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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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keinen einzigen Tag ferngeblieben sei - konnten durch eine Rückfrage bei seinem Arbeitgeber bestätigt werden.
    Einer der beiden Londoner Calthrops erwies sich als Gemüsehändler, den die beiden unauffälligen Herren in Zivil hinter dem Ladentisch seines Geschäfts in Catford antrafen. Da er über seinem Laden wohnte, konnte er seinen Paß innerhalb weniger Minuten vorweisen. Wie die anderen Pässe wies auch dieser kein Anzeichen dafür auf, daß sein Inhaber jemals die Dominikanische Republik besucht hatte. Auf Befragen versicherte der Gemüsehändler glaubhaft, nicht einmal zu wissen, wo die Insel läge.
    Die Ermittlung des vierten und letzten Calthrop erwies sich als schwieriger. Seine vier Jahre zuvor auf dem Paßantrag angegebene Adresse stellte sich als ein Wohnblock in Highgate heraus. Laut Auskunft der Hausverwaltung war er im Dezember 1960 verzogen, ohne eine neue Adresse anzugeben.
    Aber Thomas wußte wenigstens seinen zweiten Vornamen. Eine Durchsicht der Telephonbücher war ergebnislos geblieben, unter Hinweis auf seine Befugnis als Special- Branch-Superintendent erhielt er vom General Post Office jedoch die Auskunft, daß ein C. H. Calthrop Inhaber einer Geheimnummer in West London sei. Die angegebenen Initialen stimmten mit den Vornamen des Gesuchten - Charles Harold - überein. Daraufhin ließ Thomas sich mit dem Einwohnermeldeamt des Bezirks, in welchem die Telephonnummer registriert war, verbinden.
    Ja, antwortete die Stimme aus dem Bezirksamt, ein Mr. Charles Harold Calthrop werde in der Tat als Wohnungsinhaber unter der genannten Adresse sowie als Wähler in den entsprechenden Listen des Bezirks geführt.
    Thomas entsandte einen Polizeiwagen mit zwei Beamten zu der Wohnung. Auf wiederholtes Klingeln wurde nicht geöffnet. Niemand im Haus schien zu wissen, wo sich Mr. Calthrop aufhielt. Als der Wagen unverrichteter Dinge zum Yard zurückkehrte, ersuchte Thomas das zuständige Finanzamt, an Hand der Steuererklärungen eines Charles Harold Calthrop zu eruieren, wo derselbe gegenwärtig angestellt und bei wem er in den letzten drei Jahren beschäftigt gewesen sei.
    Gleich darauf klingelte das Telephon. Thomas nahm ab, meldete sich und lauschte ein paar Sekunden. Er hob die Brauen.
    »Ich?« fragte er. »Was, persönlich? Ja, selbstverständlich. Ich komme 'rüber. In fünf Minuten.
    Gut, bis gleich.«
    Er verließ das Gebäude und ging zum Parliament Square hinüber. Unterwegs schneuzte er sich heftig, um die blockierten Stirnhöhlen frei zu bekommen. Weit entfernt, abzuklingen, schien seine Erklärung sich ungeachtet des warmen Sommertags noch verschlimmert zu haben.
    Vom Parliament Square aus ging er Whitehall hinauf und wandte sich an der ersten Ecke nach links in die Downing Street. Wie immer wirkte die unauffällige Sackgasse, welche die Amtswohnung der Premierminister Großbritanniens beherbergt, düster und trübsinnig. Vor dem Haus Nr. 10 hatte sich eine Anzahl Schaulustiger eingefunden, die von zwei gleichmütigen Polizisten auf die gegenüberliegende Straßenseite gedrängt wurden.
    Thomas kreuzte die Fahrbahn und wandte sich nach rechts. Er durchquerte einen kleinen Innenhof, in dessen Mitte sich ein eingefaßtes Rasenstück befand, und stand vor dem hinteren Eingang von Downing Street Nr. 10. Er drückte den Klingelknopf neben der Tür, die sofort geöffnet wurde. Der hünenhafte Polizeisergeant erkannte ihn gleich und salutierte. 9541 »Tag, Sir, Mister Harrowby bat mich, Sie direkt zu ihm zu führen.«
    James Harrowby, der Thomas vor wenigen Minuten in dessen Büro angerufen hatte, war der Chef der persönlichen Sicherungsgruppe des Premierministers. Ein gutaussehender Mann von einundvierzig Jahren, der jedoch weit jünger wirkte, hatte er, wie Thomas, den Rang eines Superintendenten inné. Er stand auf, als Thomas eintrat.
    »Kommen Sie herein, Bryn. Nett, Sie zu sehen.« Er nickte dem Sergeant zu. »Danke, Chalmers.« Der Sergeant machte kehrt und schloß die Tür hinter sich. »Was ist los?« fragte Thomas. Harrowby sah ihn erstaunt an.
    »Ich hatte gehofft, das könnten Sie mir sagen. Er rief mich vor einer Viertelstunde an, erwähnte Ihren Namen und sagte, daß er Sie sofort sprechen müsse. Haben Sie irgend etwas angestellt?« Thomas dachte an die Ermittlungen, die er angestellt hatte und noch anstellte, und war überrascht, daß die Kenntnis davon in so kurzer Zeit bis nach ganz oben gedrungen sein sollte. Wenn es der Premierminister jedoch vorzog, seinen eigenen

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