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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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des DST nickte bekräftigend.) Touristen und Geschäftsleuten mochte die so plötzlich gesteigerte Wachsamkeit der Zollbehörden zwar auffallen, aber man hielt es doch für unwahrscheinlich, daß irgendeiner der Betroffenen, deren Gepäck in solcher Weise durchsucht worden war, dahinterkommen könnte, daß diese Maßnahme sich auf blonde, hochgewachsene Männer beschränkte. Sollten von Seiten eines alerten Pressevertreters Erkundigungen angestellt werden, so habe die Erklärung zu lauten, daß es sich um routinemäßig vorgenommene Stichproben handele. Aber man bezweifelte, daß es überhaupt zu derartigen Anfragen kommen würde. Und noch etwas hatte Sanguinetti .zu berichten. Es war der Vorschlag gemacht worden, die Möglichkeit zu erörtern, ob man nicht einen der drei zur Zeit in Rom residierenden OAS-Chefs entführen solle. Aus diplomatischen Erwägungen heraus habe der Quai d'Orsay mit aller Entschiedenheit von einer solchen Idee abgeraten (allerdings war er auch nicht in die Schakal-Verschwörung eingeweiht worden) und werde darin vom Präsidenten (der die Hintergründe sehr wohl kannte) unterstützt. Als ein möglicher Ausweg aus dem Dilemma schied der Vorschlag daher aus.
    General Guibaud erklärte, daß die inzwischen vorgenommene vollständige Überprüfung einschlägiger Akten des SDECE keinerlei Hinweise auf die Existenz eines außerhalb der OAS oder ihres Sympathisantenkreises selbständig operierenden politischen Killers ergeben habe. Der Leiter der Renseignements Généraux erklärte, die Durchsicht relevanter Kriminalakten habe zum gleichen negativen Resultat geführt, und zwar nicht nur in Hinsicht auf französische Staatsbürger, sondern auch auf Ausländer, die jemals in Frankreich aktiv zu werden versucht hatten.
    Als nächster erstattete der Chef der DST Bericht. Um 7 Uhr 30 am Morgen des gleichen Tages war ein Telephongespräch abgehört worden, das von einem in der Nähe der Gare du Nord befindlichen Postamt aus mit der Nummer des römischen Hotels, in welchem die drei OAS-Bosse sich aufhielten, geführt wurde. Seit sie sich dort vor acht Wochen eingemietet hatten, waren alle Bediensteten der internationalen Telephonauskunfts und ­ vermittlungsstelle angewiesen, jedes mit dieser Nummer geführte Gespräch zu melden. Der betreffende Beamte, der an diesem Morgen den Dienst am Klappenschrank versah, hatte freilich die Verbindung bereits hergestellt gehabt, bevor er sich darüber klar wurde, daß es sich um die auf seiner Liste befindliche Nummer in Rom handelte. Immerhin brachte er die Geistesgegenwart auf, das Gespräch abzuhören. Die übermittelte Botschaft lautete: »Valmy an Poitiers. Der Schakal ist aufgeflogen. Kowalsky wurde geschnappt. Hat gesungen, bevor er starb. Ende.«
    Ein paar Sekunden lang herrschte in dem Konferenzraum absolutes Schweigen.
    »Wie haben die das herausbekommen?« ließ sich schließlich Lebels Stimme vom unteren Ende des Tisches her vernehmen. Mit Ausnahme Oberst Rollands, der nachdenklich einen imaginären Punkt auf der ihm gegenüberliegenden Wand anstarrte, richteten alle den Blick auf den Kommissar.
    »Verdammt«, sagte Rolland, noch immer auf die Wand starrend, laut und vernehmlich. Die Blicke wanderten zum Chef des Aktionsdienstes hinüber.
    »Marseille«, sagte der Oberst. »Um Kowalsky nach Marseille zu locken, haben wir einen Köder benutzt. Einen alten Freund namens Jo-Jo Grzybowski. Der Mann ist verheiratet und hat eine Tochter. Wir hielten sie alle drei in Schutzhaft, bis sich Kowalsky in unserer Hand befand. Dann erlaubten wir ihnen, nach Hause zurückzukehren. Was ich von Kowalsky wollte, waren lediglich Informationen über seine Chefs. Zu dem Zeitpunkt hatten wir von der Schakal-Verschwörung noch keine Kenntnis. Es bestand daher auch kein Grund, ihnen zu verheimlichen, daß wir Kowalsky gefaßt hatten. Seither hat sich die Situation freilich geändert. Es muß der Pole Jo-Jo gewesen sein, der den Agenten Valmy informiert hat. Tut mir leid.«
    »Hat die DST Valmy auf dem Postamt erwischt?« fragte Lebel.
    »Nein, infolge der Dummheit des Fernsprechbeamten vefehlten wir ihn um wenige Minuten«, erklärte der Leiter der DST.
    »Also gleich eine Serie eklatanter Fehlschläge und Versäumnisse, wie mir scheint«, bemerkte Oberst Saint Clair beißend. Die Blicke, die sich auf ihn richteten, waren nicht gerade freundlich zu nennen.
    »Wir tasten im dunklen - nach einem unbekannten Gegner«, entgegnete General Guibaud.
    »Wenn es den Obersten drängen

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