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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Überprüfung zu veranstalten. Aber ich vermute schon jetzt, daß dieser Mann in unseren Akten nicht zu finden sein wird. Das hat Rodin bestimmt zur Bedingung gemacht, als er ihn engagierte.«
    Caron steckte sich eine weitere Gauloise an, stieß den Rauch aus und seufzte.
    »Dann müssen wir also von den ausländischen Polizeiarchiven ausgehen?«
    »Genau das. Ein Mann seines Kalibers muß schließlich irgendwo Erfahrungen gesammelt und seine Meisterschaft erworben haben. Er würde kaum zur internationalen Spitze zählen, wenn er nicht auf eine Serie erfolgreich absolvierter Jobs verweisen könnte. Vielleicht keine Präsidenten, aber doch wichtige Männer, einflußreiche Figuren aus dem öffentlichen Leben und keine Unterweltbosse. Also muß irgendwo schon einmal irgendwer auf ihn aufmerksam geworden sein. Welche Anrufe haben Sie vorgemerkt?«
    Caron nahm einen Zettel zur Hand, auf dem eine Anzahl Namen untereinander geschrieben und links daneben die für die Gespräche jeweils vorgesehene Uhrzeit angegeben war.
    »Diese sieben sind angemeldet«, sagte er. »Sie fangen um 7 Uhr 10 mit dem Leiter der Mordkommission beim FBI an. In Washington ist es dann l Uhr morgens. Um 7 Uhr 30 kommt Brüssel an die Reihe, danach Amsterdam um 7 Uhr 45 und schließlich Bonn um 8 Uhr 10. Das Gespräch mit Johannesburg ist für 8 Uhr 30 angemeldet, und anschließend, um 9 Uhr, ist Scotland Yard dran. Den Schluß macht Rom um 9 Uhr 30.«
    »Werde ich jedesmal mit dem Leiter der Mordkommission verbunden?« fragte Lebel.
    »Ja, oder dem Leiter der Abteilung, die der Mordkommission entspricht. Bei Scotland Yard ist es Mister Anthony Mallinson, Assistant Commissioner (Crime). Bei der Londoner Polizeibehörde gibt es offenbar keine Mordkommission. In den anderen Fällen ja mit Ausnahme von Südafrika. Ich habe Van Ruys nicht erreichen können. Statt seiner werden Sie mit Assistant Commissioner Anderson sprechen.«
    Lebel dachte einen Augenblick nach.
    »Ausgezeichnet«, sagte er dann. »Er ist mir sogar lieber als Van Ruys. Wir haben einmal einen Fall gemeinsam bearbeitet. Bleibt die Frage der Verständigung. Drei von ihnen sprechen Englisch.
    Ich nehme an, daß nur der Belgier Französisch spricht. Die anderen werden sicherlich Englisch sprechen, wenn es sein muß…«
    »Dietrich, der Deutsche, spricht Französisch«, bemerkte Caron. »Gut. Mit den beiden, die Französisch sprechen, rede ich dann persönlich, und in den anderen fünf Fällen werden Sie als Dolmetscher fungieren. Kommen Sie, es wird Zeit.«
    Es war zehn Minuten vor sieben, als der Polizeiwagen mit den beiden Detektiven vor dem grünen Portal in der engen rue Paul Valéry hielt, in der sich damals die Pariser Interpol- Zentrale befand.
    In den folgenden drei Stunden sprachen Lebel und Caron von der Fernmeldezentrale im Kellergeschoß aus per Funktelephon mit den höchsten Funktionären der Kriminalbehörden von sieben Ländern der westlichen Welt. Lebel machte sich keine Illusionen darüber, daß die Leiter der Mordkommissionen errieten, was er wohl andeuten, aber nicht aussprechen durfte. Es gab in Frankreich nur eine einzige Persönlichkeit, die als das Opfer eines Berufsmörders der internationalen Spitzenklasse in Betracht kam. »Ja, selbstverständlich«, lautete die Antwort ohne Ausnahme. »Wir werden sämtliche Karteien durchkämmen. Ich will versuchen, Sie noch im Lauf des Tages zurückzurufen. Oh, und übrigens - viel Glück, Claude!«
    Als Lebel den Hörer des Funktelephons zum letztenmal auflegte, fragte er sich, wie lange es noch dauern mochte, bis die Außenminister und schließlich auch die Regierungschefs der sieben Länder sich darüber klar wurden, was auf dem Spiel stand. Lange gewiß nicht mehr.
    Selbst ein Polizist war verpflichtet, seinen politischen Vorgesetzten Vorkommnisse dieser Größenordnung zu melden. Er nahm jedoch an, daß die Minister Stillschweigen bewahren würden. Über alle politischen Differenzen hinweg gab es schließlich auch gemeinsame Interessen, welche die Machthaber der ganzen Welt miteinander verbanden. Sie alle waren Mitglieder des gleichen Klubs - des Klubs der Mächtigen. Gegen gemeinsame Feinde hielten sie allemal zusammen, und was könnte für jeden einzelnen von ihnen bedrohlicher sein als die Existenz eines politischen Meuchelmörders? Dessenungeachtet war sich Lebel durchaus bewußt, daß die Presse, falls sie von seinen Ermittlungen auch nur das geringste erfuhr, die Nachricht schon morgen in die Weltöffentlichkeit

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