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Der Schachspieler

Der Schachspieler

Titel: Der Schachspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey B. Burton
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bisschen stechen«, flüsterte eine Stimme im Zimmer.
    Das muss ein Albtraum sein , sagte sich Banning. Als wären seine Probleme nicht schon schlimm genug, verfolgten sie ihn jetzt auch noch im Schlaf.
    »Das ist kein Traum.« Die Stimme, die wie aus weiter Ferne klang, schien seine Gedanken zu lesen.
    Banning zwang sich, die Augen zu öffnen. Blinzelte, als das grelle Licht von oben ihm schmerzhaft in die Netzhaut stach. Helle Neonlampen hingen in einer Reihe in der Mitte des lang gezogenen grauen Raumes, der schon bessere Tage gesehen hatte. Er schien sich in einer alten Garage oder einem verlassenen Lagerhaus zu befinden, in dem es wie in einem modrigen Keller roch. Banning sank lethargisch auf den harten Beton zurück, unfähig, sich zu bewegen, als wären seine Hände am Boden festgeklebt.
    »Sie werden sich gleich besser fühlen«, säuselte die Stimme wie aus der Ferne.
    Banning blickte mit zusammengekniffenen Augen in die Richtung, aus der die Stimme kam, sah jedoch nur einen weißen Fleck am Ende des Raums, eine große Gestalt in einer offenen Tür, vom grellen Licht erleuchtet. Banning neigte den Kopf zur Seite, um durch das Kaleidoskop aus Licht und Schmerz besser sehen zu können. Er konzentrierte sich auf die unbekannte Stimme.
    Grandpa ?
    Aber Bannings Großvater war längst tot, schon vor einem halben Jahrhundert gestorben, als Banning ein fünfjähriger Junge war. Seine einzige Erinnerung an den alten Kauz war die an sein Begräbnis: Grandpa im schwarzen Sarg, wie aus Wachs, leicht aufgedunsen, und ganz weiß. Das Bild hatte sich ihm damals unauslöschlich eingeprägt. Aus irgendeinem Grund stieg dieses fünfzig Jahre alte Bild nun in seinen Gedanken hoch, als er sich bemühte, die Gestalt am anderen Ende des Raumes zu erkennen.
    »Wo …?« Bannings Stimme war rau wie Sandpapier. Er räusperte sich und versuchte es noch einmal. »Wo bin ich?«
    »An einem Ort, an dem es keine Geheimnisse gibt, Albert Banning«, antwortete die Stimme langsam und mit Nachdruck. »Einem Ort ohne Geheimnisse.«
    Er kennt meinen Namen , dachte Banning und kämpfte gegen die Benommenheit an, versuchte sich zu erinnern, was geschehen war. Banning wusste noch, dass er am Freitagabend die Firma verlassen und nach Hause nach Newton gefahren war. Als er die Auffahrt seines Hauses erreichte, war er froh, die Hölle der vergangenen Woche zumindest für das Wochenende hinter sich lassen zu können. Er erinnerte sich, wie die Tür seines BMW 750i aufgerissen wurde, ein kalter Hauch an seinem Gesicht, ein stählerner Griff, ein erstickter Schrei, dann Dunkelheit, und dann war er hier aufgewacht.
    Eine unendliche Müdigkeit ließ seine Gedanken wie in Zeitlupe ablaufen. Das musste an einem Betäubungsmittel liegen – Chloroform? Äther? –, das ihm dieser alte Mistkerl verpasst hatte.
    »Sie sind der Nächste auf der Liste, Albert Banning. An einem Ort ohne Geheimnisse, der Nächste auf der Liste.« Mit diesen Worten verschwand die Gestalt aus der offenen Tür und ließ nichts als stechendes weißes Licht zurück.
    Bannings Lippen waren trocken, doch der quälende Durst rückte in den Hintergrund, als ihm bewusst wurde, dass er nackt auf dem kalten Betonboden lag. Er kämpfte gegen die stille Panik an, die in ihm aufstieg, und gelangte schließlich zu einer niederschmetternden Erkenntnis, der er mit einem einzigen Wort Ausdruck verlieh: »SCHEISSE!«
    Banning versuchte aufzustehen, nicht ganz so ausgeliefert zu sein, doch etwas hielt ihn und riss ihn auf den Beton zurück. Er blickte auf seinen rechten Fuß hinunter und sah, was ihn festhielt: Er war mit Handschellen an ein Heizungsrohr gefesselt, das aus dem Boden hervorkam und fast zehn Meter emporragte, bis zur hohen Decke des Lagerraums. Banning riss an der Handschelle, so fest er konnte. Keine Chance. Dann zog er an dem Rohr. Das Rohr gab nicht nach.
    Albert Banning, Chief Investment Officer von Koye & Plagans Financials, hatte sich selbst stets als Fels in der Brandung der Turbulenzen gesehen, die die Finanzmärkte in den letzten Jahren durchgeschüttelt hatten, doch auf eine solche Situation war er nicht vorbereitet. Die Angst machte es ihm unmöglich, nüchtern und sachlich zu denken. Banning blickte sich in seinem Gefängnis um. Der einzige Gegenstand in Reichweite war eine Halbliterflasche Fixx, irgendein koffeinhaltiger Energydrink, von dem er noch nie gehört hatte. Die Flasche erinnerte ihn an seinen Durst. Banning streckte den Arm aus und griff sich die blaue

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