Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schachspieler

Der Schachspieler

Titel: Der Schachspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey B. Burton
Vom Netzwerk:
aufgehalten, um Gerüchten über eventuelle Verbindungen eines islamischen Zentrums zur Al-Kaida nachzugehen. Verschiedene Kommentare eines Geistlichen hatten für Aufsehen gesorgt, sich aber letztlich als bloßes Geschwätz herausgestellt. Cady flog nach Hause und nahm sich einige Wochen frei. Doch etwas war zerbrochen, Lauras Empfinden nach sogar schon jahrelang am Zerbrechen gewesen. Sie bemühten sich, die Dinge wieder ins Lot zu bringen, doch es wollte nicht recht gelingen. Cady hatte jedenfalls vor, sich für längere Zeit beurlauben zu lassen, sobald der Chessman-Fall geklärt war.
    »Ihr Schweigen ist vielsagend«, meinte Farris und hob sein Glas. »Willkommen im Club.«
    »Was ist damals am See passiert, Sir?«
    Farris lachte leise, und Cady erkannte, dass der Mann schon mehr als zwei Scotch intus haben musste und der heutige Abend keine Besonderheit darstellte.
    »Was in Snow Goose passiert, bleibt in Snow Goose.«
    »Ich finde das nicht so witzig.«
    »Da stimme ich Ihnen völlig zu, Agent Cady.«
    Er nahm einen neuen Anlauf. »Sie kannten Marly Kelch besser als Sie zugeben wollen, stimmt’s? Marly hat Ihnen etwas bedeutet, Sie haben sie nicht bloß auf dem Gang gegrüßt, wie Sie sagten.«
    »Sie kennen wahrscheinlich den Satz von Faulkner: ›Die Vergangenheit ist nicht tot, sie ist nicht einmal vergangen.‹ Da ist was dran.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    Farris schwieg.
    »Warum diese ganzen Sicherheitsvorkehrungen? Chauffeure vom Secret Service, Streifenwagen in der Nachbarschaft?«
    Farris schwieg beharrlich.
    »Ich versteh’s nicht.« Cady ging ins Haus zurück und betrachtete die Regenbogenfische. »Ich wollte Ihnen eigentlich berichten, was der Pathologe über die fünf Opfer in der Chesapeake Bay herausgefunden hat. Die Frauen, die Alain und Adrien auf ihr Segelboot eingeladen hatten. Alle fünf Frauen waren ertränkt worden, nach dem Tod wurde mehrfach auf sie eingestochen, danach wurden sie in eine Plane gehüllt und ins Wasser geworfen.«
    »Nach dem Tod wurde auf sie eingestochen?«, fragte Farris.
    »Damit die Gase sie nicht irgendwann nach oben steigen lassen, eine zusätzliche Sicherheitsvorkehrung. Ich hab den Rechtsmediziner nicht beneidet um seine Aufgabe mit den Überresten der jungen Frauen, doch er konnte uns noch etwas Interessantes mitteilen. Alle Opfer wiesen bestimmte Verletzungen an der Taille auf.« Cady wandte sich dem Kongressabgeordneten zu. »Seilbrand.«
    Farris stand vor der Terrasse, mit dem Rücken zu Cady, und starrte zu den Robillards und ihrer Versinnbildlichung der wahren Liebe hinüber, doch Cady sah, wie die Schultern des Mannes zuckten.
    »Wissen Sie, nachdem Alain und Adrien die Opfer mehrfach vergewaltigt hatten, warfen sie sie über Bord, mit einem Seil um die Taille, und machten sich einen Spaß daraus, die Frauen qualvoll ertrinken zu lassen.«
    »Verdammte Psychopathen.« Farris stellte sein leeres Glas auf die steinerne Balustrade.
    »Wenn ein Mädchen aufgab und sich nicht mehr gegen das Ertrinken wehrte, zogen sie sie hoch, ließen sie kurz durchatmen und machten dann mit der Folter weiter. Ich schätze, so hatten sie länger ihren Spaß. Was glauben Sie …«
    »Hören Sie auf«, flüsterte der Abgeordnete.
    »Was war der Auslöser für diese Mordlust, Farris?«, fragte Cady. »Was ist wirklich in jener Nacht am See passiert?«
    Die Stille zwischen den beiden Männern war mit Händen zu greifen. Cady drehte sich zum Aquarium um und suchte nach dem Aal im Piratenschiff, als ihm etwas ins Auge stach. Sein Blut gefror. Hinter einem Korallenstück ragte die obere Hälfte einer Schachfigur aus dem Kies hervor. Ein gläserner König. Cady beugte sich vor, um sich die Figur genauer anzusehen. Sie war von der gleichen Form und Größe wie der König aus dem Schachset, aus dem auch die Glasfiguren stammten, die in den Eintrittswunden von Sanfield und den Zalentine-Zwillingen gesteckt hatten. Es war ein Schachspiel, das man für weniger als zwanzig Dollar in jedem Spielwarenladen bekam. Das machte es unmöglich, einen einzelnen Kauf nachzuverfolgen. Cady hatte selbst einen solchen König in der Hand gehalten, während er darüber nachdachte, was der Mörder mit den Figuren sagen wollte.
    Und jetzt diese Schachfigur – ausgerechnet in Farris’ Aquarium.
    »Wie’s scheint, hab ich Sie getäuscht«, lallte Farris in die Nacht hinaus. »Mich selbst auch, Agent Cady. Früher – es ist lange her – hab ich genau gewusst, wie sich das anfühlt: Phil

Weitere Kostenlose Bücher