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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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sich übers Wetter unterhalten. Dämliches Arschloch, es war doch unübersehbar, dass Jonathan es saukalt fand. Das war so, als würde man jemandem eine geladene Pistole in den Mund stecken und fragen: Na, mache ich dir Angst? Er warf dem Idioten einen Zehner zu und wartete nicht mehr auf sein Wechselgeld. Er musste die Hintertür des Taxis zweimal zuschlagen und vermeinte, zwischen dem Knallen der Tür den Fahrer sexuelle Aufforderungen murmeln zu hören.
    Soll er sich doch selbst ficken. Vielleicht kratzt er heute Nacht noch ab.
    Jonathan hatte noch zweimal Koks geschnupft, nachdem er Feierabend gemacht und bevor er sich bei Bash das Taxi besorgt hatte. Im Waschraum bei Rapid O’Graphics hatte er den Inhalt der Strohhalme in eine der 35-mm-Filmdosen umgefüllt, die dort überall herumlagen. Diese kleinen schwarzen Behältnisse mit den grauen Deckeln, die immer fest zuschnappten, gehörten zu den Dingen im Leben, von denen Jonathan immer gedacht hatte, dass sie noch anderweitig zu verwenden sein müssten. Wenn man einen Film kaufte, behielt man die Dose, aber dann fand man nichts, wofür man sie verwenden konnte, und schmiss sie schließlich doch weg, damit man nicht immer über sie stolperte und frustriert war, weil man keine Verwendung für sie hatte. Sie schienen geradezu ideal als Drogenbehältnisse. Er erinnerte sich daran, dass die Jungs und Mädels an der Universität von Louisiana oft eine gewisse Menge Pot für Partyzwecke in genau solchen Dosen aufbewahrten.
    Er klopfte sorgfältig jeden der Strohhalme aus und verschwendete diesmal kein Krümelchen. Er war dankbar. Das Zeug hatte ihn den Tag bei Capra überstehen lassen. Er musste fast eine zweite Dose holen, daher schniefte er das oberste bisschen auf der Stelle ab.
    Er hatte sich nach dem Essen zu einem zweiten Hieb in Bashs Badezimmer verholfen. Er sinnierte darüber, warum Leute, die sich ins Badezimmer zurückzogen, um Drogen zu konsumieren, sich zwangsläufig dabei immer im Spiegel ansehen mussten, während sie das taten. Na, du böser Junge, du – schnüffel, schnief –, was für’n schöner Tag – schnief, schlurf-, wie gehts den Kindern?
    Es gibt niemanden, der sich mehr über solche Dinge Gedanken macht, als derjenige, der vorher noch nie damit zu tun hatte.
    Das Kokain half Bashs Ausverkauf an die Mittelklasse ertragen zu helfen. Fein. Sollte Bash doch seinen Spaß mit seiner auseinandergehenden Zippe haben und seinen Status als neugeborenes Arschgesicht damit feiern, dass er es Camela gestattete, ihm die Eier mit einem 24-Karat-Nasenring zu piercen.
    Jonathan lernte, warum man Kokain mit einer Rasierklinge hackte. Kokainkrümel in der Nase schmerzten. Und sie konnten auch herausfallen und sich wie dicke weiße Korngrannen auf dem Hemd breitmachen. Nach der vierten oder fünften Sitzung fühlte er sich wie ein Profi. Er hatte nichts gegen Drogen, er nicht.
    Seine kleine Koksdose war immer noch fast voll. Gegen dieses Zeug war Kaffee ein Dreck, selbst Bashs Terminal-Turbos konnten da nicht mithalten.
    Er haute sich in die Federn, sobald er die Tür aufgeschlossen hatte. Er schlief tief und fest – für ungefähr zwei Minuten. Dann fuhr er wieder auf. Sein Herz schlug wie wild. Er roch den Schweiß, der unangenehm und ölig aus seinen Poren drang. Hinter ihm gab es unregelmäßige Geräusche – es war nicht auszumachen, ob es sich dabei um die Laute des Gebäudes oder des Sturmes handelte. Es hörte kurze Zeit später wieder auf. Lärm über ihm, so als ob jemand in Cruz’ Wohnung herumspaziere, aber auch das hörte zu schnell wieder auf, um es tatsächlich analysieren zu können. Er beschloss zu duschen, bevor sein Kreislauf ganz den Dienst versagte, und stand auf, um sich auszuziehen.
    Alles war ruhig über und unter ihm, als er ins Badezimmer tappte.
    Es war zwar schon sehr spät, aber trotzdem bekam er wider Erwarten einen ordentlich heißen Wasserstrahl. Der Dampf tat gut, das Wasser löste seine verkrampften Rückenmuskeln, und er kam rosa geschrubbt und eingeweicht aus der Dusche. Seine Augenlider folgten der Schwerkraft, und seine Beine wollten in die Horizontale. Trotzdem trank er noch einen großen Schluck Milch aus dem Kühlschrank. Ein Schlummertrunk in einer Tasse. Noch mehr weißes Zeugs.
    Das Handtuch, das er trug, gehörte zu denen, die aus dem Holiday Inn entwendet waren, war also auch weiß. Vielleicht war dies eine subtile Verschwörung. Kokain vor dem Schlafengehen zu nehmen war wohl eine dumme Idee. Besser nicht. Das

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