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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Spitze auf freundschaftlich vertrautem Fuß stand, nicht richtig eingeschätzt.
    Sir Jaspers' kleines Bonmot gelangte dem Premierminister fast gleichzeitig mit einem persönlichen Bericht des Commissioner der Londoner Polizeibehörde zur Kenntnis, der ihm, als er gegen 16 Uhr nach einer Fragestunde im Parlament zu seinem Amtssitz Downing Street Nr. 10 zurückkehrte, vorgelegt wurde.
    Um 16 Uhr 10 klingelte in Superintendent Thomas' Büro das Telephon.
    Thomas hatte den Vormittag und den größten Teil des Nachmittags damit verbracht, nach einem Mann zu fahnden, von dem er nichts weiter als den Namen wußte. Wie immer, wenn es um Erkundigungen nach Personen ging, von denen man wußte, daß sie im Ausland gewesen waren, diente das Paßamt im Petty France als Ausgangspunkt.
    Thomas hatte es schon um 9 Uhr aufgesucht und sich Photokopien der Paßanträge von sechs verschiedenen Charles Calthrops aushändigen lassen. Unglücklicherweise hatten sie allesamt weitere Vornamen, die voneinander abwichen. Gegen das Versprechen, die Originale nach Anfertigung von Photokopien umgehend dem Archiv des Paßamts zurückzusenden, gab man ihm auch die den Anträgen beigefügten Photos der sechs Männer mit.
    Einer der Pässe war erst nach dem Januar 1961 beantragt worden, aber das mußte nicht unbedingt etwas besagen, wenngleich keinerlei Unterlagen dafür existierten, daß dieser betreffende Charles Calthrop schon zu einem früheren Zeitpunkt einmal einen Paß beantragt hatte. Wenn er aber in der Dominikanischen Republik unter einem anderen Namen aufgetreten war, wie kam es dann, daß in den Gerüchten, die von seiner Beteiligung an der Ermordung Trujillos wissen wollten, der Name Calthrop genannt wurde? Thomas war geneigt, diesen späten Paßantragsteller als Möglichkeit auszuschließen.
    Von den übrigen fünf schien einer zu alt zu sein; im August 1963 war er fünfundsechzig. Die vier anderen kamen in Betracht.
    Dabei spielte es zunächst keine Rolle, ob sie Lebels auf einen hochgewachsenen blonden Mann lautender Beschreibung entsprachen oder nicht, denn Thomas' Aufgabe bestand hauptsächlich im Eliminieren. Wenn alle sechs als unverdächtig ausschieden, um so besser. Dann würde er Lebel ruhigen Gewissens in diesem Sinn unterrichten können.
    Auf jedem Antrag war eine Adresse angegeben. Zwei wiesen eine Londoner Anschrift auf, die beiden anderen kamen aus der Provinz. Es war nicht damit getan, die ebenfalls aufgeführten Telephonnummern anzurufen und jeden der vier Gentlemen zu befragen, ob er im Jahre 1961 die Dominikanische Republik besucht habe. Selbst wenn er dort gewesen war, konnte er es jetzt verneinen.
    Auch die Tatsache, daß keiner der Antragsteller in der für die Angabe des Berufs vorgesehenen Spalte »Geschäftsmann« vermerkt hatte, war als solche nicht beweiskräftig. Lloyds Bericht über ein seinerzeit in den Kneipen und Bars von Ciudad Trujillo kursierendes Gerücht bezeichnete Calthrop zwar als Geschäftsmann, aber das mußte nicht unbedingt den Tatsachen entsprechen.
    Im Lauf des Vormittags hatten die Grafschafts und Kreisstadt-Polizeiposten auf Thomas' telephonisches Ersuchen den Aufenthaltsort der beiden außerhalb Londons wohnhaften Calthrops ermittelt. Der eine arbeitete noch, beabsichtigte jedoch, am Wochenende mit seiner Familie auf Urlaub zu fahren. Er wurde in der Mittagspause nach Hause eskortiert, wo man seinen Paß überprüfte. Er enthielt kein Ein oder Ausreisevisum der Dominikanischen Republik und war nur zweimal benutzt worden, einmal für eine Flugreise nach Mallorca, das andere Mal für einen Ferienaufenthalt an der Costa Brava. Erkundigungen an seinem Arbeitsplatz hatten zudem ergeben, daß dieser Charles Calthrop noch immer in der Buchhaltungsabteilung der Suppenfabrik, in der er im Januar 1961 arbeitete, tätig und überdies seit zehn Jahren bei der gleichen Firma beschäftigt war.
    Der andere außerhalb Londons wohnhafte Calthrop wurde in einem Hotel in Blackpool ausfindig gemacht. Er hatte seinen Paß nicht bei sich, erklärte sich jedoch bereit, die Polizeibehörde seines Heimatortes telephonisch zu ermächtigen, seinen Hausschlüssel beim Nachbarn auszuborgen, das oberste Schubfach seines Schreibtisches zu öffnen und den darin befindlichen Paß in Augenschein zu nehmen. Auch dieser Reiseausweis trug keinen Sichtvermerk dominikanischer Behörden, und die Angaben seines Inhabers - daß er Schreibmaschinenmechaniker und mit Ausnahme seines Sommerurlaubs im ganzen Jahr 1961 seiner Arbeit

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