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Der Schachspieler

Der Schachspieler

Titel: Der Schachspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey B. Burton
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Hotelzimmer gefunden wurde, hat er festgehalten, dass das Geld und alles andere an die Make-A-Wish-Stiftung gehen solle.«
    »Als zusätzliche Irreführung, falls jemand seinen Tod untersuchen sollte.«
    In diesem Moment wusste Cady, dass sie den Assistant Director überzeugt hatten. Junds Stimmung hatte sich deutlich gebessert: Er sah handfeste Ergebnisse. Und das Team der Special Agents hatte noch ein Ass im Ärmel.
    »Sie haben außerdem einen Umschlag auf dem Boot gefunden«, fuhr Agent Liz Preston fort. »Er enthielt einen Schlüssel für irgendein schäbiges Motel in Alvord Lake – in der Nähe des Golden Gate Parks –, wo die Junkies herumhängen. Westlow hatte das Zimmer für eine Woche im Voraus bezahlt und dem Typen am Empfangstisch gesagt, dass er nicht gestört werden wolle, dass niemand putzen soll, solange er dort ist – nicht dass man in der Spelunke darauf viel Wert gelegt hätte. Die ganze Woche hatte er ein ›Bitte nicht stören‹-Schild an der Tür. Die Ermittler fanden einen kurzen Abschiedsbrief und das handgeschriebene Testament, das Beth erwähnt hat, beides auf dem ungemachten Bett. Außerdem eine leere Flasche Schlaftabletten neben der Toilette, ein Foto von ihm und seiner Mutter aus besseren Tagen auf dem Fernseher, und sonst nicht viel.«
    »Der Abschiedsbrief ist Beweisstück E, oder?«, fragte Jund.
    »Genau«, antwortete Liz Preston und gab den Kollegen einige Augenblicke zum Weiterblättern. »Verzeihen Sie, wenn ich mich an Shakespeare vergreife, aber Westlows Abschiedsbrief liest sich folgendermaßen: O, hier bau ich die ew’ge Ruhstatt mir, und schüttle von dem lebensmüden Leibe das Joch feindseliger Gestirne. Augen, blickt euer Letztes!«
    »Romeo und Julia, fünfter Akt, dritte Szene«, warf Special Agent Fennell Evans ein.
    »Steht das in Ihren Unterlagen?«, fragte Jund und starrte Evans verblüfft an. »Der Akt und die Szene?«
    Agent Evans schüttelte den Kopf.
    »Sie können Shakespeare auswendig?«
    »Nur die bekannteren Stücke und die Sonette, Sir.«
    Jund starrte ihn immer noch mit großen Augen an. »Meine Frau kommt immer mit Theaterkarten an: Shakespeare, Tschechow, Ibsen, solche Sachen. Hätten Sie Lust, sich ein Stück anzusehen, wenn ich mal nicht kann oder will?«
    »Gern.«
    »Ich habe Sie immer für einen dieser Forensikheinis gehalten, die sich erst wohl fühlen, wenn sie irgendwo Blutspritzer sehen. Jetzt stellt sich heraus, dass Sie eine poetische Ader haben.« Jund blinzelte und kam wieder zur Sache. »Romeo nimmt sich am Ende das Leben. Westlow ebenfalls. Was sagt uns das?«
    »Falls er sich mit Romeo identifiziert, glaube ich nicht, dass sich diese Zeilen auf seine Mutter beziehen«, meinte Evans.
    »Ein interessanter Gedanke«, warf Cady ein, »aber wenn Sie sich erinnern, stirbt Julia zuerst einmal nur zum Schein. Sie ist gar nicht wirklich. Und der Chessman ist absoluter Experte in der Inszenierung eines Todes, wenn Sie an Ingram und Schaeffer denken. Es liegt also nahe, dass er seinen eigenen Tod vortäuscht, um uns irrezuführen.«
    »Es hat funktioniert.«
    »Dadurch hat er sich abgesichert. Sein erster Ansatz war, alles auf Schaeffer zu schieben. Wäre das schiefgegangen, hätte ein lebender Jake Westlow ganz oben auf unserer Liste der Verdächtigen gestanden.« Cady wandte sich den Kollegen zu. Es war Zeit, den Trumpf auszuspielen. »Erzählen Sie ihnen von Rochester, Liz.«
    »Am Tag nach seinem Besuch bei Dorsey Kelch und dem entscheidenden Anstoß durch die Farris-Geschichte in Newsweek fliegt Westlow nach Rochester, Minnesota. Eine Stunde nach der Landung hat er ein halbstündiges Gespräch mit einer führenden Onkologin der Mayo Clinic, um Lorraine Westlows Krankenakte durchzugehen und eine zweite Meinung einzuholen, sich zu vergewissern, ob man auch nichts übersehen hatte. Die Krebsspezialistin Doctor Heidi Steicken berichtet, dass Westlow wissen wollte, ob die behandelnden Ärzte seiner Mutter auch wirklich alles Menschenmögliche unternommen hatten. Doctor Steicken sagte ihm, dass es ›reichlich spät für eine zweite Meinung‹ sei, doch sie weiß, dass Angehörige bis zuletzt nach jedem Strohhalm greifen. Steicken sah Ms. Westlows Akte durch und teilte Jake mit, dass sie die Patientin ganz genauso behandelt hätte. Westlow bedankte sich ausgiebig und ging.«
    »Und?«, fragte der AD.
    »Er flog erst am folgenden Nachmittag zurück«, fuhr Agent Preston fort. »Westlow mietete in Rochester ein Auto. Er nahm sich ein Zimmer im

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