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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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fürchten mußte. Er ließ sich in Caracas, Venezuela, nieder und versuchte dort auf eigene Faust, wieder ins Geschäft zu kommen, jedoch ohne Erfolg. Die Unterwelt boykottierte ihn. Das FBI hält es für möglich, daß er sich, sofern er völlig mittellos sein sollte, bereit erklären könnte, einen ihm von einer ausländischen Organisation angetragenen Mordauftrag auszuführen, vorausgesetzt, das Honorarangebot ist hoch genug.«
    Im Konferenzraum des Innenministeriums herrschte Totenstille. Die vierzehn anwesenden Männer waren Lebels Ausführungen gebannt gefolgt.
    »Belgien: Eine Möglichkeit. Psychopathischer Mörder, früher im Stab Tschombés in Katanga.
    1962 von den Truppen der Vereinten Nationen gefangengenommen und außer Landes verwiesen. Konnte wegen Mordanklage in zwei Fällen nicht nach Belgien zurückkehren. Ein gedungener Mordschütze, aber ein gerissener Kopf. Heißt Jules Béranger. Vermutlich ebenfalls nach Zentralamerika emigriert. Die belgische Polizei hat seinen gegenwärtigen Aufenthaltsort jedoch noch immer nicht zweifelsfrei ermitteln können.
    Deutschland: Eine Möglichkeit. Hans-Dieter Kassel, ehemaliger SS-Führer, in zwei Ländern wegen Kriegsverbrechen verurteilt. Lebte nach dem Krieg unter angenommenem Namen in Westdeutschland und war für ODESSA, die Untergrundorganisation ehemaliger SS- Mitglieder, als Kontraktkiller tätig. Der Mittäterschaft an der Ermordung zweier sozialistischer Nachkriegspolitiker verdächtig, die auf eine Intensivierung der Ermittlungen gegen Kriegsverbrecher gedrängt hatten. Später als Kassel identifiziert, aber dank eines Hinweises, der ihm von einem höheren Polizeibeamten, der daraufhin seinen Posten verlor, gegeben worden war. nach Spanien entkommen. Lebt jetzt vermutlich in Madrid.«'i Lebel sah von seinen Papieren auf. » Übrigens scheint mir der ] Mann für diese Art von Job doch ein wenig zu alt zu sein. Er ist| jetzt siebenundfünfzig.«
    Dann fuhr er fort. »Und schließlich Südafrika: Ein möglicher Täter. Professioneller Söldner. Name: Piet Schuyper. Ebenfalls einer von Tschombés Leuten. In Südafrika j liegt offiziell nichts gegen ihn vor, aber er wird als unerwünscht er- ] achtet. Ein Meisterschütze und ein ausgesprochener Spezialist für individuellen Mord. Wurde Anfang dieses Jahres nach dem Zusammenbruch der katangesischen Sezession aus dem Kongo abgeschoben. Hält sich vermutlich irgendwo in Westafrika auf. Die Südafrikaner ermitteln weiter.« Er hielt inné und blickte auf. Die vierzehn Männer, die um den Tisch herumsaßen, sahen ihn ihrerseits unverwandt an.
    »Alles das«, meinte Lebel unzufrieden, »ist natürlich noch sehr vage. Einmal, weil ich es zunächst nur bei den sieben Ländern versucht habe, in denen der Schakal möglicherweise bereits aktenkundig geworden sein könnte. Aber selbstverständlich kann er auch Schweizer, Österreicher oder sonst irgend etwas sein. Drei von sieben Ländern meldeten, daß sie keine in Frage kommenden Täter zu nennen wüßten. Das mag eine Fehleinschätzung sein. Der Schakal könnte auch die italienische, die holländische oder die englische Staatsbürgerschaft besitzen. Ebensogut kann er ein Südafrikaner, Belgier, Deutscher oder Amerikaner sein, dessen kriminelle Tätigkeit den Polizeibehörden seines Landes bis dato nicht zur Kenntnis gelangt ist. Man weiß es nicht. Man tastet im dunkeln und kann nur hoffen, daß wir möglichst bald auf einen entscheidenden Hinweis stoßen.«
    »Mit der bloßen Hoffnung ist uns nicht gedient«, bemerkte Saint Clair sarkastisch.
    »Vielleicht hat der Oberst andere Vorschläge zu machen?« erkundigte sich Lebel höflich.
    »Ich persönlich glaube ganz sicher, daß der Mann zurückgepfiffen worden ist«, erklärte Saint Clair eisig. »Es ist völlig ausgeschlossen, daß es ihm jetzt, nachdem seine Absicht bekannt ist, überhaupt noch gelingt, jemals nahe genug an den Präsidenten ; heranzukommen. Was auch immer Rodin und seine Gesinnungsgenossen diesem Schakal geboten haben mögen, sie werden ihr ; Geld zurückfordern und die Aktion abblasen.«
    »Sie glauben, daß der Mann zurückgepfiffen wurde«, wandte j Lebel ein, »aber Glauben ist vom Hoffen nicht so weit entfernt.
    Ich würde es vorziehen, die Ermittlungen zunächst fortzusetzen.«
    »Wie steht es mit diesen Ermittlungen, Kommissar?« fragte der Minister.
    »Die Polizeibehörden, die uns die erwähnten Namen nannten, haben mit der fernschriftlichen Übermittlung der vollständigen Dossiers

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