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Der Schachspieler

Der Schachspieler

Titel: Der Schachspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey B. Burton
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sich fürs Team geopfert.«
    Crenna lachte und sagte mit leiser Stimme: »Während Schwanensee hab ich die ganze Zeit überlegt, welche Spieler ich fürs Fantasy Football auswählen soll.«
    Hartzell lachte. Der Junge war gar nicht so übel. Lucy hatte sein Äußeres treffend beschrieben: Jede Strähne seines schwarzen Haars war an ihrem Platz, sogar die eine, die absichtlich in die Stirn hing. In einer Hinsicht teilte Hartzell allerdings nicht die Ansicht seiner Tochter: Er spürte, dass der Junge mehr draufhatte als die metrosexuellen Durchschnittstypen, die sich ziellos durch die Großstadt treiben ließen.
    »Was ist denn so lustig?« Lucy erschien mit zwei Kristallgläsern, die mit dunklem rubinroten Wein gefüllt waren.
    »Paul hat mir ein paar Tipps gegeben, wen ich beim Fantasy Football wählen soll.«
    Lucy machte ein Gesicht, als hätte jemand in der Kirche gerülpst.
    »Was hast du uns denn da Schönes gebracht, Slim?«
    »Ein Petit Verdot von Vina Alicia Cuarzo aus Argentinien.«
    »Gute Wahl.« Hartzell nahm sein Glas und atmete das Aroma ein. »Ein Hauch von Blaubeere.«
    »Ich schiebe die Pilze in den Ofen, Papa.«
    Lucy verschwand wieder in der Küche, und Hartzell führte den Studenten zurück ins Wohnzimmer.
    Hartzell forderte seinen Gast mit einer einladenden Geste auf, sich auf die Couch zu setzen. »Lucy hat gesagt, Sie wollten mich sprechen, Paul.«
    »Ja, Sir.«
    Hartzell setzte sich ans Ende der Couch, in einigem Abstand von dem jungen Mann. »Paul, Sie machen mir wirklich einen guten Eindruck, wenn ich das so sagen darf. Ehrlich gesagt, bin ich aber ein bisschen erschrocken, als Lucy erwähnte, dass Sie privat mit mir sprechen möchten. Es hat wirklich Stil, aber ich finde trotzdem, ihr beide solltet euch noch ein bisschen besser kennenlernen. Ich bin sicher, Ihre Eltern finden auch, dass man nichts überstürzen sollte.«
    Paul Crenna starrte Hartzell einige Sekunden mit großen Augen an, bis sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete.
    »Ich glaube, das ist ein Missverständnis, Sir. Ich finde Lucy wunderbar, und vielleicht können wir wirklich eines Tages auch darüber sprechen, aber heute wollte ich mich eigentlich mit Ihnen über geschäftliche Angelegenheiten unterhalten.«
    »Sie wollten heute nicht um die Hand meiner Tochter anhalten?«
    Crenna schüttelte den Kopf.
    »Du meine Güte.« Hartzell lehnte sich zurück und nahm einen langen Schluck Wein. »Dann muss ich mich bei Ihnen entschuldigen, obwohl ich glaube, dass sich Lucy da einen kleinen Scherz auf meine Kosten erlaubt hat. Tut mir leid, Paul. Wenn einem die einzige Tochter mitteilt, dass ihr Freund ein Gespräch unter vier Augen anstrebt, dann macht man sich als altmodischer Kauz so seine Gedanken.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Es war dumm von mir, mich auf diese Weise an Sie zu wenden.« Crenna kratzte sich an der Wange. »Als meine Schwester letzten Herbst heiratete, kaufte sich mein Vater einen neuen Smoking. Meine Mutter schlug vor, er solle sich auch gleich eine passende Zwangsjacke anfertigen lassen, damit er sich im Zaum hat.«
    Hartzell lachte. »Ich kann mich in Ihren Vater hineinversetzen. Lucy ist mein einziges Kind, Paul. Ich weiß nicht, ob ich es je verkraften werde, nicht mehr der wichtigste Mann in ihrem Leben zu sein.«
    »Ehrlich gesagt, Sir, ich weiß manchmal nicht so genau, wie Lucy zu mir steht.«
    »Unsinn. Wenn Lucy Sie mir vorstellt, dann hat das was zu bedeuten.« Hartzell trank seinen Wein aus und stellte das Glas auf einen Untersetzer aus Walnussholz. »Also, bevor ich mich noch ganz zum Narren mache: Was kann ich für Sie tun?«
    »Mein Vater ist Ihnen schon einmal auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung begegnet, vor einigen Jahren in Chicago.«
    »Ging es vielleicht um das Restaurierungsprojekt des Art Institute oder um die Initiative gegen Brustkrebs im Belden Stratford Hotel?«
    »Sie haben im Stratford an einem Tisch gesessen. Meine Tante Nora hat den Krebs besiegt. Jetzt möchte sie auch anderen helfen und wendet sich an meine Eltern, wann immer sich eine Gelegenheit bietet.«
    »Ihre Tante Nora ist eine Heilige, Paul. Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir an dem Abend eine schöne Summe zusammenbekommen.« Hartzell sah Crenna an. »Ihr Vater hat die gleichen schwarzen Haare wie Sie, vielleicht ein bisschen grau an den Schläfen, und trägt eine Brille?«
    »Das ist er.«
    »Ich erinnere mich gut an Ihren Vater.« In Wahrheit hatte ihm Lucy Crenna senior anhand

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