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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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rätselhaften Bemerkung über gewisse Personen zusammenhing, die es lieber sähen, wenn seine Ermittlungen weniger energisch betrieben würden. Aber sicher war er sich natürlich nicht.
    »Ja, Sir«, sagte er.
    Der Premierminister neigte den Kopf, um anzudeuten, daß die Audienz beendet sei. Thomas stand auf und ging zur Tür.
    »Dawäre noch etwas, Sir«, sagte er. »Ich bin mir nicht ganz klar darüber, ob Sie es für richtig hielten, wenn ich die Franzosen schon jetzt von den Nachforschungen in Kenntnis setzte, die wir gegenwärtig wegen der vor zwei Jahren in der Dominikanischen Republik über Calthrop verbreiteten Gerüchte anstellen.«
    »Glauben Sie, bereits hinlängliche Gründe für die Annahme zu haben, daß die frühere Tätigkeit dieses Mannes zu der Beschreibung desjenigen paßt, den die Franzosen identifizieren wollen?«
    »Nein, Sir. Abgesehen von den zwei Jahre zurückliegenden Gerüchten haben wir gegen keinen Calthrop auf der weiten Welt auch nur das geringste vorzubringen. Wir wissen gegenwärtig ja noch nicht einmal, ob der Calthrop, den wir seit heute nachmittag ausfindig zu machen versuchen, derselbe ist, der sich im Januar 1961 in der Dominikanischen Republik aufgehalten hat. Wenn nicht, sind wir wieder bei Null angelangt.«
    Der Premierminister dachte einen Augenblick nach.
    »Ich fände es wenig sinnvoll«, sagte er dann, »wenn Sie Ihre französischen Kollegen mit Hinweisen behelligten, die auf unbegründeten Gerüchten und bloßem Hörensagen beruhen. Beachten Sie bitte, daß ich das Wort ›unbegründet‹ gebraucht habe, Superintendent. Setzen Sie Ihre Nachforschungen mit aller Energie fort. In dem Augenblick, wo Sie genügend Material zu haben glauben, das diesen oder irgendeinen anderen Charles Calthrop betrifft und geeignet ist, den Verdacht seiner Beteiligung an der Ermordung Trujillos zu bestätigen, werden Sie die Franzosen umgehend informieren und den Mann, wer immer er auch sein mag, dingfest machen.«
    »Ja, Sir.«
    »Und bitten Sie doch Mister Harrowby, zu mir zu kommen. Ich lasse Ihnen dann gleich die nötigen Vollmachten ausstellen.«
    In sein Büro zurückgekehrt, bestellte Thomas sechs der besten Kriminalinspektoren von Scotland Yards Special Branch zu sich. Einer wurde aus dem Urlaub zurückgerufen; zwei konnten durch andere Beamte beim Beobachten eines Hauses abgelöst werden, das einem Mann gehörte, der im Verdacht stand, geheime Informationen über die Royal Ordnance Factory, in der er arbeitete, an einen osteuropäischen Militärattache weitergegeben zu haben. Die beiden Inspektoren, die Thomas am Vortag bei der Durchsicht der sicherheitsdienstlichen Akten assistiert hatten, waren ebenfalls dabei, ferner einer ihrer Amtskollegen, der seinen freien Tag hatte und gerade im Garten beschäftigt war, als der Anruf kam, der ihn in die Zentrale beorderte.
    Thomas wies sie ausführlich ein, verpflichtete sie zu absoluter Geheimhaltung und nahm die ganze Zeit über unaufhörlich Anrufe entgegen. Es war kurz nach 18 Uhr, als das Finanzamt die Steuerakte von Charles Harold Calthrop gefunden hatte. Einer der Detektive wurde sofort losgeschickt, um die Akte mit allen Unterlagen abzuholen. Die restlichen Männer setzten sich mit Ausnahme dessen, der zu Calthrops Adresse entsandt worden war, um bei den Nachbarn und Inhabern umliegender Ladengeschäfte Erkundigungen über den Mann einzuziehen, an die Telephone und begannen eine Reihe fernmündlicher Anweisungen durchzugeben, die mit der weiteren Ermittlung zusammenhingen. Im Photolabor wurden Abzüge von der Reproduktion, die nach dem vor vier Jahren für den Paßantrag aufgenommenen Photo hergestellt worden war, angefertigt und jedem der sechs an der Ermittlung beteiligten Inspektoren ausgehändigt.
    Die Steuererklärungen des Gesuchten wiesen aus, daß er im vergangenen Jahr erwerbslos und zuvor ein Jahr lang im Ausland gewesen war. Im Rechnungsjahr 1960/61 hatte er jedoch größtenteils für eine Firma gearbeitet, deren Name Thomas als der einer der führenden britischen Hersteller und Exporteure von Handfeuerwaffen bekannt war. Innerhalb einer Stunde hatte er erfahren, wie der Generaldirektor der Firma hieß, und festgestellt, daß der Mann sich zur Zeit in seinem Landhaus in Surrey aufhielt. Thomas hatte ihm seinen Besuch telephonisch angekündigt, und bei anbrechender Abenddämmerung raste der Polizei-Jaguar in Richtung Virginia Water über die Themsebrücke. Patrick Monson sah nicht so aus, wie man sich gemeinhin einen

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