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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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sein Vorgesetzter soeben erteilt hatte, existierte noch nicht einmal ein Name, von dem er hätte ausgehen können.
    Obschon die Liste der notorisch Verdächtigen alles andere als lang sein würde, machte ihre Aufstellung eine zeitraubende Überprüfung aller Karteikarten, Strafregister und Dossiers politischer Unruhestifter, Umstürzler, Konspiranten und - anders als bei der Kriminalpolizei ­ sogar solcher Personen erforderlich, die der vorerwähnten Tatbestände bloß verdächtig waren. Es gab nur einen einzigen Lichtblick bei der ganzen Geschichte: Wie Dixon gesagt hatte, mußte der Mann als professioneller Killer auf seinem Spezialgebiet ein As und also nicht dem üblichen Kleinvieh zuzurechnen sein, das dem Sicherheitsdienst vor und während jedes Besuches eines ausländischen Staatsmannes das Leben zur Hölle macht.
    Er rief zwei junge Kriminalinspektoren an, von denen er wußte, daß sie an einer kriminalwissenschaftlichen Studie arbeiteten, deren Dringlichkeitsgrad niedrig eingestuft war, und eröffnete ihnen, daß sie alles stehen und liegenlassen und sich umgehend in seinem Büro einfinden sollten. Ihre Einweisung durch ihn fiel wesentlich kürzer aus als die, welche Dixon ihm hatte zuteil werden lassen. Er beschränkte sich darauf, ihnen lediglich zu erklären, wonach sie suchen sollten, aber nicht, warum. Die Vermutung der französischen Polizei, daß ein solcher Mann es darauf abgesehen haben könne, General de Gaulle umzubringen, brauchte nicht unbedingt mit der Durchsicht der Archive und Dossiers von Scotland Yards Sicherheitsdienst in Verbindung gebracht zu werden.
    Die drei Männer räumten alle Papiere und Akten von den Tischen und gingen an ihre Arbeit.
    Kurz nach 18 Uhr setzte die Maschine des Schakals zur Zwischenlandung auf dem Mailänder Flughafen Linate an. Die Stewardeß war ihm beim Verlassen des Flugzeugs behilflich, und eine der Bodenhostessen geleitete ihn über das Vorfeld zum nahe gelegenen Flughafengebäude. Bei der Zollkontrolle machten sich dann mit Zinsen und Zinseszinsen die Mühen bezahlt, die er aufgewendet hatte, um die den Koffern entnommenen Einzelteile des Gewehrs zu einem vergleichsweise unverdächtigen Gerät zusammenzusetzen, wie es Gehbehinderten als Stütze zu dienen pflegt. Die Paßkontrolle war eine reine Formalität, aber als das Förderband zu laufen begann und die ersten Gepäckstücke vor den Zollbeamten abgestellt wurden, setzte das Risiko ein.
    Der Schakal winkte einen Gepäckträger herbei, der die drei Koffer ergriff und sorgfältig ausgerichtet nebeneinanderstellte. Der Schakal setzte seine als Handgepäck mitgeführte Reisetasche ab, humpelte schwerfällig zu einer Bank hinüber und nahm Platz. Einer der Zollbeamten trat auf ihn zu.
    »Signor, ist dies das gesamte Gepäck, das Sie bei sich haben?«
    »Äh, ja. Die drei Koffer und die kleine Reisetasche.«
    »Haben Sie etwas zu deklarieren?«
    »Nein, nichts.«
    »Sie sind auf Geschäftsreise, signor?«
    »Nein, ich wollte eigentlich Ferien machen. Aber es scheint, daß der Urlaub zum großen Teil für die Genesung drauf gehen wird. Ich möchte aber unbedingt an die Seen reisen.«
    Der Zollbeamte blieb ungerührt.
    »Kann ich bitte Ihren Paß sehen, signor? «
    Der Schakal reichte ihn dem Italiener, der ihn aufmerksam durchblätterte und dann wortlos zurückgab.
    »Bitte öffnen Sie diesen hier.«
    Er deutete auf einen der beiden größeren Koffer. Der Schakal holte seinen Schlüsselring aus der Tasche und schloß ihn auf. Der Gepäckträger hatte den Koffer zuvor flach hingelegt, um dem gehbehinderten Fluggast behilflich zu sein. Glücklicherweise war es der Koffer, der die Kleidungsstücke für den fiktiven dänischen Geistlichen und den amerikanischen Studenten enthielt. Der Zollbeamte schenkte dem dunkelgrauen Anzug, weißen Hemd, Unterzeug und schwarzen Schuhwerk wie auch der Windjacke, den Blue jeans, Sneakers und Socken, die er lüpfte, keine Beachtung. Das dänische Buch interessierte ihn ebenfalls nicht. Den Umschlag zierte ein Farbphoto von Notre-Dame, und der dänische Titel unterschied sich von der entsprechenden englischen Schreibweise zuwenig, als daß es dem Zollbeamten aufgefallen wäre. Er entdeckte auch nicht den sorgfältig vernähten Schlitz im Kofferfutter, das die falschen Papiere enthielt. Eine eingehendere Überprüfung hätte sie mit Sicherheit zutage gefördert, aber es handelte sich nur um die übliche flüchtige Kontrolle, die erst dann verschärft worden wäre, wenn der Zollbeamte

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