Der Schachspieler
heilenden Salbe.«
»Ich auch?«
»Sie ganz besonders«, sagte Terri lächelnd. »Übrigens fällt mir auf, dass Sie keinen Ring mehr tragen.«
»Jemand, den ich kürzlich getroffen habe, brachte mich dazu, mich zu fragen, welcher Geist mir keine Ruhe gelassen hat … oder was ich mir damit selbst einreden wollte. Ich sehe, dass Sie Ihren aber auch nicht mehr tragen.«
»Irgendein Angler wird einen schönen Fund machen, wenn er einen Forellenbarsch ausnimmt. Ich hab den Ring so weit in den See geworfen, wie ich konnte.«
»Warum haben Sie das getan?«
»Sie haben vorige Woche meine Welt durcheinandergebracht, G-Man. Ich kann unmöglich so weitermachen wie bisher und Wände von Holzhäusern streichen, als wär nichts geschehen. Seit ich das alles weiß, kann ich an nichts anderes denken. Was Bret getan hat, ist nicht zu verzeihen, ein Verbrechen. Diese jungen Frauen könnten noch leben, wenn er den Zalentines nicht geholfen hätte, die Sache zu vertuschen. Niemand verdient es so zu sterben wie Bret, aber es fällt mir schwer, Mitleid zu empfinden, jetzt wo ich sein Geheimnis kenne. Am Ende bekommt dann vielleicht doch jeder, was er verdient. Brets Vergangenheit hat ihn irgendwann eingeholt. Für mich ändert das jedenfalls einiges.«
»Es tut mir leid, Terri.«
»Sie suchen die Wahrheit, Drew. Es kommt wie’s kommt, auch für mich. Sie brauchen sich für nichts zu entschuldigen … na ja, außer für das mit dem Hund.«
Cady schüttelte den Kopf. »Ich hasse Rex.«
Terri lachte. Sie hatte ihr Chicken Parmigiana aufgegessen und schob ihren leeren Teller beiseite. Es tat gut, sie lachen zu hören, dachte Cady. What a difference a day makes .
»Was machen Sie eigentlich, wenn Sie keine Bösewichte jagen oder Witwen aus allen Wolken reißen?«
»Schon mal was von Numismatik gehört?«
»Was ist das?«
»Da geht es um die Geschichte des Geldes. Ich persönlich sammele seltene Münzen.«
»Dann fahndet der schneidige G-Man also am liebsten nach alten Münzen?«
»Ich weiß schon, viele machen sich darüber lustig.«
»Ich hab mich nicht über Ihre Numismatik lustig gemacht, Drew, sondern über Sie.«
»Auch nicht schlecht«, sagte Cady. »Interessieren Sie sich für Geschichte?«
»Ich sehe mir hin und wieder eine Sendung im History Channel an. Ich denke mir dann jedes Mal, dass ich das viel öfter tun sollte.«
»Ich bin ein Geschichtsfan. In meiner Sammlung habe ich vor allem seltene amerikanische Münzen. Sie werden vielleicht den Kopf schütteln, aber die Sache ist bei mir ein bisschen mehr als ein harmloser Zeitvertreib: Ich bin assoziiertes Mitglied der American Numismatic Society.«
»Bestimmt werden die im Holiday Inn jedes Mal nervös, wenn ihr Kerle dort euer Jahrestreffen abhaltet.«
»Da wackeln die Wände … bis fast neun Uhr abends.«
»Welche Münzen haben Sie in Ihrer Sammlung?«
»Es sind hauptsächlich kleinere, Nickels und Dimes sozusagen. Ich habe zum Beispiel erst dieses Jahr eine silberne Dreicentmünze von 1851 bekommen, entworfen von Chefgraveur James Barton Longacre aus der Münzprägeanstalt von Philadelphia.« Cady zog einen Kugelschreiber aus der Brusttasche des Sportsakkos, skizzierte die Münze auf einem Bierdeckel und schob ihn Terri über den Tisch zu. »Die römische Zahl III in einem großen C.«
»Eine Dreicentmünze? Klingt seltsam.«
»Das ist eine interessante Geschichte. Der Goldrausch in Kalifornien begann 1848 bei Sutter’s Mill. Erinnern Sie sich an die ›Forty-Niners‹?«
»Sicher.«
»Durch den Goldrausch stieg auch der Preis von Silber, und die Leute begannen Silbermünzen zu hamstern und einzuschmelzen, weil das Silber mehr wert war, als man für die Münze bekam. Münzen mit einem Materialwert unter dem Nennwert wurden oft gar nicht mehr genommen. Damals wurde das Porto für einen Standardbrief auf drei Cent gesenkt. Im Kongress kam man auf die Idee, eine Dreicentmünze herauszugeben, die etwa so viel Silber enthielt, wie es dem Nennwert entsprach, aber nicht so viel, dass es sich gelohnt hätte, sie einzuschmelzen. Diese Münzen waren klein und dünn, doch sie erfüllten ihren Zweck, nämlich Briefmarken zu kaufen.«
»Interessant. Wie groß ist Ihre Sammlung?«
»Ein paar Dutzend Stücke. Ich hab für keine Münze wirklich viel bezahlt, ich bin ein Liebhaber mit Sparbudget.«
Terri schaute Cady schweigend an. Er bemerkte, dass irgendetwas sie beschäftigte. Sie zögerte noch einige Augenblicke, ehe sie sich entschloss, es
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