Der Schädelring: Thriller (German Edition)
somit vermuten wir, dass sie noch lebend zerschnitten wurden. Was ist die andere Verbindung?“
„Du lässt dich gehen, liebe Susie. Auf diese Weise erhältst du deinen Pulitzer nie.“
„So eine Schande. Was siehst du noch?“
„Der Hauptermittler war in allen Fällen derselbe.“
Sue riss die Papiere an sich und blätterte sie durch. „Verflixt nochmal. Unser alter Freund, Polizeileutnant Snead.“
„Er muss zum Morddezernat gewechselt haben. Er leitete alle diese Fälle und ließ sich dann wie zufällig nach Elkwood versetzen, gerade nachdem ich dorthin gezogen war. Wie groß sind die Chancen, dass dies reine Zufälle sind?“
„Ich war nie gut in der Mathematik, deshalb bin ich Journalistin geworden.“
„Sagen wir mal, es ist rein unmöglich.“
„Einverstanden. Sieht ganz so aus, als ob wir diesen Herrn Snead etwas genauer unter die Lupe nehmen müssen.“
Julia stand auf, reckte sich und rieb sich die Augen. Ihre Bauchmuskeln hatten sich verkrampft, ohne dass sie es bemerkt hätte. Sie war nervös und wollte sich bewegen, um zu verhindern, dass sie die Panik überflutete.
„Lassen wir das für später. Ich schulde dir ein Mittagessen“, sagte Julia, obwohl sie selbst keinen Hunger verspürte.
„Eine Reporterin lehnt nie ein Gratisessen ab“, sagte Sue. „Das ist eine lange und ehrwürdige Tradition.“
Julia lächelte ihre Freundin vertraulich an. Die Verbindung zu ihr war zwar durch die geografische Entfernung etwas schwächer geworden. Julia würde am Abend zurück in Elkwood sein, in jenem eigenartigen Land der Berge und Wälder und des kalten Wassers, das über die Felsen floss. Wie anders diese Stadt doch war mit ihrem Spiegelglas und dem mit fremden Menschen überfluteten Asphalt. Sie sehnte sich nach einer Brise süßer Bergluft.
Sie aßen im E-String, einem der elegantesten Imbissbuden, die Memphis zu bieten hatte. Sue versprach, etwas mehr über Snead herauszufinden, und fragte Julia dann, wann sie und Mitchell zu heiraten beabsichtigten.
„Ich weiß es nicht mehr“, sagte Julia. „Er hat mich mehrere Jahre so liebevoll unterstützt, aber in letzter Zeit hat er sich eigenartig benommen.“
„Meine Liebe, ich sage es nicht gern, aber du bist ihm in letzter Zeit ja auch nicht oft um den Hals gefallen. Kannst du es ihm wirklich verübeln? Wenn Männer nicht regelmäßigen Sex haben, werden sie etwas unleidlich.“
Julia schob ihren Teller mit dem halb gegessenen Hühnchensalat beiseite. „Ich weiß. Ich bin auch nicht glücklich darüber. Vor sechs Monaten hätte ich mir ein Leben ohne ihn gar nicht vorstellen können. Er war so liebevoll und unterstützte mich. In letzter Zeit wurde er immer ungeduldiger und versuchte mich andauernd zum Heiraten zu überreden. Wenn er nur begreifen könnte, dass er mich ganz haben kann, wenn ich wieder gesund bin.“
„Inzwischen möchte er vielleicht nur ein Stück von dir.“ Sue warf ihr einen anzüglichen Blick zu und zuckte mit den Augenbrauen.
Julia schaute durch das Fenster auf die bevölkerte Straße und den dichten Verkehr. „Er ist zu ungeduldig. Er will mich besitzen.“
„Viele Frauen würden einen Mord begehen, um von Mitchell in Besitz genommen zu werden.“
„Das ist das eine, das mich beunruhigt. Je besitzergreifender er wird, desto öfters klingeln bei mir die Warnglocken. Es ist beinahe unheimlich. Warum hat er solche Angst, dass ich ihm durch die Lappen gehe, wenn er jede Frau haben kann, die er will? Und gestern sagte er etwas, dass so tönte, als ob ich für seine finanzielle Stabilität wichtig wäre. Das ist doch komisch; du kennst ja die miesen Journalistensaläre.“
„Vielleicht ist Mitchell komplizierter als du denkst. Ich hoffe jedoch, dass es klappt mit euch beiden. Du verdienst es glücklich zu sein.“ Sue warf einen Blick auf ihre Uhr. „Tut mir Leid, aber das Büro ruft.“
Julia war momentan versucht, Sue vom Ring zu erzählen, den sie gefunden hatte. Sie hatte das Gefühl, dass sie ihrer Freundin etwas verheimlichte, entschloss sich dann, es Sue zu erzählen, sobald Dr. Forrest davon wusste. Der sicherste Platz für Geheimnisse war das Büro ihrer Therapeutin, nicht irgendeine Imbissstube.
Sie umarmten sich auf dem Gehsteig und Julia versprach, Sue öfters E-Mail-Nachrichten zu senden. Sie nahm sich dann ein Taxi in das Hotel zurück. Im Fahrstuhl dachte sie daran, dass sie packen müsse. Der Korridor war leer und ruhig; die Geschäftsleute mussten bereits abgereist sein. Wie gewohnt
Weitere Kostenlose Bücher