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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Name eines britischen Staatsbürgers in leichtfertiger Weise aufs Spiel gesetzt worden - eines Mannes, gegen den keinerlei belastendes Material, geschweige denn auch nur der Schatten eines Beweises vorliegt. Halten Sie es nicht für ein etwas merkwürdiges Verfahren, den Namen und damit ­ das darf angesichts der Art der Ermittlung wohl gesagt werden - auch den Ruf eines Mannes in dieser Weise ins Zwielicht zu rücken?«
    »Ich bin nicht der Meinung, daß es als rufschädigend bezeichnet werden kann, wenn der Name eines Mannes einem Superintendenten vom Sicherheitsdienst als möglicher Anhaltspunkt für eventuelle Ermittlungen genannt wird.«
    Der Diplomat versuchte seine Wut zu beherrschen und kniff die Lippen fest zusammen. Unverschämt war dieser Bursche und obendrein auch noch schlau. Höchste Zeit, daß ihm auf die Finger gesehen wurde. Er hatte sich wieder völlig in der Gewalt.
    »Ich verstehe, Lloyd, ich verstehe. Halten Sie es für eine Zumutung, wenn man, was Ihre offenkundige Bereitschaft betrifft, mit dem Sicherheitsdienst zu kooperieren - ohne Frage eine durchaus löbliche Bereitschaft -, von Ihnen erwartet, daß Sie sich nicht ohne Rücksprache mit Ihren Vorgesetzten in die Bresche werfen?«
    »Soll das heißen, daß Sie wissen wollen, warum man Sie nicht konsultiert hat, Sir Jasper?«
    Sir Jasper sah rot.
    »Allerdings. Genau das soll es heißen, und nichts anderes.«
    »Sir Jasper, bei allem gebührenden Respekt vor Ihrer Anciennität als Abteilungsleiter darf ich Sie darauf hinweisen, daß ich zum Stab des Service gehöre. Wenn Sie mein Verhalten in dieser Sache tadeln zu müssen glauben, wäre es meinem Dafürhalten nach angebrachter, Sie richteten Ihre Beschwerde an meinen Vorgesetzten statt direkt an mich.«
    Angebrachter? Wollte dieser junge Schnösel ihm, dem Leiter des Frankreich-Referats, im Ernst klarmachen, was angebracht war und was nicht?
    »Genau das werde ich tun«, fuhr Sir Jasper ihn an. »Genau das. Und in schärfster Form.« Lloyd machte wortlos kehrt und verließ das Zimmer. Er war sich ziemlich sicher, daß er sich auf ein Donnerwetter vom Alten gefaßt machen mußte. Alles, was er zu seiner Rechtfertigung vorbringen konnte, war, daß Thomas' Ersuchen den Anschein größter Dringlichkeit erweckt und er den Eindruck gewonnen hatte, die Sache dulde keinerlei Aufschub. Wenn der Alte sich auf den Standpunkt stellte, daß der Dienstweg hätte eingehalten werden müssen, dann würde er, Lloyd, den Rüffel einstecken. Aber zumindest käme er vom Alten und nicht von Quigley. Sir Jasper war jedoch noch ganz unentschlossen, ob er sich beschweren sollte oder nicht. Rein formal war er im Recht; die Auskunft über Calthrop hätte, obschon sie sich auf längst verjährte Unterlagen bezog, in der Tat mit höheren Beamten abgesprochen werden müssen, wenngleich nicht unbedingt mit ihm selbst. Als Leiter des Frankreich-Referats gehörte er zwar zu dem Personenkreis, der die Geheimberichte des SIS erhielt, aber doch nicht zu denen, die eine über ihre eigene Abteilung hinausgehende Weisungsbefugnis besaßen. Er konnte sich bei dem streitbaren Genie - den Ausdruck hatte ein anderer geprägt -, das den SIS leitete, über den Burschen beschweren und vermutlich erreichen, daß ihm tüchtig der Kopf gewaschen wurde. Aber ebensogut konnte er seinerseits den Unwillen des SIS-Chefs darüber, daß ein Beamter des Geheimdienstes ohne seine Zustimmung zur Rechenschaft gezogen worden war, zu spüren bekommen, und der Gedanke behagte ihm keineswegs. Zudem hieß es allgemein, der Leiter des SIS stände mit einigen der wichtigsten Männer an der Spitze auf freundschaftlich vertrautem Fuß. Man spielte Bridge miteinander, so wurde behauptet, und gehe gemeinsam auf die Jagd. Und bis zum glorreichen 12. September waren es nur noch vier Wochen. Er hoffte noch immer, zu der einen oder anderen dieser Partys eingeladen zu werden. Nein, es war klüger, die Sache unter den Tisch fallen zu lassen.
    Der Schaden ist ohnehin schon angerichtet, dachte er, als er auf den Paradeplatz der Horse Guards hinaussah.
    »Der Schaden ist ohnehin schon angerichtet«, bemerkte er, an seinen Lunchgast gewandt, kurz nach 13 Uhr im Klub. »Ich vermute, sie haben die Zusammenarbeit mit den Franzosen bereits aufgenommen. Na, hoffentlich werden sie sich dabei nicht gleich überarbeiten.«
    Es war ein guter Witz, und er selbst genoß ihn ungemein. Fatalerweise hatte er seinen Lunchgast, der ebenfalls mit einigen der wichtigsten Leute an der

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