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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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beendet hatte, trat einer seiner Kollegen ein.
    »Super?«
    »Was gibt's?«
    »Mir ist gerade etwas eingefallen.«
    »Ja?«
    »Sprechen Sie französisch?«
    »Nein, Sie?«
    »Ja, meine Mutter war Französin. Der Killer, nach dem die PJ fahndet, hat doch den Decknamen Schakal, stimmt's?«
    »Na, und?«
    »Nun, Schakal heißt auf Französisch Chacal. C-H-A-C-A-L -fällt Ihnen nichts auf? Vielleicht ist es auch bloß Zufall. Aber der Bursche muß seiner Sache schon verdammt sicher sein, wenn er sich einen Decknamen zulegt, der aus den ersten drei Buchstaben seines Vornamens und den ersten drei Buchstaben seines Nachnamens besteht…«
    »Donnerwetter!« sagte Thomas und nieste heftig. Dann griff er nach dem Telephon.

FÜNFZEHNTES KAPITEL
    Das dritte Treffen im Innenministerium begann erst kurz nach 22 Uhr, weil der Wagen des Ministers auf der Rückfahrt von einem diplomatischen Empfang durch den Verkehr aufgehalten worden war. Sobald der Minister Platz genommen hatte, bedeutete er den Anwesenden mit einer Geste, daß die Sitzung beginnen könne. Als erster berichtete General Guibaud vom SDECE. Kassel, der als Killer hervorgetretene ehemalige Nazi- Kriegsverbrecher, war von Agenten der Madrider Residentur des SDECE aufgespürt worden. Er lebte zurückgezogen in seiner Penthouse-Wohnung in der spanischen Hauptstadt, war als Partner in das florierende Geschäft eines anderen ehemaligen SS-Führers eingetreten und stand mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mit der OAS in Verbindung. Das Madrider Büro, das dessenungeachtet bereits ein umfängliches Dossier über den Mann angelegt hatte, als die Anweisung aus Paris kam, den Fall Kassel nochmals zu überprüfen, war darüber hinaus der Ansicht, daß er nie etwas mit der OAS zu tun gehabt hatte.
    In Anbetracht seines Alters, der zunehmenden Häufigkeit seiner rheumatischen Anfälle, die auch seine Beine in Mitleidenschaft zu ziehen begannen, wie auch seines beträchtlichen Alkoholkonsums wegen konnte Kassel als mutmaßlicher Attentäter so gut wie ausgeschlossen werden.
    Als der General geendet hatte, richteten sich aller Augen auf Kommissar Lebel. Sein Bericht klang entmutigend. Im Lauf des Tages waren bei der PJ die Auskünfte von den Polizeibehörden der drei Länder eingegangen, die bereits vierundzwanzig Stunden zuvor die Namen einer Reihe möglicher Verdächtiger übermittelt hatten.
    Aus den USA war gemeldet worden, daß Chuck Arnold, der Waffenhändler, sich in Kolumbien aufhielt, wo er dem dortigen Stabschef namens seines amerikanischen Auftraggebers einen Posten aus ehemaligen US-Armeebeständen stammender AR-10- Karabiner zu verkaufen suchte. In Bogota wurde er ohnehin ständig von der CIA beschattet, und es lagen keinerlei Anzeichen dafür vor, daß er irgend etwas anderes im Sinn hatte, als sein Waffengeschäft, ungeachtet der offiziellen Mißbilligung von Seiten der amerikanischen Behörden, unter Dach und Fach zu bringen.
    Dennoch war das Dossier dieses Mannes per Fernschreiben nach Paris übermittelt worden ­ wie übrigens auch das Vitellinos. Aus letzterem ging hervor, daß der ehemalige Cosa-Nostra- Gorilla zwar noch nicht aufgespürt worden war, seine Statur und seine ganze Erscheinung - er war ungemein breitschultrig und untersetzt - sich jedoch vom Aussehen des Schakals, wie es der Hotelangestellte in Wien beschrieben hatte, so sehr unterschieden, daß auch er nach Ansicht Lebels von der Liste der Verdächtigen gestrichen werden konnte. Die Südafrikaner hatten in Erfahrung gebracht, daß Piet Schuyper jetzt als Chef einer Privatarmee fungierte, die von einer Diamanten-Bergwerksgesellschaft in einem der westafrikanischen Staaten des Britischen Commonwealth unterhalten wurde. Zu seinen Aufgaben gehörte es, die Grenzen der ausgedehnten Gebiete, die der Gesellschaft gehörten, zu sichern und ständig für eine wirksame Abschreckung der Diamantendiebe zu sorgen. Die Gesellschaft, die sich einzig und allein für den Erfolg, nicht aber für die Art der von ihm praktizierten Abschreckungsmethoden interessierte, hatte auf Rückfrage aus Johannesburg bestätigt, daß er sich in Westafrika befinde und dort seinen Dienst versehe.
    Die belgische Polizei hatte Erkundigungen über ihren Ex-Söldner eingeholt. Im Archiv einer der belgischen Botschaften in Westindien war ein Dossier ausgegraben worden, demzufolge der ehedem in katangesischen Diensten stehende Söldner vor drei Monaten bei einer Schlägerei in einer Hafenbar in Guatemala ums Leben

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