Der Schaedelschmied
kurzerhand mitgerissen.
Ein einziger Zwerg blieb zurück. Entweder war er schwerer von Begriff als seine Kollegen, oder er wollte eine Sonderauszeichnung für Tapferkeit erringen. Mit Todesverachtung stellte er sich der vorwärtsgleitenden Bestie in den Weg, hob sein Beschleunigerrohr und sprach den Aktivierungsbefehl.
Donnernd löste sich der Schuss – und ging ungehindert durch das nahende Monstrum hindurch. Während der Schütze noch fassungslos die gesplitterte Wand anstarrte, in die seine Bleiladung eingeschlagen war, näherte sich ihm Jorge von hinten und ließ mit fast entschuldigender Geste seine Faust senkrecht auf seinen Schädel hinabsausen.
Trotz des schützenden Helms zeigte der Treffer sofortige Wirkung: Wie eine Marionette mit gekappten Fäden sackte der Zwerg in sich zusammen und blieb als verrenkter Haufen schwarz gewandeter Glieder auf dem Teppich liegen.
Jorge vergewisserte sich mit einem raschen Rundblick, dass sich außer ihm, Hippolit, dem Monstrum sowie dem verzweifelt zwischen den Stoffbahnen seines Himmelbetts strampelnden Lordprotektor niemand mehr im Raum aufhielt. Dann drehte er sich um und begann zu applaudieren.
»Bravo, M.H.! Das war die beste Vorführung, die ich seit lüsterne Bräute im tiefen Tal der Perversion‹ in Scluveine-Heiners Bierkoben gesehen habe. Obwohl ich diesmal Bescheid wusste, hätte ich um ein Haar auch noch die Hosen meiner Montur in die Reinigung geben müssen!«
»Danke. Ich weiß dein Lob zu schätzen.« Mit einem zufriedenen Grinsen legte Hippolit die Blende vor die Glaslinse des kleinen Holzkastens, den er zuvor eigens aus der Pension geholt und, verborgen zwischen den Falten seines Gewands, die ganze Zeit über bei sich getragen hatte. »Jetzt sollten wir uns aber beeilen. Es wird nicht lange dauern, bis Hindrychs Garde mit schwerem Geschütz zurückkehrt.«
»Spitzenidee, bei Batardos!« Mit zwei Riesenschritten war Jorge beim Bett und riss schwungvoll Baldachin, Bettzeug und schließlich den fluchenden Lordprotektor heraus. Er packte Hindrychs Oberarme, presste sie ihm seitlich an den Körper, drehte sich um und streckte Hippolit seine Beute hin, ohne dass die strampelnden Füße des Zwergs den Boden berührten.
»Herr Hindrych«, hob Hippolit gut vernehmlich an und hielt dem Gefangenen seinen Siegelring vor die Nase. »Kraft meines Amtes als leitender Beamter des IAIT, der höchsten staatlichen Ermittlungsbehörde des Königreiches Sdoom, versehen mit einem Spezialauftrag und den damit einhergehenden Sonderbefugnissen, stelle ich Sie bis zur abschließenden Verkündung eines vollstreckungsfähigen Gerichtsurteils unter Arrest. Alles, was Sie möglicherweise zu Ihrer Verteidigung vorbringen wollen, interessiert uns nicht im Geringsten, denn Sie haben Ihre Vergehen bereits vor zwei Beamten des IAIT gestanden.«
Hindrych stieß eine ganz und gar nicht jugendfreie Schmähung hervor, die neben Hippolits kindlichem Erscheinungsbild die Beschaffenheit seiner Geschlechtsorgane, das Quantum seiner Hirnmasse sowie verschiedene Jugendsünden seiner Mutter zum Inhalt hatte.
»Wars das?«, erkundigte sich Jorge über die Schulter des Zappelnden hinweg bei seinem Vorgesetzten.
»Ja, wieso?«
Da hatte Jorge den Zwerg bereits vor sich auf den Boden gestellt. Mit Zeigefinger und Daumen seiner künstlichen Hand zupfte er an dessen Bartzopf, bis Hindrychs Kinn in seine Richtung wies. Dann holte er weit aus und rammte dem Zwergenherrscher seine Rechte frontal ins Gesicht. Hindrych fiel wie ein Baum.
»Ein altes Trollsprichwort sagt: Verdammt, tat das gut!«
Hippolit hob verwundert die Brauen. »Mir war gar nicht klar, dass dir das Schicksal der Zwerge, die durch Hindrychs Verfehlungen leiden mussten, so zu Herzen gegangen ist?«
»Keine Angst, ist es nicht.« Jorge warf sich den Bewusstlosen wie einen nassen Sack über die Schulter und wandte sich zum Gehen.
»Aber wofür war dann das?« Hippolit hob andeutungsweise die Faust.
»Das war dafür, dass ich wegen dieses Lurchs Hunderotz fressen musste. Bei Batardos!«
Epilog
»… dem Wohl des Volkes und der Stollen zu dienen, jetzt und immerdar?«
»Dem Wohl des Volkes und der Stollen zu dienen, jetzt und immerdar. Ich schwöre!«
Kaum hatten die Lippen von Herrn Heyntz, ehemals Minister des Amts für Renten- und Pensionswesen, nunmehr per Blitzwahl vom Stadtrat auserkorener Nachfolger Hindrychs, die letzte Zeile des staatlichen Treueeids wiederholt, senkte einer der Zeremonienmeister, ein greiser
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