Der Schachspieler
auszusprechen.
»Apropos Geschichte, Drew: Nachdem Sie aus Grand Rapids wegfuhren, suchte ich im Internet Zeitungsartikel über die Morde an den Zalentine-Zwillingen, K. Barrett Sanfield, Dane Schaeffer und Patrick Farris. In den Artikeln über Dane Schaeffers Tod las ich etwas von einem nicht namentlich genannten FBI-Agenten, der im Haus des Kongressabgeordneten gewesen sein soll, als er … ermordet wurde, und der vom Mörder brutal niedergeschlagen wurde. « Terris Augen schweiften kurz über die Narben an Cadys rechter Hand. »Es tut mir leid, Drew.«
Cady nickte. Er spürte, dass er errötete, und griff nach der Flasche Pinot Noir, schenkte zuerst Terri ein und goss den Rest in sein eigenes Glas.
»Nachtisch?«
»Was?«
»Da kommt die Kellnerin.«
»Oh.«
In einer abgetrennten Sitznische auf der anderen Seite des Raums signalisierte ein Mann mit schwarzem Haar und John-Lennon-Brille der Kellnerin, dass er noch ein Glas Ginger Ale wollte. Sein Bruschetta hatte er nicht einmal angerührt. Der Mann wirkte, als wäre er von einer Verabredung versetzt worden. Er schaute auf seine Uhr, bevor er sich langsam im Restaurant umsah. Einen Moment lang ruhte sein Blick auf Cadys Tisch, ehe er sich wieder dem Kreuzworträtsel in der Washington Post zuwandte, die er vor sich liegen hatte.
Sie waren beide satt und teilten sich deshalb die Torta di Chocolate. Terri überließ Cady den Löwenanteil des Kuchens. Anschließend begleitete er Terri noch zu ihrem Zimmer und wartete, während sie in ihrer Handtasche nach der Schlüsselkarte kramte. Sie zog die Karte hervor und blickte zu Cady auf.
Sie schauten einander einige Sekunden lang an.
»Schlafen Sie gut«, sagte Cady und wandte sich zum Gehen.
»G-Man?«
Cady drehte sich um.
»Geht es Ihnen gut, G-Man?«
Cady sah sie fragend an und nickte.
»Es geht mich vielleicht nichts an, Drew, aber es war eine intensive Woche, und in mancher Hinsicht habe ich das Gefühl, Sie ganz gut zu kennen. Sie wirken so verdammt abgespannt«, sagte Terri und machte einen Schritt auf ihn zu. »Sind Sie sicher, dass Sie okay sind?«
Cady zögerte. »Ich brauche nicht gerettet zu werden, Terri. Ich bin nicht am Boden. Und ich bin auch keine offene Wunde.«
»Mag sein, Drew.« Terri machte noch einen Schritt auf ihn zu und blickte zu ihm auf. »Mag sein.«
Cady schaute in Terris Augen und wünschte sich plötzlich, in diesem tiefen Blau zu versinken. Er legte die Hand an ihren Rücken und beugte sich zu ihr, bis sich ihre Lippen trafen. Trotz der Umarmung schaffte es Terri irgendwie, die Tür mit der Karte zu öffnen, und sie taumelten rückwärts in ihr Zimmer.
27
Sechs Monate zuvor
P apa«, sagte Lucy, »erinnerst du dich an Paul Crenna?« Hartzell warf das Wall Street Journal auf den Beistelltisch, legte seine Brille auf die Zeitung und stand von der Couch auf.
»Sicher. NYU, stimmt’s, Paul?« Hartzell schüttelte dem jungen Mann mit festem Griff die Hand.
»Kurz vor dem Abschluss, Sir«, antwortete Crenna. »Jetzt wird es ernst.«
»Was studieren Sie genau?«
»Betriebswirtschaft, und im Nebenfach Volkswirtschaft.«
»Dr. Sladek wird Sie sicherlich ganz schön rannehmen. Ty Sladek ist ein guter Freund von mir, Paul. Ein richtig feiner Mensch.«
»Wer ist Dr. Sladek?«, fragte Lucy.
»Tyson Sladek ist der Probst der New York University«, antwortete ihr Freund.
»Tys Ausbildungsphilosophie ist schon ein bisschen rigoros. Für ihn ist der Geist ein Muskel, der regelmäßiges hartes Training benötigt, um sich voll zu entwickeln und seine Fähigkeiten zu behalten: die Universität als beinhartes Ausbildungslager für den Intellekt.«
Lucy unterdrückte ein Gähnen und ging zur Küche. »Ich bringe euch beiden mal ein Glas Wein … So lässt es sich angeregter plaudern.«
»Janice hat ein paar von diesen mit Krabben gefüllten Pilzen dagelassen, die du so gern hast, Lucy, falls du sie aufwärmen möchtest.«
»Mmm, lecker, obwohl wir beide wissen, wer die gefüllten Pilze wirklich so besonders mag, Papa.«
Hartzell grinste verschlagen, legte Crenna die Hand auf die Schulter und geleitete den Wirtschaftsstudenten zur Fensterfront, weit weg von der Küche, damit sie die nächtliche Stadt überblicken konnten.
»Tolle Aussicht, Sir.«
»Nennen Sie mich Drake, Paul. Außerdem bin ich Ihnen was schuldig.«
»Wofür?«
»Wenn Sie heute nicht mit Lucy ausgegangen wären, hätte sie mich mitgeschleppt, und ich kann einfach kein Ballett mehr sehen. Sie haben
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