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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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persönlichen Schutz de Gaulles getroffenen Sicherheitsmaßnahmen noch engmaschiger gezogen werden; alle öffentlichen Veranstaltungen, zu denen sein Erscheinen vorgesehen gewesen war,würden abgesagt werden. Er würde den Elysée-Palast nicht mehr verlassen und damit seinem Mörder jede Chance nehmen, ihn zu erwischen. Es war vorbei, die Aktion geplatzt. Er würde den Schakal zurückpfeifen und auf Erstattung des überwiesenen Geldes, abzüglich aller Unkosten und eines Ausfallhonorars für die investierte Zeit und die aufgewendeten Mühen, bestehen müssen.
    Eines hatte sofort zu geschehen. Der Schakal mußte dringend gewarnt und veranlaßt werden, die Aktion abzubrechen. Rodin war noch immer Troupier genug, um keinen Mann auf eine Mission zu schicken, für die jede Aussicht auf Erfolg geschwunden war.
    Er befahl den Legionär zu sich, dem seit Kowalskys Verschwinden die Aufgabe übertragen worden war, täglich das Hauptpostamt aufzusuchen, um die für Monsieur Poitiers bestimmten Sendungen abzuholen und, wenn nötig, Ferngespräche zu führen. Rodin instruierte den Mann sorgfältig.
    Um 9 Uhr war der Legionär auf dem Postamt und meldete ein Ferngespräch mit London an. Es dauerte zwanzig Minuten, bevor das Telephon am anderen Ende der Leitung zu läuten begann. Der Postbeamte wies dem Franzosen eine Zelle zu, in die er das Gespräch gelegt hatte. Der Franzose hob den Hörer ab und lauschte dem jeweils von einer Pause gefolgten zweimaligen kurzen Summerton, mit dem in England eine freie Leitung signalisiert wird, bis sich nach einer Weile automatisch das Besetztzeichen einschaltete.
    An diesem Morgen war der Schakal früh aufgestanden, denn er wollte die Vormittagsmaschine nach Brüssel nehmen. Am Abend zuvor hatte er die drei gepackten Koffer nochmals geöffnet und ihren Inhalt auf seine Vollständigkeit überprüft. Nur die Reisetasche war unverschlossen geblieben, weil sie noch seinen Waschbeutel und sein Rasierzeug aufnehmen sollte. Er trank wie immer zwei Tassen Kaffee, duschte und rasierte sich. Dann packte er die restlichen Toilettensachen in die Reisetasche, schloß sie und trug alle vier Gepäckstücke zur Tür.
    In der kleinen, modern eingerichteten Küche bereitete er sich ein aus Orangensaft, Rühreiern und weiterem Kaffee bestehendes Frühstück, das er am Küchentisch verzehrte. Ordentlich und methodisch, wie er war, schüttete er die restliche Milch in den Ausguß, schlug die beiden übriggebliebenen Eier auf und leerte sie ebenfalls in den Ausguß. Die Orangendose warf er, nachdem er den letzten Saft ausgetrunken hatte, in den Abfalleimer, und die Eierschalen, der Kaffeesatz sowie der Brotrest wanderten in den Müllschlucker. Nichts von dem, was er zurückließ, würde in der Zeit seiner Abwesenheit verderben.
    Schließlich zog er sich an, wobei er sich einen seidenen Sweater mit Rollkragen, den taubengrauen Anzug, in dessen Jackentasche er die auf den Namen Duggan ausgestellten Papiere sowie die 100 Pfund in bar steckte, dunkelgraue Socken und leichte schwarze Mokassins entschied. Die unvermeidliche dunkle Sonnenbrille vervollständigte das Ensemble. Um 9 Uhr 15 nahm er sein Gepäck auf, ließ die Tür hinter sich ins Schloß fallen und ging, in jeder Hand zwei Gepäckstücke, die Treppen hinunter. Bis zur Ecke Adams's Row und South Audley Street, wo er ein Taxi anhielt, waren es nur ein paar Schritte.
    Als das Taxi anfuhr, begann in seiner Wohnung das Telephon zu klingeln.
    Es war 10 Uhr, als der Legionär in das nahe der Via Condotti gelegene Hotel zurückkehrte, um Rodin zu melden, daß er dreißig Minuten lang versucht habe, mit der Londoner Nummer zu sprechen, aber niemand abgenommen hätte.
    »Was gibt's denn?« erkundigte sich Casson, der die Erklärung des Legionärs mitangehört hatte. Die drei OAS-Bosse saßen im Salon ihrer Hotelsuite. Rodin zog ein Stück Papier aus der inneren Brusttasche und reichte es Casson.
    Casson las es und reichte es Montclair weiter. Beide Männer sahen ihren Führer fragend an. Schweigend, mit nachdenklich zusammengezogenen Brauen, starrte Rodin zum Fenster hinaus auf die von gleißendem Sonnenlicht beschienenen Dächer Roms.
    »Wann ist das gekommen?« fragte Casson schließlich.
    »Heute morgen«, erwiderte Rodin.
    »Sie müssen ihn stoppen«, verlangte Montclair. »Die werden halb Frankreich alarmiert haben.«
    »Sie werden halb Frankreich wegen eines hochgewachsenen blonden Ausländers alarmiert haben«, bemerkte Rodin gelassen. »Im August halten sich

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