Der Schädelring: Thriller (German Edition)
dieser Teufelsanbeter das Blut sogar tranken.“ Der Mann verzog das Gesicht vor Ekel. „Fast nicht zu glauben, nicht wahr?“
„Schon möglich in dieser verrückten Welt“, sagte Julia. „Haben Sie je gehört, dass Menschen verstümmelt wurden?“
„Na, das war in Texas“, sagte er. „Dort gehen die Leute mit Messer aufeinander los, um zu beweisen, wer den besseren Pickup besitzt. Manchmal schneiden sie sich bis auf die Knochen.“
„Glauben Sie, dass jemand in Elkwood Tiere tötet?“
Er schüttelte den Kopf. „Das passiert hier nicht. Nicht in einer Stadt wie dieser. Dies sind gute, gottesfürchtige Menschen, die nach der Bibel leben.“
„Das behaupten die Menschen überall“, sagte Julia.
„Außer in Los Angeles und vielleicht in New York.“
Julia lächelte und nickte. „Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Herr Cole. Lesen Sie den Artikel nächste Woche. Er wird so herzerwärmend sein, dass die Leser vor Mitleid vergehen.“
„Ich weiß es wirklich zu schätzen.“
Er rief ihr nach, als sie sich zum Auto begab. „Möchten Sie nicht eines mit sich nach Hause nehmen?“
Sie zögerte, als sie die Tür öffnete und ließ ihre Augen über das ganze Tierheim schweifen, vom kleinen Schuppen, der als Büro diente, zur größeren Hütte, in der die Katzen hausten bis hin zum Beton- und Drahtzwinger der Hunde. Die Hunde saßen nun beim Zaun, mit Ausnahme des kleinen weißen Hundes mit dem buschigen Hinterteil. Sein Schwanz bewegte sich hin und her und die dunklen Augen glänzten wie mit einer geheimnisvollen Botschaft.
„Schau mich nicht so vorwurfsvoll an “, sagte sie in Gedanken zu ihm. Das hätte mir gerade noch gefehlt. Ich habe schon genug Sorgen. Zum Beispiel mein eigener Egoismus, der meine gesamte Zeit in Anspruch nimmt, mein kleiner Fiffi .
„Ich glaube, mein Mietvertrag verbietet Haustiere“, sagte sie zum Leiter.
„Na, überlegen Sie es sich.“ Er winkte.
„Ja, werd ich tun“, sagte sie, als sie ins Auto stieg. Definitiv.
Auf dem Weg in die Stadt zurück dachte Julia an das, was sie am Morgen in ihr Tagebuch geschrieben hatte. Sie wunderte sich, ob es wohl die Art Tagebucheintrag war, den sich Dr. Forrest wünschte. Sie war beim ersten Ton des Weckers aufgewacht. Die Uhr zeigte die richtige Zeit an. Bevor sie sich ins Badezimmer begab, um die Zähne zu putzen, öffnete sie das Tagebuch und schrieb ihren Traum nieder.
Denselben Traum.
Den von den versteckten Knochen unter dem Boden.
Es war nicht der Boden in ihrem Haus oder in ihren früheren Wohnungen. Es waren lange mit Nut und Feder verbundene Holzbretter. Aus irgendeinem Grund musste sie im Traum die vergrabenen Knochen geheim halten. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie die Knochen nicht selbst vergraben hatte, dass sie niemanden getötet hatte, doch dieser Teil des Traums war nicht sehr klar.
Vielleicht wusste Dr. Forrest, was er bedeutete. Dr. Forrest hatte ihr geholfen, einen früheren Traum zu entziffern. In diesem Traum war Julia schwanger gewesen und eine Schlange hatte versucht, ihr das Baby wegzunehmen. Nach der Freudschen Interpretation war die Schlange ihr Vater und der Fötus war sie selbst als kleines Kind. Demzufolge hatte Julias Vater ihr die Kindheit gestohlen und war für Julias psychische Störungen verantwortlich.
Sie dachte noch immer an ihren Vater, als sie in den Parkplatz des Courier-Times einbog. Die Nachmittagssonne war hinter ihr und sie sah ihr Spiegelbild in der Glastüre des Haupteingangs. Sah sie ihrem Vater ähnlich? Sie konnte sich nur schwer an sein wahres Gesicht erinnern. Sie sah lediglich das vor sich, dass sie sich aus den vagen Bildern in ihrem Gedächtnis zusammengestellt hatte. Lebte er noch? Warum hatte er sie verlassen? Wie viel von ihm lebte in ihr weiter? Wie sehr sollte sie ihn hassen?
Sie fröstelte, obwohl es ein warmer Tag war. Im Büro wartete Rick auf dem Stuhl neben ihrem Pult auf sie.
„Hallo“, sagte er. „Wie geht’s?“
„Gut, danke. Und vielen Dank für gestern. Ich musste wirklich einmal ausspannen.“
„Ja, das habe ich mir gedacht. Vielleicht solltest du öfters ausgehen?“ Er neigte sich zu ihr hin und lächelte, als sie sich setzte.
„Ist das eine Einladung?“
„Vielleicht“, sagte er.
„Du weißt, dass ich verlobt bin, nicht wahr?“
Er machte eine wegwerfende Handbewegung, als ob er Spinnengewebe wegwischen wollte. „Du bist seit vier Monaten hier und ich habe noch kein Zeichen deines Märchenprinzen gesehen. Er
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