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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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bereits begonnen. Bis morgen mittag erwarte ich den letzten Bericht. Funkbilder der Betreffenden erhalten wir ebenfalls. Einige Polizeibehörden setzen ihre Nachforschungen zur Ermittlung der Verdächtigen mit Hochdruck fort, damit wir dann den Fall übernehmen können.«
    »Meinen Sie, daß sie den Mund halten werden?« fragte Sangui­ netti.
    »Ich sehe keinen Grund, warum sie das nicht tun sollten«, entgegnete ihm Lebel. »Hunderte von vertraulichen Anfragen werden alljährlich an höhere Polizeibeamte der Interpol-Länder gerichtet, darunter nicht wenige über persönliche Kontakte und inoffizielle Drähte. Glücklicherweise sind sich ausnahmslos alle Länder ungeachtet ihrer politischen Orientierung in der Bekämpfung des Verbrechens einig. Mit Rivalitäten, wie sie die mit den internationalen Beziehungen befaßten diplomatischen und politischen Organe kennen, haben wir es daher nicht zu tun. Die Zusammenarbeit zwischen den Polizeibehörden ist ausgezeichnet.«
    »Auch in der Bekämpfung politischer Verbrechen?« fragte Roger Frey.
    »Für Polizisten, Herr Minister, bleibt ein Verbrechen ein Verbrechen. Das ist der Grund, weshalb ich lieber meine ausländischen Kollegen zu Rate ziehen wollte, statt meine Anfrage an die verschiedenen Auswärtigen Ämter zu richten. Zweifellos werden die Vorgesetzten meiner Kollegen darüber unterrichtet werden müssen, daß Nachforschungen angestellt wurden, aber sie haben keinerlei Veranlassung, das Vorgehen ihrer Untergebenen zu mißbilligen oder auch nur irgendein Aufhebens davon zu machen. In der ganzen Welt ist der politische Mörder ein Geächteter.«
    »Aber wenn sie schon wissen, daß Ermittlungen angestellt wurden, werden sie sich auch ausrechnen können, worum es sich dreht, und die Gelegenheit wahrnehmen, sich insgeheim über unseren Präsidenten lustig zu machen«, rügte Saint Clair.
    »Ich sehe nicht, warum sie das tun sollten«, erwiderte Lebel. »Eines Tages könnten sie selbst an der Reihe sein.«
    »Sie wissen nichts von der Politik, wenn Ihnen nicht klar ist, daß manche Leute nur zu glücklich wären, wenn sie erführen, daß ein Killer es auf den Präsidenten der Republik abgesehen hat«, ereiferte sich Saint Clair. »Die öffentliche Kenntnis der Angelegenheit ist genau das, was der Präsident um jeden Preis vermieden wissen wollte.«
    »Von öffentlicher Kenntnis kann gar keine Rede sein«, erwiderte Lebel. »Es ist im Gegenteil eine Kenntnis, die auf eine knappe Handvoll Männer beschränkt bleibt. Diese Männer sind in Geheimnisse eingeweiht, deren Preisgabe fünfzig Prozent aller Politiker ihres Landes ruinieren würde. Einige von ihnen kennen die geheimsten Einzelheiten der militärischen Einrichtungen, die Europas Sicherheit garantieren. Sie müssen sie kennen, um sie schützen zu können. Wenn sie nicht verschwiegen wären, würden sie nicht das Amt haben, das sie zum Teil seit Jahren bekleiden.«
    »Wenn ein paar Leute wissen, daß wir nach einem Killer fahnden, so ist das immer noch besser, als daß wir ihnen Einladungen zum Begräbnis des Präsidenten schicken müssen«, knurrte Bouvier. »Zwei Jahre lang haben wir die OAS bekämpft. Die Instruktionen des Präsidenten gingen dahin, daß es über diese Dinge keine Schlagzeilen geben und nichts an die breite Öffentlichkeit gelangen dürfe.«
    »Aber meine Herren«, schaltete sich der Minister ein, »das genügt jetzt. Ich war es, der Kommissar Lebel ermächtigt hat, mit den Leitern ausländischer Polizeibehörden in dieser Sache Fühlung aufzunehmen. Das geschah« - er blickte zu Saint Clair hinüber -»nach Rücksprache mit dem Präsidenten.«
    Die allgemeine Belustigung über die Niederlage des Obersten war unverhohlen.
    »Sonst noch etwas?« fragte Roger Frey.
    Rolland hob die Hand.
    »Wir unterhalten ein ständiges Büro in Madrid«, sagte er. »Es gibt eine Anzahl OAS-Flüchtlinge in Spanien, und deswegen haben wir es eingerichtet. Wir könnten über den Nazi Kassel Erkundigungen einziehen, ohne auf die Westdeutschen angewiesen zu sein. Soweit ich weiß, sind unsere Beziehungen zum Bonner Auswärtigen Amt noch immer nicht die allerbesten.«
    Seine Anspielung auf die Argoud-Entführung und die daraus resultierende Verärgerung Bonns rief hier und dort ein amüsiertes Lächeln hervor. Frey sah Lebel fragend an.
    »Danke«, sagte der Detektiv, »es wäre außerordentlich hilfreich, wenn Sie den Mann lokalisieren könnten. Im übrigen kann ich alle Abteilungen nur bitten, mir weiterhin die

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