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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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abgeschlossen werden. Die Höhe der Hinterlegungssumme war beträchtlich; sie entsprach dem Gegenwert von über 100 Pfund. Dafür stand ihm der Wagen ohne weitere Formalitäten sogleich zu Verfügung. Der Zündschlüssel steckte schon im Zündschloß, und der Inhaber der Firma wünschte ihm gute Reise und einen erholsamen Urlaub.
    Auf seine vorsorgliche Anfrage bei der Automobile Association in London hatte er die Auskunft erhalten, daß es, da sowohl Frankreich als auch Italien der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft angehörten, keiner umständlichen Formalitäten bedurfte, um mit einem in Italien polizeilich gemeldeten Wagen nach Frankreich zu fahren, vorausgesetzt, die Wagenpapiere, der Leihvertrag und die Versicherungspolice waren in Ordnung.
    Am Informationstisch des Automobil Club Italiano am Corso Venezia hatte man ihm eine angesehene Versicherungsgesellschaft empfohlen, die darauf spezialisiert war, Autofahrer auf Auslandsreisen zu versichern. Dort schloß er eine Zusatzversicherung für eine Fahrt nach Frankreich ab und zahlte wiederum in bar. Die Firma, so wurde ihm bedeutet, arbeitete mit einer großen französischen Versicherungsgesellschaft aufs engste zusammen; Verrechnungsschwierigkeiten seien also nicht zu befürchten.
    Anschließend fuhr er den Alfa zum Continentale, stellte ihn auf dem für Hotelgäste reservierten Parkplatz ab und suchte sein Zimmer auf, um den Koffer mit den Einzelteilen des zusammenlegbaren Gewehrs zu holen. Kurz nach der Teezeit war er wieder in der kleinen Nebenstraße bei der Porta Garibaldi und fuhr den Wagen in die Garage.
    Nachdem er die Lötkolbenschnur in den Kontakt der Deckenbeleuchtung gesteckt und den Lichtstrahl der auf den Boden gelegten Stablampe so gerichtet hatte, daß er die Unterseite des Wagens beschien, machte er sich hinter vorsorglich verschlossenen Türen an die Arbeit. Zwei Stunden lang war er damit beschäftigt, die dünnen Stahlröhren, die das zerlegte Gewehr enthielten, sorgfältig mit den inneren Flanschen des Chassis' zu verlöten. Einer der Gründe, weshalb er sich für einen Alfa entschieden hatte, war die Tatsache, daß der Wagen, wie er schon in London beim Studium italienischer Automobilkataloge hatte feststellen können, ein solides Stahlchassis mit tiefen seitlichen Flanschen besaß.
    Die in dünnen Leinenhüllen steckenden Stahlröhren befestigte er mit Stahldraht im Flansch, und den Draht lötete er überall dort fest, wo er das Chassis berührte.
    Sein Overall war ölverschmiert, und seine Hände schmerzten vom Festzurren des Stahldrahts. Aber die Arbeit war getan. Die Stahlröhren waren so gut wie nicht zu entdecken und würden zudem bald von Staub und Schlamm überkrustet sein.
    Er packte den Overall, den Lötkolben und den restlichen Draht in die Leinentasche und begrub sie in der hinteren Ecke der Garage unter einem Haufen alter Putzlappen. Die Drahtschere wanderte in das Handschuhfach des Armaturenbretts.
    Der Abend dämmerte bereits, als der Schakal den Wagen aus der Garage lenkte. Er legte den Koffer in den Gepäckraum, schloß die Garagentür ab, steckte den Schlüssel ein und fuhr zum Hotel zurück.
    Vierundzwanzig Stunden nach seiner Ankunft in Mailand war er wieder in seinem Hotelzimmer, erholte sich unter der Dusche von den Anstrengungen des Tages und badete seine schmerzenden Hände in kaltem Wasser, bevor er sich zum Abendessen anzog.
    Auf dem Weg zur Bar, wo er seinen gewohnten Campari mit Soda trank, ging er zur Rezeption, bat um Ausstellung seiner Rechnung, um sie nach dem Abendessen begleichen zu können, und gab Weisung, am folgenden Morgen bereits um 5 Uhr 30 mit einer Tasse Tee geweckt zu werden.
    Die Hände auf dem Rücken verschränkt, stand Sir Japser Quigley am Fenster seines Büros im Foreign Office und sah auf den Paradeplatz der Horse Guards hinunter. Eine Schwadron House Hold Cavalry trabte in makelloser Ordnung über den Kies auf The Mall zu und schwenkte dann in Richtung Buckingham Palace links ein.
    Es war ein ungemein erfreuliches und erhebendes Bild. An zahllosen Vormittagen hatte Sir Jasper im Ministerium an seinem Fenster gestanden und auf dieses englischste aller englischen Spektakel hinabgestarrt. Oft wollte es ihm scheinen, daß die bloße Tatsache, hier an diesem Fenster stehen und die »Blauen« vorbeireiten, die Sonne scheinen und die Touristen ihre Hälse recken zu sehen, über den weiten Platz hinweg das metallische Klirren der Kürasse und Kandaren, das Wiehern eines Pferdes, das die Sporen

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