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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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sollte, freiwillig die Leitung der Operation zu übernehmen ­ und selbstverständlich auch die Verantwortung…«
    Der Oberst aus dem Elysée-Palast betrachtete angelegentlich die vor ihm liegenden Besprechungsunterlagen, als käme ihnen größere Bedeutung zu als der kaum verhüllten Drohung, die in der Bemerkung des Generals gelegen hatte. Aber er begriff, daß seine Äußerung nicht sonderlich klug gewesen war.
    »In gewisser Weise«, gab der Minister zu bedenken, »ist es ebensogut, wenn sie wissen, daß ihr gedungener Schütze aufgeflogen ist. Immerhin werden sie die Aktion jetzt doch wohl abblasen müssen?«
    »Genau das«, sagte Saint Clair, darauf bedacht, wieder an Boden zu gewinnen. »Der Minister hat völlig recht. Die müßten ja verrückt sein, wenn sie jetzt noch weitermachen wollten. Sie werden den Mann zweifellos zurückpfeifen.«
    »Er ist nicht wirklich aufgeflogen«, bemerkte Lebel, dessen Anwesenheit man ganz allgemein fast schon vergessen zu haben schien. »Wir kennen den Namen des Mannes noch immer nicht. Die Warnung mag ihn lediglich veranlaßt haben, für zusätzliche Absicherungen zu sorgen, als da sind falsche Papiere, Tarnung durch maskenbildnerische Tricks und so weiter…«
    Der Optimismus, den die Bemerkung des Ministers in der Tischrunde hervorgerufen hatte, verflüchtigte sich schlagartig. Roger Frey musterte den kleinen Kommissar respektvoll.
    »Ich hielte es für angebracht, wenn wir uns jetzt KommissarLebels Bericht anhörten, meine Herren. Schließlich leitet er diese Ermittlungen, und wir sind hier, um ihm dabei behilflich zu sein, wo immer wir können.«
    In dieser Weise dazu aufgefordert, zählte Lebel die Maßnahmen auf, die er seit dem vergangenen Abend eingeleitet hatte; erwähnte die wachsende Überzeugung, in der er sich durch die Überprüfung der einschlägigen französischen kriminalpolizeilichen und sicherheitsdienstlichen Unterlagen bestärkt fühlte, daß der Ausländer, wenn überhaupt, dann nur in irgendeinem anderen Land aktenkundig sein könne. Berichtete von seiner Forderung, durch kooperierende Polizeibehörden anderer Staaten Ermittlungen anstellen zu lassen, und stellte klar, daß die Genehmigung hierzu erteilt worden sei. Schilderte die Gespräche, die er über das Interpol-Netz mit den Polizeichefs sieben verschiedener Länder geführt hatte.
    »Die Auskünfte trafen im Laufe des Tages ein«, faßte Lebel zusammen. »Sie lauteten wie folgt: Holland: Nichts. Italien: Mehrere kriminalpolizeilich erfaßte Killer, die auf Kontraktbasis arbeiten, allesamt jedoch ausschließlich im Auftrag der Mafia. Diskrete Rückfragen der Carabinieri beim Capo in Rom wurden mit der Versicherung beantwortet, daß kein Mafia-Killer jemals einen politischen Mord begehe, es sei denn auf Weisung, und daß die Mafia der Ermordung eines ausländischen Staatsmannes nie zustimmen würde.« Lebel blickte auf. »Ich persönlich neige zu der Annahme, daß dies vermutlich der Wahrheit entspricht.
    Weiter. Großbritannien: Nichts. Allerdings ist die weitere Ermittlung einer anderen Abteilung - dem Sicherheitsdienst des Yard - übertragen worden.«
    »Langsam wie immer«, murmelte Saint Clair halblaut. Lebel hörte die Bemerkung und blickte wiederum auf.
    »Aber sehr gründlich, das muß man unseren englischen Freunden lassen. Unterschätzen Sie Scotland Yard nicht.« Er fuhr fort: »Amerika: Zwei Möglichkeiten. Einmal die rechte Hand eines von Miami aus operierenden Waffenhändlers. Der Mann war früher im US-Marine Corps und später CIA-Agent in Westindien. Wurde geschaßt, weil er kurz vor dem Desaster in der Schweinebucht einen kubanischen Anti-Castroisten in einem Streit getötet hat. Der Kubaner hätte bei dem Unternehmen eine Abteilung befehligen sollen. Der Amerikaner wurde dann von dem Waffenhändler engagiert, der zu den Leuten gehörte, mit deren inoffizieller Hilfe die CIA die Schweinebucht-Invasionstruppe bewaffnet hatte. Man nimmt an, daß der Amerikaner für zwei ungeklärte Unfälle verantwortlich ist, denen unliebsame Konkurrenten seines Arbeitgebers zum Opfer fielen. Der Mann heißt Charles ›Chuck‹ Arnold. Das FBI ist jetzt dabei, seinen Aufenthaltsort zu ermitteln.
    Bei Marco Vitellino, dem zweiten Mann, den das FBI nannte, handelt es sich um einen ehemaligen persönlichen Leibwächter von Albert Anastasia, dem New Yorker Gangsterboß. Dieser Capo wurde 1957 in einem Friseurstuhl erschossen, und Vitellino flüchtete außer Landes, weil er um sein eigenes Leben

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