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Der Schädelring: Thriller (German Edition)

Der Schädelring: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schädelring: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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gelöst hat, denn tief im Innern versucht er sie immer noch zu lösen.“
    Der Gitarrenspieler drehte den Verstärker auf und klimperte einen ominösen Akkord. Das Publikum johlte, pfiff und trank. Der Drummer spielte ein Fill und überprüfte die Winkel der Trommelfelle und der Zimbel. Vor zehn Jahren wäre Julia begeistert gewesen und hätte die ganze Nacht tanzen wollen. Nun zog sie ein Radio vor, dessen Lautstärke sie kontrollieren konnte.
    Auch Whitmores Gesicht nahm einen schmerzlichen Ausdruck an. „Dies ist mein Einsatz“, sagte er und erhob sich.  
    Julia ergriff ihre Tasche, trank den letzten Schluck ihres Drinks und bezahlte die Rechnung. Sie begleitete Whitemore bis zum Gehsteig und bedankte sich noch einmal.
    „Ich bezweifle, dass ich Ihnen helfen konnte“, sagte er. „Möglicherweise machen Sie sich jetzt noch mehr Sorgen als vorher.“
    „Sorgen sind, was man daraus macht“, sagte Julia und wiederholte eine von Frau Covingtons Bergweisheiten. Sie tönte fremd in dieser Welt aus Beton und Stahl.
    „Ich sage Ihnen nun nicht, dass es besser wäre, Sie würden die Vergangenheit ruhen lassen und mit Ihrem Leben fortfahren“, sagte er. „Das hören Sie sicher oft genug.“
    Sie lächelte. „Ein Detektiv hört nie auf zu versuchen, ungelöste Fälle zu lösen, nicht wahr?“
    Sein Zähne glänzten im Licht der Straßenlampe. „Behalten Sie meine Telefonnummer und rufen Sie mich an, falls es etwas Neues gibt.“
    Sie gaben sich die Hand und Julia ging in ihr Zimmer hoch. Sie war leicht benommen von den Drinks. Sie legte sich aufs Bett und hörte dem gleichmäßigen Pochen des Straßenlärms zu, dem Blutstrom der Stadt, der durch die mächtigen Asphaltvenen floss.
    Weswegen hatte ihr Mitchell nichts vom Ring erzählt? Er hätte sicher gewusst, dass Whitmore einen solch außergewöhnlichen Gegenstand erwähnen würde. Andererseits hätte er ihr auch die Telefonnummer von Whitmore vorenthalten oder den Detektiv gar nicht erwähnen können. Vielleicht hätte sie Whitmore eigenhändig ausfindig machen können, vielleicht auch nicht.
    Als sie vollständig angezogen einschlief, hatte sie sich überzeugt, dass Mitchell sie nur hatte schützen wollen. Mitchell wollte nicht, dass sie sich über die Vergangenheit Gedanken machte, weil er ihr eine perfekte Zukunft wünschte. Während sie in einem Dunst wirrer Bilder versank, versuchte sie zu beten, doch es kamen keine Worte und auf ihr Suchen auch keine Antwort.    

 
     
    11
     
    Julia hatte überhaupt nicht geträumt; jedenfalls konnte sie sich am Morgen an nichts erinnern. Sie hatte einen leichten Kater und schimpfte mit ihrem Abbild im Badezimmerspiegel.
    „Du brauchst nur einige Schlucke 80-grädigen Alkohols, um Alpträume über Knochen zu vermeiden“, sagte sie und betrachtete ihre rotgeränderten Augen. „Da ist definitiv was dran, es sieht jedoch nicht nach einem Happy End aus. Ich ziehe es vor, verrückt zu sein als zur Säuferin zu werden.“
    Dann wurde ihr bewusst, dass wahrscheinlich nur Verrückte mit sich selbst im Spiegel sprachen. Sie versuchte, den Muskelkater mit einer Dusche zu vertreiben und vertiefte sich anschließend in das Telefonbuch von Memphis. Sie rief Sue McAllister an, eine Journalistenkollegin beim Commercial Appeal, erhielt jedoch lediglich den Anrufbeantworter. Julia hinterließ eine Nachricht, dass sie in Memphis sei und fragte, ob sie sich am folgenden Tag treffen könnten.
    Mitchell rief an und sie trafen sich in der Stadt zum Mittagessen. Julia erwähnte ihr Treffen mit James Whitmore nur beiläufig und sagte nichts über den Schädelring. Bis anhin war Mitchell ein geduldiger Verbündeter gewesen und sie wollte ihn nicht verärgern. Sie konzentrierte sich darauf, angenehm und freundlich zu sein wie die Art Frau, die er sich ihrer Meinung nach wünschte. Ihre Gedanken schweiften jedoch immer wieder nach Elkwood zurück und mitten im Nachtisch dachte sie an die Baseballkarten, die ihr Walter gebracht hatte.
    Mitchells Handy unterbrach sein Essen und während er in das Mundstück sprach, beobachtete Julia seine Gesichtszüge. Er war braungebrannt, hatte ein starkes Kinn und seine Wangen zeigten einen leicht dunklen Schatten vom nachwachsenden Bart. Sein Haar war sorgfältig geschnitten, die Länge seiner Koteletten waren auf die Höhe der Ohren abgestimmt. Dunkle Augen, ein hübscher Mund – er sah tatsächlich wie ein Filmstar aus. Er könnte den Anwalt in einem Thriller von Grisham spielen.
    Sie ertappte sich

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