Der Schädelring: Thriller (German Edition)
berühren konnte, wenigstens nicht, wo es etwas bedeutete.
Mitchell verlagerte sein Gewicht und brachte sie in die trostlose Gegenwart zurück. Er nahm die Hand von ihrem Mund weg. Die Hand ballte sich zur Faust und schwebte einen Moment bedrohlich über ihrem Gesicht und schlug dann auf die Matratze ein. Er schob sich von ihr weg an den Rand des Bettes und drehte ihr den Rücken zu.
Julia bewegte den Kiefer und fuhr mit der Zunge über die Zähne, um den bitteren Geschmack des Leders loszuwerden.
„Warum?“ fragte sie.
Er schlug die graue Kapuze zurück und riss die Skimaske vom Gesicht. Sein immer perfektes Haar stand auf wie dunkle Getreidehalme in einem Feld. Er rieb sich das Gesicht mit den Händen.
„Ist es das, was du schon immer wolltest, du Schweinehund?“ sagte sie.
Ein Zittern fuhr durch seine muskulösen Schultern und sie befürchtete einen Moment, dass er sie erneut angreifen würde. Als er schließlich sprach, tönte es, als ob er sich an jemanden außerhalb des Zimmers wandte, an ein alles hörendes Ohr, obschon seine Stimme schnell und leise klang. „Ich kann . . . ich kann es mir einfach nicht leisten, dich zu verlieren.“
Julia versuchte nicht, sich zuzudecken. „Du willst mich lieber ruiniert haben?“
Sie schloss die Augen und starrte in die Schwärze hinter ihren Augenliedern. Das Bett bewegte sich und die Federn quietschten. Sie wappnete sich gegen seine schamlose Berührung, aber stattdessen erhob er sich.
Julia öffnete die Augen und sah, wie er am Ende des Bettes hin und her ging. Seine Erektion – der wilde Zerstörer – war nun zusammengeschrumpft wie die Mumie eines Pharaos. Julia musste sich das Lachen verbeißen.
„Es tut mir Leid“, sagte Mitchell und hielt seinen Blick auf die Füße gerichtet. „Gestern . . .“
Julia setzte sich auf. Der Inhalt ihrer Handtasche war auf dem Boden zerstreut. Die hölzerne Schachtel war klar sichtbar und das eingeschnitzte Pentagramm schien eine Kraft von 110 Volt auszustrahlen.
Der Schädelring.
Mitchells Stimme wurde lauter und seine veränderte Laune überraschte Julia. „Warum musstest du dorthin gehen? Warum zum Teufel kannst du es nicht vergessen? Du gehörst mir , Julia. Du gehörst mir, nicht der Vergangenheit und diesen verdammten Leuten mit ihren Kapuzen.“
Er hob den Kopf. In seinen Augenwinkeln schimmerten Tränen. Julia fühlte jedoch kein Mitleid, nur Abscheu darüber, dass sie sich von diesem erbärmlichen Exemplar des männlichen Geschlechts hatte halten und küssen lassen. Und sie hätte diese Kreatur beinahe geheiratet und ihr Leben mit ihr verbracht.
„Ich werde dir nie gehören“, sagte Julia. Sie war überrascht von der kalten Stärke ihrer Worte. „Weißt du warum?“
Mitchell sah aus wie sein eigener böser Zwillingsbruder mit seinen wilden Haaren, dem offenen Hosenlatz und den roten Augen. Oder war dies der echte Mitchell Austin, der, welcher sich in seinem Geschäftsanzug und hinter der selbstgefälligen Maske der Selbstgerechtigkeit verbarg? War dies der Kontrollfreak, der sich nicht einmal selbst beherrschen konnte?
Seine Lippen bewegten sich wie die eines Fisches, der am Flussufer nach Atem rang. Schließlich gelang es ihm zu sprechen. „Wieso nicht?“
„Weil in deinem Haus kein Platz ist, Mitchell.“
Er öffnete den Mund, sprach jedoch nicht, aber seine Augen sagten, „Was zum Teufel?“
Julia erhob sich, zog die Bluse zusammen und glättete ihren Rock mit den Händen. „Dein Haus ist voll besetzt von dir selbst. Für andere Menschen hat es dort keinen Platz. Und ich habe nicht vor, im Keller zu wohnen.“
Außer in meinem eigenen, dort, wo die Knochen begraben liegen. Dies hat jedoch nichts mit diesem Trottel zu tun .
Mitchell trat zurück, als ob sie der fiese Typ wäre. Er zog den Reißverschluss hoch und versuchte, seine glatte Anwaltsgelassenheit wieder zu gewinnen. „Hör mal, du zeigst mich hoffentlich nicht an. Ich habe viele Freunde bei der Staatsanwaltschaft. Du wirst so beschmutzt werden, dass du dich im Spiegel nicht wiedererkennst.“
Julia stellte sich vor, wie sie bei der Polizei Anzeige erstatten würde. Natürlich hatte sie Sachbeweise des Angriffs wie Beulen, zerrissene Kleidung, vielleicht sogar DNA-Spuren unter den Fingernägeln. Doch Angriffsfälle, bei denen das Opfer mit dem Vergewaltiger verlobt war, bei denen das Paar eine langjährige sexuelle Beziehung hatte, waren beinahe unmöglich strafrechtlich zu verfolgen.
Ihre Aussage gegen seine.
Mitchell
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