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Der Schachspieler

Der Schachspieler

Titel: Der Schachspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey B. Burton
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ausgeholfen und hin und wieder mit talentierten Mädchen trainiert, die ein bisschen Matchpraxis brauchten.«
    Cady markierte Coach Wentlys Namen und griff etwas anderes auf, das Dorsey Kelch erwähnt hatte. »Marly hat auch manchmal im Zoogeschäft gearbeitet, wenn sie in der Stadt war?«
    »Mit vierzehn hat sie angefangen, die Käfige und Aquarien zu putzen. Marly hat Tiere geliebt. Sie hat dort gearbeitet, bis sie siebzehn war. Dann wurde ihr klar, dass man als Kellnerin mehr verdienen kann. Aber sie hat trotzdem immer mal reingeschaut. Wenn ein Mitarbeiter krank war, half sie manchmal aus und passte auf den Laden auf. Wenn sie Zeit hatte, übernahm sie auch eine ganze Schicht.«
    »Ihre Tochter war sehr hübsch.« Terri hatte schweigend die Familienfotoalben durchgeblättert, während Cady mit Mrs. Kelch über die Namen auf der Liste sprach. Schließlich war sie aufgestanden, um sich die Porträts draußen am Flur anzusehen. »Woher stammt dieses Bild?«
    »Ihr Vater hat es auf unserer Reise nach Yellowstone geknipst. Peter mochte das Bild besonders gern, darum hat er es vergrößern lassen.«
    »Sie war ein besonderes Mädchen, Dorsey«, flüsterte Terri und berührte sanft den Rahmen. »Die Welt ist ärmer ohne sie.«
    »Fast genau das Gleiche hat Jakey bei einem seiner letzten Besuche gesagt.«
    »Jakey?«, fragte Terri.
    »Jake Westlow. Marly hat auf ihn aufgepasst, als sie Kinder waren.« Cady blätterte seine Notizen durch. »Westlow hat sich nach dem Tod seiner Mutter das Leben genommen.«
    »Was für eine Tragödie.« Dorsey sprach mehr mit sich selbst als mit ihren Gästen. »Es kommt mir wie gestern vor, dass Jakey das gesagt hat. Er war noch einmal hier, ungefähr eine Woche bevor Lorraine ihren Kampf gegen den Krebs verlor. Da war sie schon im Hospiz. Wir haben uns Bilder in irgendeiner Zeitschrift angesehen, und irgendetwas erinnerte uns an Marly. Da sagte Jakey: ›Ohne sie fehlt etwas auf der Welt.‹ Das war zehn Jahre danach, und trotzdem hatte ich Tränen in den Augen.«
    Einige Augenblicke war es still im Raum.
    »Wahrscheinlich haben Sie ein Model in einer Modezeitschrift gesehen, das wie Marly aussah«, meinte Terri.
    »Nein.« Dorsey deutete auf einen Zeitschriftenstapel auf dem Couchtisch. »Ich lese Newsweek , und jetzt fällt mir wieder ein, dass es eine Geschichte über Vater und Sohn Farris war: den Senator und seinen Sohn, den Abgeordneten.«
    »Die beiden waren zusammen auf der Titelseite.« Cady hatte die Geschichte schon vor Jahren gelesen. Mehrmals. Wahrscheinlich fand sich eine Kopie des Newsweek -Artikels über die Farris-Dynastie in einer alten Akte in seiner Schreibtischecke im Hoover Building.
    »Das stimmt«, nickte Dorsey. »Wir blätterten ein Heft durch, und ich erzählte Jakey, dass Marly den jungen Patrick Farris gekannt hatte, als sie zusammen in Princeton studierten, bevor er in die Fußstapfen seines Vaters trat. Jakey hatte das nicht gewusst und fragte, ob er sich das Heft ausleihen dürfe.«
    »Wann haben Sie Jake Westlow zum letzten Mal gesehen?« , fragte Cady.
    »Ich war beim Begräbnis seiner Mutter zwei Wochen später. Im kleinen Kreis. Lorraine hatte nicht viele Freunde. Jakey kam dann noch ein letztes Mal vorbei, ungefähr eine Woche danach. Er hatte mit einem Immobilienmakler vereinbart, das Haus zu verkaufen. Er ging zurück nach San Diego, wo er damals lebte. Jakey war ziemlich mitgenommen.« Dorsey schüttelte den Kopf. »Hätte ich bloß gewusst, was kommt.«
    »Waren Sie auf seiner Beerdigung?«
    »Wie es das Schicksal so wollte, habe ich es zu spät erfahren, Agent Cady. Passiert ist es in Kalifornien. Ich habe es erst ungefähr einen Monat später von einem Bekannten erfahren. Ich habe mir Jakeys Todesanzeige im Internet herausgesucht: ganz kurz, wie es oft bei jungen Menschen ist, wenn man vermutet, dass es Selbstmord war. Es war so furchtbar traurig. Er hatte niemanden von zu Hause, mit dem er hätte reden können.«
    Terri rechnete kurz im Kopf. »Jake kann nicht viel jünger als Marly gewesen sein. Höchstens fünf Jahre.«
    »Jakey war drei jünger als sie. Marly war ungefähr zehn und er sieben, als sie sich kennenlernten, sie haben oft miteinander gespielt. Aber Marly war schon reifer, darum war Lorraine froh, dass sie auf ihren Jungen aufpasste, wenn sie mal ausging.« Das Lächeln kehrte auf Dorseys Gesicht zurück. »Marly war drei Jahre älter, aber Jake hat oft gescherzt, dass er sie eingeholt hätte.«
    »Eingeholt?«, fragte Terri

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