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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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hinausposaunen und er ein für allemal erledigt sein würde.Die einzigen, die ihm ernsthaft Sorge bereiteten, waren die Briten. Wenn es eine Sache gewesen wäre, deren Kenntnis auf die Beamten zweier Kriminalbehörden beschränkt bleiben könnte, hätte er keinen Grund zur Besorgnis gehabt. Aber er wußte, daß Mallinson seine Vorgesetzten würde informieren müssen. Es lag gerade erst sechs Monate zurück, daß Charles de Gaulle England den Eintritt in den Gemeinsamen Markt brüsk verwehrt hatte, und seit der am 23. Januar vom General abgehaltenen Pressekonferenz hatte sich das britische Auswärtige Amt - das hatte selbst ein so unpolitischer Kopf wie Lebel mitbekommen - in seinen durch politische Korrespondenten ausgestreuten Verlautbarungen über den Kurs des französischen Staatspräsidenten nicht gerade enthusiastisch geäußert. Würden die Engländer die Gelegenheit wahrnehmen, sich an dem alten Mann zu rächen? Lebel starrte gedankenverloren auf den jetzt stummen Funktelephonapparat. Caron sah ihn fragend an.
    »Kommen Sie«, sagte der kleine Kommissar schließlich, »gehen wir frühstücken. Im Augenblick gibt es ohnehin nichts, was wir sonst noch tun könnten.«
    Mit nachdenklich gerunzelter Stirn legte Assistant Commissioner Anthony Mallinson den Hörer auf und verließ die Fernmeldezentrale, ohne von dem grüßenden jungen Polizeibeamten, der hereingekommen war, um seinen Dienst anzutreten, Notiz zu nehmen. Noch immer stirnrunzelnd, ging Mallinson in sein geräumiges, aber spärlich möbliertes Büro hinauf, dessen Fensterfront einen panoramaartigen Ausblick über die Themse bot.
    Für ihn gab es nicht den geringsten Zweifel. Die französische Polizei hatte von irgendwoher einen Tip bekommen, daß sich ein eminent gefährlicher Berufsmörder auf freiem Fuß und vermutlich auf dem Weg nach Frankreich befand. Wie Lebel vorausgesehen hatte, bedurfte es keines besonderen Scharfsinns, um sich auszurechnen, wer im August 1963 in Frankreich als Zielscheibe eines Killers dieser Sorte einzig und allein in Betracht kam. Dem altgedienten Polizeibeamten Mallinson war Lebels mißliche Lage durchaus gegenwärtig. »Armes Schwein«, sagte er halblaut, während er auf den träge dahinfließenden Strom hinabblickte.
    »Sir?« fragte sein persönlicher Assistent, der ihm in das Arbeitszimmer gefolgt war, um die eingegangene Post auf den Nußbaumtisch seines Chefs zu legen.
    »Nichts.« Als der Assistent das Zimmer verlassen hatte, starrte Mallinson weiterhin unverwandt aus dem Fenster. Wieviel Verständnis er für Claude Lebel auch aufbringen mochte, der sich vor die fast unlösbare Aufgabe gestellt sah, seinen Präsidenten schützen zu müssen, ohne eine offizielle Großfahndung in Gang setzen zu dürfen - er, Mallinson, hatte seine eigenen Vorgesetzten. Früher oder später würde er sie über das heute morgen an ihn ergangene Ansuchen unterrichten müssen. In einer halben Stunde begann die tägliche Besprechung der Abteilungsleiter. Sollte er es bei dieser Gelegenheit erwähnen?
    Er entschied sich dafür, es nicht zu tun. Es würde genügen, dem Commissioner ein formelles, aber privates Memorandum zuzuleiten, in welchem er Lebels Ansuchen kurz umriß. Der Hinweis auf die Diskretion, mit der die Sache behandelt werden mußte, würde in jedem Falle erklären, warum er die Angelegenheit nicht bei der morgendlichen Konferenz zur Sprache gebracht hatte. Inzwischen konnte es nicht schaden, wenn er die Ermittlung in die Wege leitete, ohne die Gründe hierfür anzugeben. Er nahm hinter seinem Arbeitstisch Platz und drückte auf einen Knopf der Haussprechanlage, die auf seinem Schreibtisch stand.
    »Sir?« meldete sich die Stimme seines Assistenten aus dem Vorzimmer.
    »Kommen Sie doch bitte auf einen Augenblick zu mir herüber, John.« Mit dem Notizblock in der Hand trat der Detektivinspektor ein.
    »John, ich möchte, daß Sie zur Zentralkartei gehen und sich gleich an Chief Superintendent Markheim wenden. Sagen Sie ihm, es handele sich um ein persönliches Ansuchen von mir, für das ich ihm aber im Augenblick noch keine Gründe nennen könne. Bitten Sie ihn, die Dossiers aller Berufsmörder zu überprüfen, von denen man weiß, daß sie sich in Großbritannien aufhalten…«
    »Berufsmörder, Sir?« Der Assistent sah aus, als habe ihn der Assistant Commissioner aufgefordert, die Akten aller polizeilich gemeldeten Marsmenschen zu überprüfen.
    »Jawohl, Berufsmörder. Keine Unterweltfiguren, von denen man entweder weiß oder

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