Der Schädelring: Thriller (German Edition)
sie keine imaginären Augen am Fenster sehen wollte, wäre es das Beste, die Augen zu schließen und die Fantasiefilme hinter ihren Augenliedern anzusehen.
Einen Augenblick lang wünschte sie sich, Mitchell im Bett neben sich zu haben. Lieber den Teufel, den du kennst .
Anfangs der zweiten imaginären Filmrolle fiel sie in einen ruhelosen Schlaf.
6
„ Wie viele sagten Sie?“ fragte Julia.
Der Leiter des Tierheims zog an seiner Zigarette, atmete aus und versuchte vergebens, die Katzenhaare auf seiner Jacke wegzuwischen. „Ungefähr dreißig. Klingt nicht nach sehr viel, aber wenn Sie der Haustierbesitzer sind . . .“
Dreißig Hunde und Katzen wurden in den letzten zwei Wochen als vermisst gemeldet. Der alte Mann mit dem ledrigen Gesicht lehnte sich gegen den Zaun und schnipste die Asche auf den mit Kies bedeckten Boden. Er hatte sie durch das Tierheim geführt und ihr erlaubt, Aufnahmen mit ihrer Digitalkamera zu machen. Fünf Hunde drückten die Nase gegen den Drahtzaun; nur einer wedelte mit dem Schwanz. Die anderen schauten gelangweilt in die Welt. Mit ihrem stumpfen Fell und den hängenden Ohren sahen sie wie lebenslängliche Häftlinge aus.
„Wir erhalten normalerweise etwa drei Berichte pro Woche“, sagte der Leiter mit der rauen Stimme eines langjährigen Rauchers. „Die meisten werden natürlich von Autos überfahren. Einige sind einfach weggerannt. Eine Katze oder ein Hund ist jedoch viel intelligenter als man denkt. In letzter Zeit gingen jedoch verdammt viele verloren.“ Der Mann hustete.
Julia machte sich einige Notizen auf ihrem Schreibblock. „Ist dies auch schon früher vorgekommen?“
„Nicht in den letzten zehn Jahren, seit ich hier bin“, sagte er. „Es wäre mir lieber, wenn Sie dies nicht in Ihren Bericht aufnehmen. Die Leute, die früher über uns schrieben, betonten die wichtige Arbeit, die wir hier leisten, dass wir auf Spenden angewiesen sind und so fort.“
„Eine herzerwärmende Geschichte?“
„Ja, genau.“ Er schnipste die brennende Asche fort, trat den Zigarettenstummel aus und schob ihn in die Tasche seines Overalls. Der Wind drehte und blies den starken Geruch von Tierexkrementen in ihre Richtung. Der Mann schien es nicht zu bemerken. „Wir haben schon genug Probleme hier, wie Sie sich sicher denken können.“
„Lassen Sie mich raten. Die Gemeinde vergütet Ihnen nur einen winzigen Teil Ihrer Unkosten, zwingt Ihnen jedoch jede Menge Vorschriften auf. Ganz abgesehen von den staatlichen Gesetzen, die Sie einhalten müssen. Dazu kommen noch Ausbrüche des Parvovirus und der Katzenleukämie sowie Räude, Flöhe und Herzwurm. Und der einzige Lichtblick ist, dass hie und da jemand vorbeikommt und einen dieser Kerle adoptiert.“
Sie streckte die Hand durch den Zaun und streichelte die Nase eines Hundes. Er leckte ihre Finger und schaute sie mit griesgrämigen, fragenden Augen an. Sie schaute weg, bevor das Schuldgefühl vom Herzen in das Gehirn gelangen konnte.
„Ja, so ist es“, sagte der Mann. „Die meisten Leute machen sich keine Gedanken, wie Tiere behandelt werden. Ich wünschte, ich könnte sie alle zu mir nach Hause nehmen.“
Die Augen des Tierheimleiters trübten sich ein wenig. Julia schaute weg und betrachtete das Stück spärlichen Waldes, den Fluss und die Kläranlage von Elkwood auf dem benachbarten Grundstück. In der Ferne erhoben sich die Berge mit ihren roten, goldenen und orangen Herbstwäldern. Dünne Wolken schwebten hoch am Himmel.
„Also wird es eine herzerwärmende Geschichte“, sagte Julia. „Nur noch eine Frage, ganz inoffiziell natürlich. Was glauben Sie, weshalb so viele Tiere vermisst werden?“
Der Mann griff in die Tasche, als ob er nach einer weiteren Zigarette suchte, zog die Hand jedoch wieder leer heraus. „Ich wohnte früher in Austin, Texas“, sagte er. „Eines Morgens entdeckten einige Bauern am Rande der Stadt, dass einige ihrer Tiere tot waren. Hunde, Katzen, einige Lämmer, sogar eine Kuh. Die Kehlen durchgeschnitten. Die Bullen fanden eine kleine zerstampfte Stelle zwischen Mesquite-Bäumen. Wer immer dafür verantwortlich war, hatte eine kleine Party veranstaltet.“
„Party?“
„Sie zeichneten einen Ring aus Blut auf dem Boden und in der Mitte eine sternförmige Figur. Teufelsanbeter, sagte die Polizei. Sie erwischten sie nie.“
„Kam es mehrmals vor?“
„Nicht im großen Rahmen. Es gab hie und da Berichte von verstümmelten Hunden und so Ähnlichem. Die Polizei sagte, dass einige
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