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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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verschlossen im Kleiderschrank, der dritte, der seine eigenen Kleidungsstücke enthielt, lag geöffnet auf dem Bett, und der leichte navyblaue Sommeranzug, den er an diesem Abend tragen würde, hing an der Schranktür. Den taubengrauen Anzug hatte er dem Zimmerkellner zum Aufbügeln mitgegeben. Da der morgige Tagder 13.Augustanstrengend sein würde, nahm sich der Schakal vor, nach dem Dinner schon frühzeitig sein Zimmer aufzusuchen.

DREIZEHNTES KAPITEL
    »Nichts.«
    Der zweite der beiden jungen Kriminalinspektoren, die in Bryn Thomas' Büro arbeiteten, schloß den Aktendeckel des letzten Dossiers, dessen Durchsicht ihm aufgetragen war, und blickte zu seinem Vorgesetzten hinüber.
    Sein Kollege war mit seiner Arbeit ebenfalls fertiggeworden,und sein Resümee hatte genauso gelautet. Thomas selbst war fünf Minuten zuvor nach beendeter Durchsicht der Akten, die er sich seinerseits vorgenommen hatte, ans Fenster getreten und hatte seitdem auf den in der sinkenden Dämmerung vorbeiflutenden Verkehr hinuntergestarrt. Im Gegensatz zu Assistant Commissioner Mallinson hatte er kein Zimmer mit Ausblick auf den Fluß, sondern nur ein im ersten Stock gelegenes mit Blick auf den Automobilverkehr, der unaufhörlich die Horseferry Road hinabströmte.
    Er fühlte sich halbtot. Seine Kehle war rauh und wund von den vielen Zigaretten, die er bei seiner Erkältung nicht hätte rauchen sollen, aber nicht aufgeben konnte, und schon gar nicht dann, wenn er unter Hochdruck arbeitete.
    Den ganzen Nachmittag über hatte er ständig telephoniert, weil sich wieder und wieder die Notwendigkeit zu Rückfragen über die in den Berichten und Akten auftauchenden Namen ergab. Jedesmal war die Auskunft negativ gewesen. Entweder lag ein vollständiges Dossier über den Betreffenden vor, oder er hatte ganz einfach nicht das Kaliber, sich auf eine Unternehmung wie die Ermordung des französischen Präsidenten einzulassen.
    »Also gut, Schluß«, sagte er und wandte sich vom Fenster ab. »Wir haben alles getan, was wir tun konnten. Eine Person, die den in der Nachfrage gemachten Angaben entspricht, gibt es ganz einfach nicht.«
    »Warum sollte es keinen Engländer geben, der auf diesem Gebiet arbeitet«, meinte einer der Inspektoren. »Aber wir haben ihn nicht in unseren Akten.«
    »Hören Sie mal, wir haben sie allesamt in unseren Akten«, knurrte Thomas. Der Gedanke, daß es in seinem Herrschaftsbereich einen professionellen Killer geben könnte, der nicht irgendwo aktenkundig geworden sein sollte, war wenig geeignet, ihn zu erheitern, und infolge der Erkältung und der Kopfschmerzen war seine Laune ohnehin nicht die beste. Immer, wenn er sich gereizt fühlte, machte sich sein walisischer Akzent stärker bemerkbar. In den dreißig Jahren, die er fernab der heimatlichen Täler verbracht hatte, war er ihn nie gänzlich losgeworden.
    »Schließlich ist ein politischer Killer ein extrem seltener Vogel«, bemerkte der andere Inspektor. »Hier bei uns existiert so was vermutlich gar nicht. Es verstößt ganz einfach zu sehr gegen den guten englischen Geschmack.« Thomas sah ihn mißtrauisch an. Er zog das Wort »britisch« als Bezeichnung für die Bewohner des Vereinigten Königreichs vor und vermutete, daß der Inspektor mit dem Gebrauch des Wortes »englisch« womöglich hatte andeuten wollen, die Waliser, Schotten oder Iren könnten sehr wohl einen solchen Mann hervorgebracht haben. Aber natürlich war nichts dergleichen beabsichtigt gewesen.
    »Nun, dann schaffen Sie die Akten jetzt wieder in die Registratur zurück. Ich werde melden, daß eine gründliche Suche keinen in Betracht kommenden möglichen Täter zutage gefördert hat. Mehr können wir nicht tun.«
    »Von wem kam denn die Anfrage, Super?«
    »Darüber würde ich mir an Ihrer Stelle nicht den Kopf zerbrechen, mein Junge. Es scheint, daß jemand in Schwierigkeiten ist, aber es sind, Gott sei Dank, nicht unsere.«
    Die beiden jüngeren Männer hatten das gesichtete Material eingesammelt und schickten sich an, es in die Zentralkartei zurückzutragen. Beide wurden zu Hause von ihren Frauen erwartet, und einer von ihnen sollte dieser Tage Familienvater werden. Er war bereits an der Tür. Der andere wandte sich mit nachdenklich gerunzelter Stirn um.
    »Super, ich habe mir etwas durch den Kopf gehen lassen, während ich die Akten überprüfte. Wenn tatsächlich ein solcher Mann existiert und dieser Mann britischer Staatsbürger sein sollte, wird er doch sowieso nicht hier operieren. Ich meine,

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