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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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selbst ein Mann wie er muß irgendwo eine Basis haben. Eine Art Buen Retiro, wo er sich sicher fühlen kann. Wahrscheinlich gilt er in seinem Land als ehrbarer Bürger.«
    »Worauf wollen Sie hinaus, auf eine Art Dr.Jekyll und Mr. Hyde?«
    »So ungefähr, ja. Ich meine, wenn es einen professionellen Killer des Typs gibt, den wir zu ermitteln versucht haben, und er so viel Format hat, daß irgendwer sich veranlaßt sah, Nachforschungen von diesem Ausmaß in Gang zu setzen, die jemand von Ihrem Dienstrang leitet, dann muß der gesuchte Mann schon ein As sein. Und wenn er das ist, auf seinem Gebiet, meine ich, muß er auch schon ein paar Aufträge dieser Art ausgeführt haben. Sonst wäre es mit seiner Reputation ja nicht weit her, oder?«
    »Reden Sie weiter«, sagte Thomas, der ihm aufmerksam zugehört hatte.
    »Nun ja, ich dachte nur, daß so ein Mann wahrscheinlich nur außerhalb seines Landes operiert. Solange alles nach Plan verläuft, würde er also die Aufmerksamkeit der internen Sicherungskräfte gar nicht auf sich ziehen. Vielleicht, daß der Geheimdienst irgendwann einmal von ihm Wind bekommen hat…«
    Thomas erwog die Theorie des jungen Inspektors und schüttelte dann den Kopf.
    »Denken Sie nicht weiter darüber nach und gehen Sie jetzt nach Hause, mein Junge. Ich schreibe den Bericht. Und vergessen Sie, daß wir jemals Nachforschungen angestellt haben.« Aber als sich der Inspektor verabschiedet hatte, ging Thomas die Idee, die ihm vorgetragen worden war, noch längere Zeit im Kopf herum. Er hätte sich jetzt hinsetzen und seinen Bericht schreiben können. Aber angenommen, an der Geschichte war doch etwas dran? Angenommen, die Franzosen hatten nicht, wie Thomas vermutete, wegen eines bloßen Gerüchts, das die Sicherheit ihres über alles geliebten Präsidenten betraf, den Kopf verloren?
    Wenn sie tatsächlich so wenig Anhaltspunkte hatten, wie sie behaupteten, und wenn es keinen Hinweis darauf gab, daß der Mann ein Engländer war, dann mußten sie in der ganzen Welt Erkundigungen dieser Art und dieses Umfangs anstellen lassen. Die Wahrscheinlichkeit sprach dafür, daß gar kein solcher Killer existierte, und wenn, daß er aus einem jener Länder kam, in denen der politische Mord eine alte Tradition hatte. Aber was wäre, wenn sich die Vermutungen der Franzosen als zutreffend erwiesen? Und sich zudem herausstellte, daß der Mann die britische Staatsangehörigkeit besaß?
    Thomas war ungemein stolz auf den Ruf, den Scotland Yard -und insbesondere der Sicherheitsdienst des Yard - genoß. Schwierigkeiten von der Art, wie sie jetzt aufgetaucht waren, hatte es niemals gegeben. Kein einziges Mal hatten sie einen in England zu Besuch weilenden ausländischen Würdenträger aus den Augen verloren und nie auch nur die Andeutung eines Skandals zu befürchten gehabt. Um den verhaßten kleinen Russen Iwan Serow, den Leiter des KGB, hatte er sich selbst gekümmert, als er im Zug der Vorbereitungen für den Chruschtschow-Besuch nach England gekommen war, und es hatte Tausende von Balten und Polen gegeben, die ihm an den Kragen wollten. Kein einziger Schuß war gefallen, obschon es von Serows Sicherheitsleuten, die eine Pistole bei sich trugen und entschlossen waren, sie gegebenenfalls auch zu benutzten, überall nur so wimmelte.
    Superintendent Bryn Thomas hatte noch zwei Jahre abzudienen, bevor ersieh pensionieren lassen und mit Meg in das von grünen Wiesen umgebene kleine Haus ziehen konnte, das er wegen seines Ausblicks auf den Bristol-Kanal gekauft hatte. Es war besser, auf sicher zu gehen und alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen.
    In seiner Jugend war Thomas ein ausgezeichneter Rugbyspieler gewesen, und mancher, der gegen Glamorgan gespielt hatte, erinnerte sich noch heute daran, wie wenig ratsam es gewesen war, am schwachbesetzten Flügel des gegnerischen Feldes vorbei einen Durchbruch zu versuchen, wenn Bryn Thomas im Sturm spielte. Er nahm auch jetzt noch regen Anteil an den Geschicken der London Welsh und fuhr, wann immer er die Zeit dazu fand, zum Old Deer Park nach Richmond hinaus, um sie spielen zu sehen. Er kannte alle Mitglieder der Mannschaft und saß nach dem Spiel meistens noch im Klubhaus mit ihnen zusammen.
    Daß einer der Spieler zum Stab des Foreign Office gehörte, war den anderen Klubmitgliedern bekannt - mehr aber auch nicht. Thomas wußte, daß die zwar unter der Schirmherrschaft des Foreign Office stehende, ihm jedoch nicht angegliederte Abteilung, für die Barrie Lloyd arbeitete, der

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