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Der Schachspieler

Der Schachspieler

Titel: Der Schachspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey B. Burton
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eines Familienalbums beschrieben, das sie in Pauls Wohnung durchgeblättert hatte. »Es waren eine Menge Leute dort, und Ihr Vater hat gescherzt, dass wir wie die Ölsardinen zusammengepfercht seien.«
    »Dad ist schon ein Original.«
    »Sagen Sie ihm einen schönen Gruß von mir, wenn Sie ihn das nächste Mal sehen.«
    »Das mache ich, Sir. Genau darüber wollte ich eigentlich mit Ihnen sprechen. Die Investmentgesellschaft meines Vaters ist gerade auf der Suche nach Beteiligungsmöglichkeiten.«
    »Bitte, sagen Sie ihm, er soll’s mich wissen lassen, wenn er gute Geschäftschancen sieht. Es sind komische Zeiten, wie ich Sie noch nie erlebt habe, und ich bin nicht gerade der Jüngste. Die Geldpolitik der Regierung hat das Leiden höchstens verlängert. Man sollte die zuständigen Abgeordneten auf beiden Seiten wegen wirtschaftspolitischen Verrats vor Gericht bringen. Wir müssen alle die Ruhe bewahren, ein bisschen Geduld aufbringen und abwarten, bis der Sturm vorbeizieht und wieder Vertrauen in die Finanzmärkte einkehrt.«
    »Genau dafür interessiert sich die Investmentgesellschaft meines Vaters, Mr. Hartzell. Sichere Häfen, um die Krise zu überbrücken.«
    »Einen Moment, Paul. Und sagen Sie bitte Drake zu mir, ich bestehe darauf.«
    Hartzell nahm seine Brille und ging hinaus. Eine Minute später kam er mit einer Businesskarte zurück, die er Crenna reichte.
    »Sagen Sie Ihrem Vater, er soll Ben Vetter anrufen. Mit der Nummer auf der Rückseite landet er direkt bei ihm. Wunder gibt es keine, Paul, aber Ben wird der Investmentfirma Ihres Vaters eine sichere Rendite verschaffen, und darüber hinaus eine ideale Ausgangsposition für den Moment, wenn der Bulle wieder losstürmt, was früher oder später passieren wird. Ich kann Ihnen keine bessere Empfehlung geben als Ben Vetter.«
    »Danke, Drake.« Crenna wirkte ein wenig enttäuscht, doch er steckte die Karte in seine Brieftasche. »Ich hatte eigentlich gehofft, Sie direkt mit der Firma meines Vaters in Kontakt zu bringen.«
    »Das ist ein großes Kompliment, Paul. Wirklich nett von Ihnen. Lucy wird mir wieder falsche Bescheidenheit vorwerfen, aber«, Hartzell setzte sich und beugte sich vor, »ich habe es sicher nicht irgendeinem gottgegebenen Talent oder Genie zu verdanken, dass ich heute eine bestimmte Nische in der Finanzwelt besetze. Eine Nische, in der Investments getätigt werden, die sich für den Normalverbraucher in astronomischen Sphären bewegen. Man mag das zu Recht kritisieren, aber es ist eine ziemlich elitäre Angelegenheit. Die Einstiegssumme ist so hoch, dass ich in einem so angenehmen Gespräch gar nicht davon reden will. Ich versichere Ihnen aber, dass die Investmentfirma, die ich Ihnen empfohlen habe, höchst vertrauenswürdig ist. Sie haben mein Wort.«
    »Ich wollte nicht aufdringlich sein, Sir. Mein Vater und ich haben großen Respekt vor Ihrem Ruf und Status in der Finanzwelt. Deshalb glaube ich, dass sich eine Win-Win-Situation ergeben kann, wenn Sie mit ihm in Verbindung treten. Die Gruppe meines Vaters besteht aus mehreren Teilen, die ihre Interessen koordinieren.« Der Wirtschaftsstudent nippte von dem edlen Wein. »Sir, ich würde trotzdem gerne wissen, wie hoch diese Einstiegssumme ist. Sollte sie tatsächlich über unseren Möglichkeiten liegen, dann erhebe ich mein Glas auf Ihr Wohl – ich reiche sogar meine Bewerbung ein –, und meinem Vater gebe ich die Businesskarte von Ben Vetter.«
    Hartzell neigte den Kopf und nannte Paul Crenna einen absurd hohen Betrag.
    »Da hatten Sie mich aber eine Zeit lang ganz schön erschreckt. Ich habe schon befürchtet, dass vielleicht nichts daraus wird, Sir«, meinte Crenna. »Aber in dieser Summe sehe ich kein Hindernis.«
    Hartzell sah sein Opfer einige Augenblicke schweigend an.
    »Darf ich Ihnen noch etwas Petit Verdot nachschenken, Paul?«

28
    S ie haben seine Leiche nie gefunden«, sagte Cady in die Runde, vor allem aber zu Assistant Director Jund. »Jake Westlow ist der Chessman.«
    »Fangen Sie ganz vorne an, Agent Cady, und erläutern Sie uns Ihre Theorie Schritt für Schritt.« Jund lehnte sich mürrisch in seinem Stuhl am Kopfende des Konferenztisches zurück.
    Cady wusste, was ihn erwartete. Jund würde die Rolle des Advocatus Diaboli übernehmen und möglichst viele Schwachstellen in seiner Theorie suchen, ehe er weitere Schritte unternahm. Cady respektierte diese Vorgehensweise, er wusste, dass seine Theorie auf Herz und Nieren geprüft werden musste, doch ihm war auch klar,

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