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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Assistent las die für Lebel bestimmte Nachricht ein zweites Mal, dachtean die Erkundigungen im Zentralarchiv, die er in Mallinsons Auftrag veranlaßt hatte, reimte sich den Rest selbst zusammen und wurde blaß. Mallinson blieb zwanzig Minuten bei Dixon und brachte ihn auf diese Weise um seinen Lunch, den er im Klub hatte einnehmen wollen. Er überreichte dem Chef des Sicherheitsdienstes die zweite Kopie seines an den Commissioner gerichteten Memorandums. Im Begriff zu gehen, wandte er sich, die Hand schon auf der Türklinke, nochmals zu Dixon um.
    »Entschuldigen Sie, Alex, aber diese Geschichte scheint mir wirklich mehr auf Ihrem als auf unserem Gebiet zu liegen. Wenn Sie mich fragen, würde ich allerdings meinen, daß es hier bei uns vermutlich nichts und niemanden dieses Kalibers gibt und es daher mit einer gründlichen Durchsicht der Akten getan sein dürfte. Geben Sie Lebel so oder so bitte möglichst rasch Bescheid. Ich muß sagen, daß ich ihn um diesen Job wahrhaftig nicht beneide.« Assistant Commissioner Dixon vom Special Branch, zu dessen Aufgaben es unter anderem gehörte, alle Sonderlinge und Psychopathen - von den unzähligen verbittert im englischen Exil lebenden Ausländern ganz zu schweigen -, denen es einfallen mochte, einen auf Staatsbesuch in Großbritannien weilenden ausländischen Politiker umbringen zu wollen, sicherheitsdienstlich zu überwachen, empfand die Unmöglichkeit dessen, was von Lebel erwartet wurde, sogar noch krasser. Einheimische und durchreisende Politiker vor Fanatikern und Verrückten zu schützen war ' schon schwierig genug. Das eigene Staatsoberhaupt als Objekt wiederholter Attentatsversuche zu wissen, die von einer Organisation kampferprobter Ex-Soldaten geplant und ausgeführt wurden, war weit schlimmer. Und doch hatten die Franzosen es geschafft, mit der OAS fertig zu werden, und als Fachmann zollte ihnen Dixon dafür hohen Respekt. Aber das Engagement eines ausländischen Killers war eine andere Sache. Einen Vorteil freilich brachte sie, von Dixons Standpunkt aus gesehen, dennoch mit sich: Sie engte den Kreis möglicher Täter so weit ein, daß sich seine Vermutung, in den Dossiers des Sicherheitsdienstes gäbe es keinen Engländer vom Kaliber des gesuchten Mannes, als zutreffend erweisen mußte.
    Als Mallinson gegangen war, las Dixon die Kopie des Memorandums. Dann bestellte er seinen persönlichen Assistenten zu sich. »Rufen Sie bitte Kriminal-Superintendent Thomas an und sagen Sie ihm, daß ich ihn um - »er warf einen Blick auf seine Armbanduhr und überschlug rasch, wieviel Zeit die Einnahme einer verspäteten Mittagsmahlzeit in Anspruch nehmen würde - »Punkt zwei Uhr gern hier in meinem Büro sprechen möchte.«
    Kurz nach zwölf Uhr landete der Schakal auf dem Brüsseler National-Flughafen. Er deponierte seine drei Koffer in einem Schließfach des Flughafengebäudes und nahm lediglich die Reisetasche, die außer seinen Toilettenartikeln den Gips, die Wattepackungen und Binden enthielt, mit in die Stadt. Am Hauptbahnhof entlohnte er den Taxifahrer und ging zur Gepäckaufbewahrung.
    Der Fiberkoffer mit dem Gewehr stand noch immer auf dem Regal, auf das der Schakal den Mann hinter dem Tresen ihn vor einer Woche hatte stellen sehen. Er wies den Gepäckschein vor und bekam den Koffer ausgehändigt.
    Unweit des Bahnhofs fand er ein schmuddeliges kleines Hotel von der Sorte, wie sie auf der ganzen Welt in der näheren Umgebung von Hauptbahnhöfen anzutreffen sind. Er mietete ein Einzelzimmer für die Nacht, zahlte den geforderten Preis mit dem belgischen Geld, das er am Flughafen eingewechselt hatte, im voraus und trug den Koffer selbst in sein Zimmer hinauf. Nachdem er die Tür abgeschlossen hatte, ließ er das Waschbecken vollaufen, legte Gipstüten und Bandagen bereit und machte sich an die Arbeit. Es dauerte länger als zwei Stunden, bis der Gipsverband getrocknet war. Den schweren, unförmigen Fuß hochgelegt, saß er die Zeit ab, rauchte seine Filterzigaretten und blickte auf das Gewirr rußiger Dächer hinaus, das die Aussicht, die sich vom Fenster seines Zimmers aus bot, beherrschte. Dann und wann prüfte er mit dem Daumen, ob der Gips schon hart geworden war, und beschloß jedesmal, noch ein wenig länger zu warten, bevor er mit dem verbundenen Fuß auftrat.
    Der Fiberkoffer, der das Gewehr enthalten hatte, war geleert. Die restlichen Bandagen packte er für den Fall, daß sich die Notwendigkeit etwaiger Ausbesserungen ergab, zusammen mit dem

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