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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Secret Intelligence Service war, der gelegentlich SIS, manchmal auch einfach nur »The Service« - »der Dienst« - und in der Öffentlichkeit vielfach - fälschlich - MI-6 genannt wurde.
    Er griff zum Telephon, das auf seinem Tisch stand, und verlangte eine Nummer…
    Die beiden Männer hatten sich zwischen 8 und 9 Uhr zu einem Bier in einem unten am Fluß gelegenen Pub verabredet. Sie sprachen eine Weile vom Rugby, aber Lloyd konnte sich ausrechnen, daß der Mann vom Sicherheitsdienst des Yard ihn nicht in einem am Flußufer gelegenen Pub hatte treffen wollen, um mit ihm über ein Spiel zu reden, für das die Saison erst in zwei Monaten begann. Als sie ihr Bier bekommen und einander mit »Cheers« zugeprostet hatten, deutete Thomas mit einem Kopfnicken auf die Terrasse hinaus, die zum Kai hinunterführte. Es war ruhiger draußen, denn die jungen Leute aus Chelsea und Fulham hatten größtenteils ihre Gläser geleert und waren im Begriff, zum Dinner aufzubrechen.
    »Habe da übrigens so eine Art Problem, wissen Sie«, begann Thomas. »Dachte, daß Sie mir vielleicht ein bißchen weiterhelfen könnten.«
    »Wenn ich kann -« sagte Lloyd.
    Thomas berichtete ihm von dem Ansuchen aus Paris und der Ergebnislosigkeit aller bisherigen kriminalpolizeilichen und sicherheitsdienstlichen Nachforschungen.
    »Mir ist nun der Gedanke gekommen, daß dieser Mann, falls er ein Brite sein sollte, es sich womöglich zum Geschäftsprinzip gemacht haben könnte, sich in England nicht die Hände schmutzig zu machen, sondern grundsätzlich nur im Ausland zu operieren. Wenn er überhaupt je Spuren zurückgelassen hat, könnten sie nur dem Dienst zur Kenntnis gelangt sein.«
    »Dem Dienst?« fragte Lloyd befremdet. »Aber nun tun Sie doch nicht so, Barry. Wir erfahren zwangsläufig so einiges.« Seine Stimme war kaum lauter als ein Flüstern. »Während der Blake-Untersuchung mußten wir eine Menge Aktenmaterial zur Verfügung stellen. Viele Leute vom Foreign Office haben damals Einblick in das bekommen, was die Brüder in Wirklichkeit vorhatten. Ihre Personalakte war auch dabei, denn Sie waren zu der Zeit, in der er in Verdacht geriet, in seiner Sektion. Daher weiß ich, für welche Abteilung Sie arbeiten.«
    »Ich verstehe«, sagte Lloyd.
    »Hören Sie, im Klub kennt man mich zwar nur als Bryn Thomas. Aber Sie wissen immerhin, daß ich Superintendent vom Sicherheitsdienst beim Yard bin. Schließlich können wir nicht ausnahmslos alle für jeden von uns anonym bleiben, stimmt's?« Lloyd starrte in sein Bierglas.
    »Ist das hier ein offizielles Ersuchen um Informationen?«
    »Nein, das kann ich noch nicht stellen. Das französische Ansuchen war inoffiziell. Es stammt von Lebel und erging an Mallinson. Weil er im Zentralarchiv nichts finden konnte, antwortete er, daß er nicht helfen könne. Aber er hat sich auch mit Dixon unterhalten, der mich dann bat, eine rasche Überprüfung vorzunehmen. Alles ganz inoffiziell und diskret, verstehen Sie? Gewisse Dinge können eben nur so behandelt werden. Sehr heikle Geschichte, das. Die Presse darf unter keinen Umständen davon Wind bekommen. Höchstwahrscheinlich gibt es hier bei uns in Großbritannien überhaupt nichts, was für Lebel von Interesse sein könnte. Ich wollte nur auf Nummer Sicher gehen und alle Möglichkeiten ausschöpfen. Sie waren die letzte.«
    »Dieser Mann soll es auf de Gaulle abgesehen haben?«
    »Der ganzen Art des Ansuchens nach zu urteilen, zweifellos.
    e die Franzosen sind, was das betrifft, außerordentlich vorsichtig. Sie wollen jedes Aufsehen vermeiden.«
    »Offenbar. Aber warum wenden sie sich nicht direkt an uns?«
    »Das Ersuchen um Nennung von Namen ist über den ›Old-Boy‹-Draht gekommen, von Lebel direkt an Mallinson. Vielleicht hat der französische Geheimdienst keinen ›Old-Boy‹-Draht zu Ihrer Abteilung.«
    Wenn Lloyd die Anspielung auf die notorisch schlechten Beziehungen zwischen dem SDECE und dem SIS nicht entgangen war, so ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken.
    »Merkwürdig«, sagte Lloyd und blickte nachdenklich auf den Fluß hinaus. »Sie erinnern sich doch noch an den Fall Philby?«
    » Selbstverständlich. «
    »Das Thema ist in unserer Sektion immer noch tabu«, fuhr Lloyd fort. »Im Januar 1961 ging er von Beirut aus rüber. Natürlich wurde die Geschichte erst später publik, aber die Sache verursachte damals ein Mordsspektakel im Service. Eine Menge Leute wurden versetzt. Mußte sein, denn er hatte den größten Teil unserer arabischen

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