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Der Schachspieler

Der Schachspieler

Titel: Der Schachspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey B. Burton
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Robillards Liebe zu seiner Frau. Schön – aber schmerzhaft, wenn sie unerwidert bleibt.«
    In Cadys Kopf drehte sich alles wie im Karussell, als er seine Glock 22 aus dem Schulterholster zog. Farris war der Chessman? Hatte er Marly Kelch gekannt? Sie geliebt? Hatte er herausgefunden, was die Zalentines ihr in jener Nacht angetan hatten, wie Sanfield ihnen geholfen hatte, die Spuren zu verwischen … und einen Rachefeldzug gestartet? War der gläserne König im Aquarium ein kleines krankes Andenken?
    »Drehen Sie sich langsam um, Abgeordneter.« Cady richtete die Waffe auf seinen Rücken und rief sich in Erinnerung, was der Chessman mit den Zalentines und Sanfield gemacht hatte. »Die Hände hoch, damit ich sie sehen kann.«
    Farris drehte sich mit einem fragenden Blick um.
    »Kommen Sie langsam herein, Sir. Keine hektischen Bewegungen.« Cady ärgerte sich, dass er die Handschellen im Auto gelassen hatte.
    »Das war’s dann wohl.« Farris trat ins Wohnzimmer und auf Cady zu, die Hände in der Luft. »Für uns ist es vorbei. Aber«, fügte Farris hinzu und sah Cady fragend an, »wer sind Sie?«
    Cady war einen Moment lang sprachlos und fragte sich, was Farris damit meinte, als ein jäher Donnerschlag das Gesicht des Abgeordneten zerriss und Cady mit Gehirnmasse, Blut und Schädelsplittern bespritzte.
    Cady warf sich zu Boden und verschanzte sich hinter der Couch. Er feuerte zweimal auf den Lampenschirm, Glas splitterte und es wurde dunkel im Raum. Nur vom Aquarium kam noch etwas Licht, und von der Mondsichel über der geöffneten Terrasse. Cady kroch nach hinten, bis er den Getränkewagen hinter sich spürte. Er sah die schattenhafte Gestalt am Boden: Dem Abgeordneten Farris war nicht mehr zu helfen.
    Die Robillards sind wieder zu Hause , schoss es ihm durch den Kopf. Sie verbringen einen Teil des Jahres in Venedig . Cady wusste plötzlich, dass es nicht Phil oder Gretchen Robillard gewesen waren – die großen Liebenden von gegenüber  –, die das Licht im Nachbarhaus ausgeknipst hatten.
    Cady schnappte sich das Telefon vom Getränkewagen und brachte dabei die leere Glenfiddich-Flasche zum Kippen, die auf dem Boden zersplitterte. Rasch tippte er 911 ein. Tief geduckt arbeitete sich Cady zur Terrassentür vor und lauschte. Nichts. Dann Schritte. Er sprintete los, quer über die Terrasse, und sprang über die Brüstung. Fünf Meter tiefer landete er hart auf dem Kies und wusste augenblicklich, dass sein rechtes Knie ernsthaft etwas abbekommen hatte.
    Cady rappelte sich auf und humpelte zu dem hölzernen Tor, das hinaus auf die Gasse führte. Im Mondlicht fand er das Vorhängeschloss und trat mit aller Kraft dagegen. Der Schmerz schoss die ganze rechte Seite hinauf. Er biss die Zähne zusammen, drehte sich zur Seite und trat noch einmal zu, diesmal mit dem linken Fuß. Das Tor sprang auf, und Cady zwängte sich hindurch, die Pistole im Anschlag, das Gewicht auf seine linke Seite verlagert. Er hielt den Atem an und lauschte nach einem Geräusch, das ihm sagte, wohin er sich wenden sollte. Nichts.
    Cady machte einen Schritt auf die Gasse hinaus. Er wusste, wenn der Täter die Connecticut Avenue erreichte, würde er zwischen den Restaurants und Nachtclubs verschwinden können. Cady humpelte Richtung Connecticut. Plötzlich im Augenwinkel ein Schatten, dann traf ihn ein Vorschlaghammer im Gesicht. Cady kippte um wie ein Zementsack, ließ die Pistole fallen. Benommen lag er auf dem Bauch und tastete nach der Glock, als ein Hammerschlag auf seine rechte Hand niederging, die Knochen zertrümmerte und seine Hand in einen blutigen Klumpen verwandelte.
    Cady schrie auf. Er schrie, um bei Bewusstsein zu bleiben. Etwas stimmte nicht mit seinem Mund: der Schrei kam als leises kehliges Echo heraus. Cady schmeckte Blut und Zähne und blickte auf. Eine Gestalt huschte mit wehendem Mantel durch die Dunkelheit, einen schwarzen Koffer in der Hand, erreichte das Ende der Gasse, bog um die Ecke … und verschwand.
    Cady hörte die Sirenen, als er sich zum Haus zurückschleppte, sich übergab und das Bewusstsein verlor.

12
    Z wei Tage später versuchten FBI-Agenten vergeblich, Dane Schaeffer in seinem abgelegenen Haus bei Chester, New Jersey, zu erreichen – einem Hinweis des ans Bett gefesselten Agent Cady folgend, den dieser im George Washington University Hospital zwischen zwei Operationen gegeben hatte. Am nächsten Tag kehrten Agent Preston und ihr Team mit einem Durchsuchungsbefehl zurück, doch Schaeffers Haus war leer.

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