Der Schädelring: Thriller (German Edition)
verdrehen, würde sie in einem Meer der Angst ruderlos dahingleiten. Sie konnte es sich nicht leisten, diesen letzten Rettungsring zu verlieren. „Ich habe mit einem der Polizisten gesprochen, der den Fall meines Vaters bearbeitet hat.“
„Wer war es?“ Dr. Forrest klang wieder verärgert. Weshalb sollte es sie kümmern, mit wem Julia gesprochen hatte?
„James Whitmore. Er ist jetzt pensioniert.“
„Haben sie etwas Neues entdeckt?“
„Nichts Neues“, sagte Julia. „Tatsache ist, der Fall ist ziemlich begraben.“
Genau wie die Schachtel, die ich fand.
Julia fühlte sich wieder etwas besser und schleppte sich zum Bett. Sie drehte das Telefonkabel mit den Fingern und wartete auf Dr. Forrests Reaktion.
„Sie gehen doch nicht bei Dr. Lanze vorbei bei dieser Gelegenheit?“ sagte die Therapeutin schließlich.
„Nein. Wieso sollte ich?“
„Na, ja, gewisse Patienten entwickeln eine Abhängigkeit zu ihren Therapeuten. Dr. Lanze und ich sind seit vielen Jahren befreundet. Ich glaube jedoch, dass Sie die Verbindung zu Memphis abbrechen sollten. Sie scheint ihnen nicht gut zu tun.“
„Ich will nicht, dass es mir wieder schlechter geht“, sagte Julia. „Ich bin dankbar für die Hilfe, die er mir gegeben hat. Ich habe jedoch das Gefühl, dass Sie mich besser verstehen. Ich glaube, dass Sie mir bei der Heilung helfen.“
„Natürlich tue ich das, Julia. Sie müssen mir einfach vertrauen.“
„Ich vertraue Ihnen.“
„Dann hören Sie mir zu. Führen Sie die Visualisierungsübungen durch, an denen wir gearbeitet haben. Atmen Sie tief durch den Bauch.“ Die Stimme der Therapeutin wurde beruhigend und gleichmäßig. „Ihre Hände füllen sich mit Luft. Die Finger werden von Licht und Wärme durchflutet. Sie sind federleicht, kleine Wolken, Fische in einem Teich.“
„Mmm“, sagte Julia. Die Erinnerung an die Behandlung war genauso wirksam wie die Behandlung selbst. Dr. Forrest leitete sie durch den Rest der Übung, bis sie ausgestreckt auf dem Bett lag. Das Bett war nun ein magischer Teppich, der hoch oben unter der Sonne schwebte.
„Sind Sie jetzt entspannt?“ flüsterte Dr. Forrest.
„Mm-hmm.“ Julia war so entspannt, dass sie nicht einmal mehr ihren Herzschlag spürte. Sie erinnerte sich daran, dass sie etwas beunruhigt hatte, aber im Moment war nur die Leichtigkeit wichtig.
„Ich sehe Sie dann am Dienstag. Haben Sie noch einen schönen Abend, Julia.“
„Wiedersehen, Frau Doktor“, sagte sie sanft. „Und vielen Dank.“
Sie legte den Hörer auf und war beinahe schon eingeschlafen, als ihr der Ring in den Sinn kam.
Sie glitt vom Bett hinunter und klammerte sich an die friedlichen Bilder, die Dr. Forrest suggeriert hatte. Sie nahm das alte, befleckte Tuch vom Pult und ergriff den Ring, ohne mit dem Metall in Berührung zu kommen. Sie legte das Tuch mit dem Ring in die Schachtel zurück und versorgte die Schachtel in ihrer Tasche.
Draußen dämmerte es und Lichtstrahlen leuchteten in den Gebäuden auf, als die Stadt in die Nachtschicht überging. Julia zog sich aus, schlüpfte in ein dünnes Nachthemd und legte sich ins Bett. Während des Einschlafens wunderte sie sich, ob Mitchell wohl anrufen würde.
Sie erwachte erfrischt ohne die Belastung zurückgebliebener Traumbilder. Sie dachte kaum an den Ring in ihrer Tasche. Nachdem sie geduscht hatte, zog sie sich an und ging in die Hotelhalle, um eine Tasse Kaffee zu trinken. Koffein war schlecht für sie und machte sie unruhig, aber es war eine alte Gewohnheit. Vielleicht würde sie später, nachdem sie Dr. Forrest vollständig geheilt hatte, alle ihre kleinen Krücken aufgeben können.
Zurück in ihrem Zimmer rief Julia das Büro des Commercial Appeal an und erreichte ihre alte Freundin Sue.
„Na, sieh mal, wer kommt denn da hereingeschneit?“ sagte Sue in ihrer gedehnten Sprechweise. Im Hintergrund waren die Geräusche einer beschäftigten Redaktion zu hören.
„Hast du meine Nachricht erhalten?“ fragte Julia.
„Gerade heute Morgen. Ich habe mir gedacht, dass du mich hier anrufst und ich wollte nicht zurückrufen, falls Mitchell bei dir war.“
„Es gab leider nichts zu unterbrechen.“
„Schade. Verdammt, dieser Mann ist ein tolles Stück.“ Sue McAllister war nie verlegen, wenn es darum ging, in den persönlichen Angelegenheiten und Bettgeschichten anderer Menschen herumzustochern. Deshalb war sie eine so erfolgreiche Journalistin. „Also, wenn du nicht in Memphis bist, um mit Mitchell Austin ins Bett zu
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