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Der Schädelring: Thriller (German Edition)

Der Schädelring: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schädelring: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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tapste.
    Julia wollte ablehnen, doch Frau Covingtons Lächeln strahlte bis in ihre tiefblauen Augen. Julia ging an der niedrigen Hecke vorbei gegen das Haus. „Vielen Dank, das ist nett von Ihnen.“
    „Na, wir sind doch Nachbarn. Mit all den vielen Fremden, die hier einziehen, gehen die nachbarlichen Beziehungen verloren. Wir müssen doch auf einander aufpassen, vor allem hier bei Buckeye Creek.“
    Julia stählte sich für eine Standpauke, die sich gegen jeden richtete, der es sich erlaubte, außerhalb des Amadahee County geboren zu sein. Die Frau hielt jedoch lediglich die Tür auf, bis Julia das Haus betrat. Sie setzten sich an den wackligen, von Hand geschreinerten Kirschholztisch in der Küche, obwohl Frau Covington ein großes Esszimmer mit einem schönen Baumnusstisch besaß. Das ganze Haus war mit so vielen rustikalen Antiquitäten vollgestopft, dass einem Plünderer das Wasser im Mund zusammenlaufen würde.
    Frau Covington brachte zwei Teller mit dicken Scheiben eines Kirschkuchens und einer Kugel Vanilleeis daneben, das sich mit dem roten Kuchenbelag vermischte. Julia nahm eine Tasse Kaffee an und wartete, bis Frau Covington eine schwarze Katze aus der Küche jagte. Dann aßen sie zusammen.
    „Dies ist köstlich“, sagte Julia.
    „Vielen Dank“, sagte die Frau. Ihre falschen Zähne waren von den Kirschen verfärbt. „Seit mein Archibald nicht mehr lebt und die Jungen im Westen wohnen, habe ich nicht viel Motivation zum Kochen. Es ist schön, dass ich mich wieder einmal um jemanden kümmern kann.“
    Sie tätschelte Julias Hand.
    „Ich hoffe nur, dass ich mir hiermit nicht den Appetit aufs Abendessen verderbe“, sagte Julia, ehe sie noch eine Gabel zum Mund führte.
    „Ein junges Mädchen in Ihrem Alter sollte sich keine Sorgen darüber machen, was sie isst. Man hört so vieles von Mädchen, die sich erbrechen und verkümmern, nur weil sie Angst haben, dick zu werden. Einem richtigen Mann macht etwas Fleisch auf den Knochen nichts aus.“
    Julia grinste. Sie wurde nicht oft „ein Mädchen“ genannt, nicht mit ihren siebenundzwanzig Jahren. „Keine Sorge. Ein paar zusätzliche Pfund jagen mir keine Angst ein.“
    Nur andere Dinge wie Löwen und Tiger und Bären und Satanskulte.
    „Frau Covington –“
    Die Frau hielt ihre faltige Hand hoch. „Wie oft muss ich es Ihnen noch sagen. Nennen Sie mich Mabel.“
    „Okay, Mabel.“
    „Walter Tripplet war in letzter Zeit oft in der Nähe.“
    „Er scheint sein Handwerk zu verstehen.“
    „Ein richtiger Allrounder“, sagte Frau Covington. „Er repariert alles sehr gut. Wurde des Mordes verdächtigt. Kam ungestraft davon.“
    „Mord?“
    „Ich sollte keine Gerüchte verbreiten“, sagte Frau Covington, als ob sie dazu nicht genügend Gelegenheit hätte. „Man muss jedoch auf dem Laufenden sein. Das ist ja kein Klatsch, nur das Weitergeben von Informationen.“
    Julia umklammerte ihre Tasche. Die Dämmerung fühlte sich plötzlich erstickend an wie ein Totenhemd für die Lebenden. Die Katze sprang auf Frau Covingtons Schoß. Im Halbdunkeln war sie kaum sichtbar, nur ihre Augen glühten grün. Die Frau streichelte sie und schaukelte auf ihrem Stuhl.
    „Walter verlor seine Frau vor etwa acht Jahren. Wenn ich sage ‚verlor‘, dann meine ich es genauso. Sie gingen campen bei Cracker Knob, dort drüben.“ Sie hob einen zitternden Arm in Richtung Berge. „Walter kehrte am folgenden Tag zurück und sagte, sie wäre verschwunden. Sie verschwand einfach mitten in der Nacht. Natürlich organisierten sie eine riesige Suchaktion. Sämtliche Männer und einige Frauen durchsuchten jeden Zentimeter dieses Bergs. Sie fanden kein Zeichen von ihr.“
    Das Quietschen des Stuhls wurde durch die Stille der Nacht noch verstärkt. Julia bemerkte zum ersten Mal, wie sanft die Nacht anbrach, wie sie einen umschlich, sich von den Bäumen senkte, wie Rauch aufstieg und gleichzeitig wie dunkler Schnee herabfiel. Heimtückisch, langsam und entschlossen.
    „Walter schwört immer wieder, dass sie direkt neben ihm im kleinen Zelt lag. Sie schlief und von einer Minute zur anderen war sie verschwunden. Sie nahm nicht einmal ihre Wanderschuhe oder sonst etwas mit sich, nur die Kleider, die sie gerade trug. Sie war eine Stamey, stammte aus einer alten, angesehenen Familie. Nicht die Art, die Dummheiten machte. Zudem kannte sie sich in den Wäldern aus.“
    „Armer Walter“, entschlüpfte es Julia ganz spontan. Das war es also, was sie in seinen Augen gesehen hatte, das

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