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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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Rasiermesser fraß sich in die Wand links von Cruz. Es sank tief hinein. Cruz schauderte und dachte wieder an Emilios Hobby.
    Der Boden des Tunnels verschwand unter einem Blutfilm, als die Schnitte weiter bluteten.
    »Gib jetzt.«
    In Jonathans Rucksack war noch der größte Teil des Kilos und ein weiteres Magazin für die Pistole, in dem aber noch die Kugeln fehlten. Das Kilo war seine ganze erträumte Zukunft, eingewickelt in fester, wasserdichter Plastikfolie. Er war sich nicht sicher, ob er bereit war, seinen Schatz so einfach aufzugeben, und daher gab er. Mit der Pistole.
    Sein unartikuliertes Geheul ging in dem Stakkato der Schießerei unter. Sein Zeigefinger zog den Abzug wieder und wieder durch, und er sah, wie sich in dem Ding mit Jonathans Augen Löcher auftaten. Pulverisiertes Fleisch löste sich ab und platschte in die Blutlache.
    Cruz feuerte und feuerte …
    Eine Wange, die ohne das Auge, zerstob in der klammen Luft. Ein Klumpen wurmdurchzogenen Fetts löste sich aus dem Nacken und zerbarst an der Wand neben dem Rasiermesserschnitt. Ein Stück der Schulter zerfiel zu pulverisiertem Leder und Mumienstaub. Ein braunes Auge platzte auf wie eine überreife Zitrone.
    und feuerte und feuerte und feuerte …
    Das Ding gab bei jedem Treffer ein zischendes kleines Schnaufen von sich und strauchelte nicht einmal. Eines dieser plattnasigen Lugergeschosse konnte einem die Hand zu Rührei zerschmettern. Das Ding stand da und grinste, während es jeden Schuss aufsaugte.
    … der Kolben der Sig Sauer traf auf leere Luft. Leer.
    »Gib jetzt.«
    Cruz wusste, dass er noch mehr Kugeln hatte. Was für ein Witz: Das Ding würde ihm wahrscheinlich sogar die Zeit geben, nachzuladen.
    »Was soll ich geben?« Das war überflüssig. Dämlich.
    Die Kreatur streckte nur die Hand mit dem Springmesser aus, Handfläche nach oben.
    Cruz konnte geben und mit diesem zusammengepuzzelten Monster verschmelzen. Alles geben. Oder er konnte geben und vielleicht sogar entkommen. Seine Befürchtungen in Bezug auf Emilio sahen im Augenblick ein wenig lächerlich aus.
    »Zeig mir den Weg hier raus, und ich werde geben.«
    Die Kreatur drehte sich nach links und versenkte beide klingenbewehrten Händen in dem Schnitt, den sie zuerst mit Edgar Ransomes Rasiermesser gemacht hatte. Es zog die Ränder weit auseinander, und der Schnitt riss weiter auf. Dunklere Ströme venösen Blutes quollen hervor.
    Das enge Loch war bis in Kopfhöhe aufgerissen.
    »Aus.«
    »Soll das heißen, ich muss da hineingehen?«
    »Aus.« Die Kreatur trat von ihrer Arbeit zurück, blutbedeckt und triefend. Cruz sah, wie ein dampfender Klecks von dem Joghurtzeug langsam aus der Schädelhöhle quoll und das Loch in dem Nacken füllte, das von einer Kugel gerissen worden war. Das Zeug blieb stecken und begann, sich mit dem Gewebe zu verbinden, den Schaden zuzukleistern.
    Ein neues Auge schob sich durch die geleeartige Masse wie ein auftauchendes Periskop. Kleiner als die anderen und braun.
    Eines von Mario Velasquez Augen.
    »Gib. Jetzt.«
     
    Bei dem hektischen Gebell von Revolverkugeln auf Metall ließ sich Fergus auf den Boden fallen, die Hände auf den Ohren, flach auf den Tunnelboden. Etwas Gewalttätiges ging direkt hinter der nächsten Kurve ab.
    Zwischen ihm und der Schießerei lag schlafend sein Liebling, träge und unansprechbar nach zu viel gutem Essen. Er hatte mehrere Male gefressen, ohne dass Fergus das mitbekommen hatte, und war jetzt so groß, wie Fergus ihn niemals zuvor gesehen hatte. Er passte kaum noch in den Tunnel. Das konnte ein echtes Problem werden.
    Aber das Gift, der Stoff, von dem er feuchte Träume bekam, die besser waren als alles andere, das Gift würde jetzt auch besser sein, als Fergus es je zuvor erlebt hatte. Das sinnliche Vergnügen müsste fast den ganzen Ärger wert sein.
    Zuerst dachte er, irgendein Eindringling würde auf seinen Liebling schießen, um ihn zu verletzen. Aber die Akustik passte nicht dazu. Die Schüsse wurden weiter weg im Tunnel abgefeuert, hinter der nächsten Kurve. Es war schwer, das zu sagen, bei all dem Metall hier und bei der schleimigen braunen Masse seines Lieblings, die den Durchgang versperrte.
    Auch die Schüsse weckten ihn nicht auf, und Fergus musste ihn am Schwanz ziehen, damit er sich umdrehte.
    Er hatte nicht mit seiner Laune gerechnet. Der torpedoförmige Kopf rutschte unter der Schwanzwindung hervor und biss Fergus. Wahrscheinlich stärker als geplant. Aber der Wurm war gerade rüde geweckt worden und

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