laura war im fünften Monat gewesen, als sie letzten Dezember eine Fehlgeburt hatte. Cady hatte sich in Detroit

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