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Der Schachspieler

Der Schachspieler

Titel: Der Schachspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey B. Burton
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befand sich ungefähr acht Seemeilen vor der Küste, nördlich von Monterey. Westlow hatte Anker geworfen, und das Boot hatte sich nur leicht bewegt in den zwanzig Minuten, die der HH-60-Jayhawk-Helikopter brauchte, um die J/24 aufzuspüren. Westlow hatte offenbar das Licht in der Kabine angelassen, um es der Suchmannschaft leichter zu machen. Das Einsatzboot traf zehn Minuten später ein.« Agent Preston blätterte in ihren Unterlagen um. »Beweisstück D ist eine Kopie von Westlows kurzer Nachricht an das Rettungsteam, die neben dem Funkgerät lag und in der er sich für die Umstände entschuldigt, die er ihnen gemacht habe. Er fügte hinzu, er habe sich bemüht, ›keine Sauerei zu hinterlassen‹. Unser Experte für Handschriftenanalyse hat bestätigt, dass es sich um die Handschrift des Lieutenant Commanders handelt. Auf dem Kabinenboden rollten eine leere Flasche Valium und eine halb volle Flasche Ambien-Schlaftabletten herum. Auf der Steuerbordseite des Boots fanden die Leute Erbrochenes.« Preston atmete kurz durch, ehe sie fortfuhr: »Die Küstenwache ging davon aus, dass der ›Mann über Bord‹, von dem Westlow in seinem Notruf gesprochen hatte, er selbst gewesen sei, dass es sich also um Selbstmord handelte. Futter für die Haie.«
    »Falls er seinen Selbstmord nur vorgetäuscht hat, wie zum Teufel ist er dann an Land gekommen? Ein Komplize?«
    »Wir gehen natürlich der Frage nach, ob er einen Helfer hatte, aber ein Schlauchboot mit Motor hätte auch gereicht. Mit einem GPS hätte er leicht zurückgefunden. Bis der Hubschrauber kam, war er längst fort.«
    Cady gefiel es, dass Agent Preston den Assistant Director nicht auf das Offensichtliche hinwies: dass Westlow dieses Schlauchboot auch benutzt haben könnte, um Adrien Zalentine in der Chesapeake Bay zu töten. Sie überließ es Jund, eins und eins zusammenzuzählen.
    »Wie hat er das Zeug ins Boot geschmuggelt?«
    »Als Westlow ›Selbstmord beging‹, hatte er das Boot bereits vier Tage gemietet: Zeit genug, um alles an Bord zu schaffen und in der Kabine zu verstauen. Das Schlauchboot kann er in einer Kiste an Bord getragen haben, ohne dass irgendjemand Verdacht schöpft.«
    Cady dachte an die Bootsmotoren, die Terri an ihre Gäste vermietete. »In einem Yachthafen wundert sich niemand, wenn ein Typ einen Fünf- oder Sechs-PS-Motor auf sein Boot trägt. Und da ohnehin alles auf Selbstmord hindeutete, stellte sich diese Frage gar nicht.«
    »Das sind alles interessante Spekulationen«, meinte Jund ungeduldig. »Aber haben Sie auch irgendwas Handfestes für mich?«
    »Sprechen wir über seine Kontobewegungen«, sagte Liz Preston. »Beth, würden Sie bitte übernehmen.«
    Special Agent Schommer hatte ihre Hausaufgaben gemacht und ergriff die Gelegenheit zu glänzen. »Jake Westlow hat sich vor seinem vermeintlichen Selbstmord von vier Kreditkarten bedient. Zwei Visa Gold, eine American Express und eine Discover Card. Eine der Visa-Karten und die Discover hatte er sich erst kurz davor zugelegt, nach dem Begräbnis seiner Mutter.«
    »Na und?«, fragte Jund. »Wenn ich erfahre, dass ich Krebs habe und nicht mehr lange lebe, mache ich auch eine Europareise auf Kosten von American Express.«
    »Westlow ist eben nicht nach Europa gereist und auch sonst nirgendwohin. In seiner Wohnung stand auch kein superteurer Fernseher, keine vergoldeten Golfschläger, kein Schmuck, nichts dergleichen. Der Lieutenant Commander hat mit allen vier Kreditkarten größere Beträge abgehoben. Es gibt keine Hinweise, wofür er das Geld gebraucht hat.«
    »Okay, das gefällt mir schon besser. Wie viel Geld fehlt?«
    »Insgesamt hundertzehntausend Dollar durch die Kreditkarten. Weitere zweiundvierzigtausend Dollar hatte er aus dem Verkauf des Hauses seiner Mutter. Dazu kommen noch mal fünfundzwanzig Riesen für den Verkauf seines fast neuen Chevy Traverse. Stattdessen übernahm er den zwanzig Jahre alten Ford Tempo seiner Mutter. Macht insgesamt hundertsiebenundsiebzigtausend Dollar.«
    »Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass der Lieutenant Commander mit einer alten Klapperkiste auf dem Navy-Stützpunkt herumkurven wollte«, meinte Jund. »Eine ganz schöne Summe für einen Neuanfang.«
    »Und das ist nur das Geld, von dem wir wissen, Sir«, fügte Beth Schommer hinzu. »Westlow hinterließ zwei Riesen auf einem Sparkonto und etwa achthundert Dollar auf einem Scheckkonto. Das Geld ließ er wahrscheinlich mit Absicht zurück. In einem kurzen Testament, das in seinem

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