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Der Schädelring: Thriller (German Edition)

Der Schädelring: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schädelring: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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aufgegeben.“  
    „Wenn ich der Teufel wäre, dann wäre Elkwood der geeignete Ort, mit dem Armageddon zu beginnen. Hier sind die Menschen am selbstgefälligsten, wenn es um den Glauben geht.“
    „Dir geht es nur um die Kontroverse, gemäß dem Glaubensbekenntnis des Journalisten: ‚Die Auflage steigt, wenn Blut fließt.‘“
    „So gewinnt man Auszeichnungen“, sagte Rick. „Satanismus enthält alles, was eine gute Story ausmacht: Mord, Drogen, Hörigkeit, Orgien, Gut gegen Böse.“
    Julia überlegte sich, ob sie ihm die pikante Neuigkeit über das Verschwinden der Tiere mitteilen sollte. Wenn er jedoch seine Geschichten nur aufgrund von Gerüchten, Theorien und oberflächlicher Forschungen veröffentlichte, wollte sie sich so weit wie möglich von ihm distanzieren. Falls Rick das zuließ. „Viel Glück dabei. Nimm es nicht persönlich; ich hoffe jedoch, dass sich deine Geschichte als Sackgasse erweist. Ich muss wieder zurück an die Arbeit. Termine, du weißt ja schon.“
    „Ja, okay.“ Rick stand auf und fummelte an seiner Brille herum. An der Tür zu ihrem winzigen Büro blieb er stehen. „Hast du was dagegen, wenn ich dich später anrufe?“
    Was immer er auch tat – sei es als christlicher Soldat, der auf Anwerbung aus war, oder als chronischer Frauenheld – eines war sicher: er wusste nicht, wann es genug war. Seine Wangen waren voll Knitterfältchen, als er lächelte. Er sah aus wie ein junger Robert Redford in All the President’s Men . Wahrscheinlich übte er es vor dem Spiegel. „Ich bin ziemlich beschäftigt“, sagte sie. „Vielleicht ein anderes Mal?“
    „Sicher. Nachdem du verheiratet bist, vielleicht.“
    „Das wird nicht dein Problem sein.“ Sie lächelte ihn an und hoffte, dass er dies nicht als Einladung auffasste, seinen geschmeidigen Fitnessklub-Körper auf ihre Matratze zu legen. Sie wunderte sich, ob sein Moralgefühl es zuließ, die Verlobte eines anderen Mannes zu verführen, entschied jedoch, dass die meisten Männer nur einem Gefühl folgten, nämlich dem in ihren Hosen. „Vielen Dank für die Einladung gestern.“
    Rick richtete sich auf; sein Gesichtsausdruck war so dreist wie zuvor. „Müssen wir wiederholen, nicht?“
    Nachdem er das Büro verlassen hatte, schrieb Julia ihren Artikel fertig, lud die Digitalfotos herunter und fuhr nach Hause. Als sie ihre Kamera und die Umhängetasche ablegte, war es noch hell. Bis zur Dämmerung dauerte es noch gut eine Stunde und sie entschloss sich, einen Spaziergang den kleinen Pfad entlang zu machen, der hinter dem Haus durch den Wald führte.
    Künstlich erzeugter Mut. Funktioniert bei Betrunkenen. Vielleicht wirkt es auch bei mir.  
    Sie schloss die Tür hinter sich ab, schob den Schlüsselring und den Pfefferspray in die Tasche. Da die Bäume viele der Blätter bereits verloren hatten, konnte sie das Haus vom Pfad aus im Auge behalten. Herbst war ihre Lieblingsjahreszeit und sie ließ sich die Freude daran nicht nehmen, nur weil ein messerstechender Unhold hinter einem Baum warten könnte.
    Der Pfad führte einen kleinen Bach entlang. Dort wirkte der Wald eher einladend als bedrohlich. Herbst war nicht nur eine herrliche Farbenpracht. Die Jahreszeit hatte einen bestimmten Geschmack und Geruch. Julia genoss den süßen Modergeruch der Blätter, die spät blühende Goldrute, das rostfarbene Joe Pye-Gras und das saubere Wasser, das sich silbern über die Steine ergoss. Weit weg von der Zivilisation, umgeben vom Wald, dem wilden Wasser und der Sonne fühlte sie sich ganz normal und sorgenfrei. Die Sonne ging jedoch immer wieder unter, die Dunkelheit breitete sich erneut aus und sie war nicht allein auf der Welt.
    Das andere Ende des Pfads grenzte an den Garten von Mabel Covington. Gelbe Äpfel lagen unter einem knorrigen Baum und zwei Steppdecken hingen zum Auslüften für den Winter an der Wäscheleine. Das Gras war dicht und beinahe blau. Das Aroma von gebratenem Huhn kam aus der Küche des großen Kolonialhauses.
    Frau Covington erschien an der Tür der überdachten Terrasse. „Hallo, Julia“, rief sie. „Ich habe sie vom Fenster aus gesehen. Wie geht’s Ihnen?“
    „Gut, Frau Covington. Ich mache einen Spaziergang. Wie geht es Ihnen?“
    „Ausgezeichnet. Kommen Sie doch auf ein Stück Kuchen herein. Ich habe Sie schon länger nicht mehr gesehen.“ Eine graue Katze schlich zwischen ihren Füßen hindurch und streifte mit dem Schwanz das Kleid der Frau, als sie auf Samtpfoten die hölzernen Treppenstufen hinunter

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