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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Sicherheitsbeauftragten nicht ins Vertrauen zu ziehen, so war das seine Sache. »Nicht, daß ich wüßte«, sagte er.
    Harrowby griff zum Telephon, das auf seinem Schreibtisch stand, und ließ sich mit dem Arbeitszimmer des Premierministers verbinden. Es knackte in der Leitung, und eine Stimme sagte: »Ja?«
    »Harrowby, Premierminister. Superintendent Thomas ist bei mir. Ja, Sir, unverzüglich.« Er legte den Hörer auf.
    »Er will Sie sofort sehen. Sie müssen irgend etwas angestellt haben. Es warten noch zwei Minister, die ihn sprechen wollen. Kommen Sie.«
    Harrowby geleitete ihn aus dem Zimmer hinaus und einen Korridor hinunter, der auf eine mit grünem Flanellstoff ausgekleidete Tür zuführte. Ein Sekretär trat heraus, sah die beiden näher kommen und hielt die Tür auf. Harrowby ging voran, sagte »Superintendent Thomas, Premierminister« und verließ das Zimmer, indem er leise die Tür hinter sich schloß.
    Thomas stellte fest, daß der elegant möblierte, stille große Raum mit den hohen Wänden, den vielen Büchern und Zeitungen, die sich auf den Tischen stapelten, und dem Duft nach Pfeifentabak und Holztäfelung eher wie das Arbeitszimmer eines Universitätsprofessors als das eines Premierministers wirkte. Die Gestalt am Fenster wandte sich um. »Guten Tag, Superintendent. Bitte, setzen Sie sich doch.«
    »Guten Tag, Sir.« Thomas entschied sich für einen Stuhl ohne Armlehne, der an den Tisch gerückt war, und nahm auf der Kante Platz. Er hatte nie Gelegenheit gehabt, den Premierminister aus so großer Nähe zu sehen. Sein melancholisch verhangener Blick erinnerte ihn an den eines Bluthundes, der eine lange Hetzjagd hinter sich hat, die für ihn kein Vergnügen gewesen war.
    Der Premier begab sich schweigend an seinen Arbeitstisch und setzte sich. Selbstverständlich hatte Thomas von den in und um Whitehall zirkulierenden Gerüchten gehört, daß die Gesundheit des Premiers nicht die allerbeste sei und die nervliche Anspannung, die es ihn gekostet hatte, die Regierung über die durch den Keeler/Ward-Skandal hervorgerufene Krise einigermaßen heil hinwegzubringen, ihren Tribut gefordert habe. Dennoch war er von dem erschöpften und gealterten Aussehen des ihm gegenübersitzenden Mannes betroffen.
    »Superintendent Thomas, ich höre, daß Sie gegenwärtig auf ein gestern morgen telephonisch aus Paris ergangenes Ansuchen eines Kriminaldirektors der französischen Police Judiciaire mit Ermittlungen befaßt sind…«
    »Ja, Sir.«
    »… und daß dieses Ersuchen mit der Befürchtung der französischen Sicherheitsbehörden zusammenhängt, ein vermutlich von der OAS gedungener Mann - ein Berufsmörder - könne auf eine Mission nach Frankreich geschickt worden sein?«
    »Das wurde uns nicht ausdrücklich mitgeteilt, Sir. Das Ersuchen bezog sich auf Hinweise zur Identifizierung derartiger Berufskiller, soweit sie uns zur Kenntnis gelangt sind. Irgendwelche Gründe dafür, weshalb Hinweise dieser Art erwünscht sind, wurden nicht genannt.«
    »Nun gut. Und welche Schlüsse ziehen Sie aus der Tatsache, daß ein solches Ersuchen gestellt worden ist?«
    Thomas zuckte kaum merklich mit den Achseln.
    »Die gleichen wie Sie, Sir.«
    »Genau. Man braucht kein Hellseher zu sein, um den einzig möglichen Grund zu erraten, warum die französischen Behörden ein solches-Subjekt identifizieren wollen. Und werwäre Ihrer Ansicht nach als Opfer dieses Mannes ausersehen, falls die Vermutung der französischen Polizei, daß es ihn gibt, zu Recht besteht?«
    »Nun, Sir, ich nehme an, die Franzosen befürchten, daß ein Berufsmörder gedungen worden ist, einen Anschlag auf den Präsidenten zu verüben.«
    »Genau. Das wäre übrigens nicht der erste derartige Versuch.«
    »Nein, Sir. Es sind bereits sechs Attentatsversuche unternommen worden.«
    Der Premierminister starrte auf die vor ihm liegenden Papiere, als könne er ihnen irgendeinen Hinweis entnehmen, was in den letzten Monaten seiner Amtszeit aus der Welt geworden war.
    »Ist Ihnen klar, Superintendent, daß es in diesem Land offenbar eine Reihe von Leuten gibt, Leuten in durchaus achtbaren und einflußreichen Positionen, die keineswegs unglücklich wären, wenn Sie Ihre Ermittlungen etwas weniger energisch betrieben?«
    »Nein, Sir.« Thomas war aufrichtig überrascht. »Würden Sie mich bitte über den bisherigen Verlauf und gegenwärtigen Stand Ihrer Ermittlungen unterrichten?«
    Thomas begann von Anfang an und schilderte, wie es zur Weitergabe des Ersuchens an den

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