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Der Schachspieler

Der Schachspieler

Titel: Der Schachspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey B. Burton
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aus, mehr wie Frank Cannon. Ich glaube, nach meinem Anruf hoffte die Versicherung, mir Brets Tod irgendwie anhängen zu können. Nachdem der Typ mit Fife gesprochen hatte, verschwand er schnell wieder von der Bildfläche. Das Geld aus der Lebensversicherung habe ich in die Renovierung der Holzhäuser gesteckt.« Terri Ingram zuckte die Achseln. »Wenn Sie mal jemanden umbringen möchten, Agent Cady, dann kann ich Ihnen nur empfehlen, es hier im Itasca County zu machen. Mit diesem Idioten von Irwin am Ruder haben wir für Morde das reinste Bermudadreieck hier.«
    Temperament hat sie wirklich , dachte Cady.
    »Hat die Versicherung nicht vermutet, dass es Selbstmord gewesen sein könnte?«
    »Wenn man nicht gerade ein buddhistischer Mönch ist, dürfte Selbstverbrennung so ziemlich die unbeliebteste Methode sein. Brets Verbrennungen waren so schwer, dass der Großteil der Haut zerstört war. Hätte er überlebt, müsste er jetzt noch behandelt werden – das heißt, falls die Hauttransplantationen und plastischen Operationen erfolgreich verlaufen wären.« Terri blickte schaudernd zur Seite. »Wie Bret dort im Krankenhaus lag, das war das Schrecklichste, das ich in meinem ganzen Leben gesehen habe. Der arme Mann. Die Haut überall weggeschmolzen. Er sah nicht mehr wie … ein Mensch aus.«
    »Das tut mir leid.«
    »So was wünsche ich niemandem.« Ihre Stimme zitterte.
    Die Sonne war kurz vor dem Untergehen, Cady ließ Terri etwas Zeit, sich zu fassen. Er drehte sich um und blickte auf den Bass Lake hinaus. Das Wasser war ruhig in der Abenddämmerung. Ein paar Fischerboote, ein Kanu und ein Kajak glitten nacheinander ans Ufer. Cady sah etwas Schnelles über den Himmel ziehen.
    »Ist das ein Adler?«
    »Ja.« Terri zeigte zum anderen Seeufer hinüber. »Ein Adlerweibchen, es hat ein Nest drüben in den Ulmen. Sehen Sie das V zwischen den Bäumen?«
    »Ja.«
    »Da drin ist es. Schade, dass es schon dunkel wird, sonst würde ich das Fernglas holen, und Sie könnten zusehen, wie sie die Jungen füttert.«
    »Interessant«, sagte Cady. »Gibt’s hier viele Barsche im Bass Lake?«
    »Ja, Barsche, aber auch Zander und Hechte, die so lang werden wie Ihr Arm. Angeln Sie, Agent Cady?«
    »Bitte nennen Sie mich Drew.«
    »Angeln Sie, Drew?«
    »Das ist lange her. Meine Großeltern lebten bei Fayetteville in Ohio. Im Sommer lieferten mich meine Eltern immer dort ab. Grandpa Paul und ich haben uns angestrengt, den Lake Lorelei leer zu fischen.«
    »Gut«, sagte Terri und fügte hinzu: »Ich traue keinem Mann, der nicht angelt.«
    »War Mr. Ingram auch oft am See?«
    »Nie.« Terri lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Bret hat das Wasser gehasst.«
    »Warum kauft jemand von der Ostküste, der Wasser nicht mag, in Minnesota eine Ferienanlage am See?«
    »Das Leben ist schon seltsam, Drew.«
    »Wissen Sie, wer ihm geholfen hat, den Kauf zu finanzieren?«
    »Zuerst dachte ich, Bret käme aus einer reichen Familie – bis ich sie kennenlernte. Bret hatte vielleicht am Anfang finanzielle Unterstützer, doch als wir heirateten, war er der alleinige Eigentümer.«
    »Wo haben Sie sich kennengelernt?«
    »Natürlich in einer Bar in Grand Rapids. Ich hatte ein Jahr zuvor das College abgeschlossen, unterrichtete am Tag Kunst in der Grundschule und trieb mich nachts in den Kneipen herum. Klingt aus heutiger Sicht nicht gerade toll. Ich traf Bret bei der Ladies’ Night in der Rapids Tavern. Drei Monate später waren wir verheiratet.«
    »Eine stürmische Romanze, was?«
    »Ich war jung und dumm.« Terri Ingram blickte auf den Bass Lake hinaus und sprach mehr zu ihrer eigenen Vergangenheit als zu Cady. »Jung und dumm. Im ersten Jahr hab ich noch mitgemacht und mit ihm getrunken. Im zweiten Jahr hab ich ihn auf Entzug geschickt. Mehrmals. Ich hab ihn sogar gezwungen, zu den Anonymen Alkoholikern zu gehen und schließlich zur Eheberatung. Ich hab das Unterrichten aufgegeben – nicht weil Bret einer Servicefirma Unsummen gezahlt hat, damit sie Sundown Point führt und sich um die grundlegenden Dinge kümmert, die er selbst hätte machen sollen –, sondern weil ich glaubte, es würde ihm helfen, trocken zu bleiben, wenn ich vierundzwanzig Stunden bei ihm bin. Ziemlich dumm von mir. Im dritten Jahr lief schon alles auf eine Scheidung hinaus. Es war unvermeidlich, glaube ich.«
    »Aber Sie haben etwas in Bret gesehen, zumindest am Anfang?«
    »Das Einzige, was bei der Eheberatung herauskam, war, dass ich ein ausgeprägtes Helfersyndrom

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