Der Schädelring: Thriller (German Edition)
hatten wohl versucht, herauszukriechen.“
„Der Bericht sagte, dass es außer dem zerbrochenen Fenster keine Hinweise auf einen Einbruch gab und dass nichts gestohlen wurde.“
„Soweit wir das beurteilen konnten. Natürlich wäre es möglich, dass er eine Million Dollar in einem Papiersack verborgen hätte.“
„Er war Lehrer an der Highschool.“
Er schaute sie über sein Glas Milch hinweg an. „Man hört nicht gerne Schlechtes über Menschen, die man zu kennen glaubte. Wie stehen Sie dazu?“
„Sagen Sie es mir ruhig“, sagte sie. „Ich habe mir ziemlich sicher schlimmere Dinge vorgestellt, als Sie mir mitteilen könnten.“
Er lächelte und seine scharfen Gesichtszüge glätteten sich. „Kann ich mir denken. Na, ja, er könnte etwas mit Drogen zu tun gehabt haben. Vielleicht war er ein Dealer. Wir fanden zwar niemanden, der mit ihm gedealt hatte, aber diese Art Informationen gibt man der Polizei ja nicht so leicht preis.“
Die Band, die nachts spielte, begann, die Instrumente am anderen Ende des Raums aufzustellen. Ein Teenager mit strähnigem Haar steckte das Kabel einer Gitarre in eine Buchse. Er sah aus wie einer der schnell fingernden Gitarrenspieler, die auf den Straßen Memphis ins Nichts wanderten. Julia hatte sie ihr ganzes Leben lang beobachtet und sich über die endlose Macht der Träume gewundert, die diese Menschen dazu führten, sich selbst anzulügen und daran zu glauben, dass sie es schaffen würden, berühmt oder glücklich zu werden.
Whitmores vorstehende Augen schweiften durch den Raum. „Soweit wir es beurteilen konnten, war Ihr Vater ein anständiger Bürger. Könnte natürlich sein, dass er sich große Mühe gab, diesen Eindruck zu erwecken. Wäre nicht der Erste.“
„Keine Flugbillette, keine Anrufe an Taxis, keine Angaben über sein Fahrzeug, das in der Einfahrt stand? Hat man etwas über seinen Führerausweis oder seine Kreditkarte erfahren?“
„Nichts. Im Falle einer vermissten Person verfolgt man die Schritte des Opfers immer wieder, um herauszufinden, wo sich die Spur verliert. An dem Tag, an dem Douglas Stone verschwand, hatte er unterrichtet. Er brachte Sie zur Tagesstätte und holte Sie wieder ab. Er nahm Sie in die Bibliothek und den Park mit, dann zu McDonald. Anscheinend brachte er sie ins Bett. Danach verschwand er spurlos.“
Der Teenager spielte einen kurzen Blueslick – nicht schlecht, aber auch nichts Besonderes – und half dann dem Schlagzeuger, die Instrumente aufzustellen. Ein großer Mann mit einer Bassgitarre auf dem Rücken begann, Kabel zu spannen. Bis zum Soundcheck würde es voraussichtlich noch eine halbe Stunde dauern, und Julia wollte möglichst weit fort sein, bevor der erste falsche Ton erklang.
Julia leerte den Rest ihres Drinks, schloss die Augen und versuchte, sich an Einzelheiten aus ihren Träumen und den Hypnosesitzungen zu erinnern. Welche Fragen würde Dr. Forrest stellen? „Was ist mit seinen persönlichen Effekten geschehen?“
„Die blieben zwei Jahre lang im geschlossenen Fach mit dem Beweismaterial, wurden dann öffentlich versteigert. Das Geld ging an die Pflegefamilie, bei der Sie wohnten.“
„Irgendwelche Wertgegenstände?“
„Damals trugen Männer kaum Schmuck, nicht wie heutzutage. Ich erinnere mich jedoch an etwas, das ich eigenartig fand. Hat Ihnen Mitchell nichts von dem Ring erzählt?“
„Ein Ring?“
„Ja. Ein großer Silberring in der Form eines Schädels. Er hatte zwei kleine Rubine in den Augenhöhlen.“
Der Ring. Der Ring am Finger der Hand, die das Messer gehalten hatte. Julias Magen verkrampfte sich und die Erinnerung an den Schmerz lief ihr kalt den beiden Narben am Unterleib entlang.
„Daraus haben wir geschlossen, dass das Verschwinden nicht mit einem Diebstahl zusammenhing.“ Whitmore fuhr fort und schaute sie nachdenklich an. „Der Ring war ziemlich sicher einige Tausend Dollar wert.“
„Wurde er ebenfalls versteigert?“
„Ja. Soviel ich weiß.“
„Gibt es Unterlagen über die Versteigerung?“
„Wahrscheinlich schon. Das war jedoch mehr als zwanzig Jahre her, bevor es Computerdatenbanken gab und Papierunterlagen gehen manchmal verloren. Sie können sich jedoch bei der Unterlagenabteilung erkundigen. Die nehmen sich möglicherweise eine Viertelstunde Zeit, bevor sie Sie wegjagen.“
Er trank seine Milch aus. Ein Mann am anderen Ende der Bar zündete eine Zigarette an. Whitmore starrte den Raucher an, der sein Getränk und den Aschenbecher nahm und sich an einen
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