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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Tür der Calthropschen Wohnung. Als sie sich öffnete und die beiden Kriminalinspektoren erschienen, verstummten sie.
    Einer der beiden Beamten trug einen Koffer, in dem sich Calthrops Privatkorrespondenz sowie seine persönlichen Dokumente und Papiere befanden. Er verließ das Haus, setzte sich in den vor der Tür wartenden Polizeiwagen und ließ sich zu Thomas in den Yard fahren. Der andere begann umgehend mit der Befragung der Nachbarn, die innerhalb der nächsten beiden Stunden zur Arbeit fahren mußten. Sobald die umliegenden Geschäfte öffneten, würde er die Ladeninhaber interviewen.
    Thomas hatte ein paar Minuten mit der Sichtung der aus Calthrops Wohnung mitgenommenen Papiere und Unterlagen verbracht, als der Kriminalinspektor aus der auf dem Fußboden des Büros ausgebreiteten Dokumentensammlung ein kleines blaues Buch herausgriff, zum Fenster ging und die Seiten im Licht der eben aufgehenden Sonne überflog.
    »Sehen Sie sich das an, Super«, sagte er und deutete auf einen Stempel, der die aufgeschlagene Seite des Passes in seiner Hand schmückte. »Hier… ›Republica de Dominica, Aeropuerto Ciudad Trujillo, Diciembre 1960, Entrada …‹ Er war also da. Das ist unser Mann.«
    Thomas ließ sich den Paß geben, warf einen Blick auf das darin befindliche dominikanische Visum und starrte dann aus dem Fenster.
    »Allerdings, das ist er«, sagte er schließlich. »Aber macht es Sie nicht stutzig, daß wir seinen Paß haben?«
    »Oh, dieser Hund…!« fluchte der Inspektor, als er begriffen hatte.
    »Sie sagen es«, bemerkte Thomas, der seinerseits nur äußerst selten Kraftausdrücke zu gebrauchen pflegte. »Wenn er nicht auf seinem eigenen Paß reist, unter welchem Namen reist er dann? Reichen Sie mir das Telephon herüber und verbinden Sie mich mit Paris.«
    Zur gleichen Stunde hatte der Schakal Mailand bereits ein gutes Stück weit hinter sich gelassen. Das Verdeck des Alfa war heruntergeklappt, und auf der Autostrada 7 nach Genua spiegelte sich schon der Glanz der Morgensonne. Auf der breiten, geraden Straße drehte der Schakal den Motor voll auf und ließ die Tachonadel unmittelbar unter dem roten Strich tanzen. Der kühle Wind wühlte in seinem langen hellblonden Haar, das seine Stirn wild umflatterte, aber die dunkle Brille schützte seine Augen.
    Auf der Straßenkarte war die Entfernung bis zur französischen Grenze bei Ventimiglia mit rund 210 Kilometer angegeben, und er hatte bereits ein gut Teil der von ihm auf eine Fahrzeit von zwei Stunden geschätzten Strecke zurückgelegt. Kurz nach sieben wurde er vorübergehend durch den in Richtung Hafen rollenden Lastwagenverkehr von Genua aufgehalten, aber schon fünfzehn Minuten später befand er sich auf der A 10 nach San Remo und zur französischen Grenze.
    Der Straßenverkehr und die Hitze hatten beträchtlich zugenommen, als er um zehn Minuten vor acht die verschlafenste aller Grenzstationen Frankreichs erreichte. Nach einer halbstündigen Wartezeit in der Fahrzeugschlange wurde er aufgefordert, vor der Zollbaracke vorzufahren. Der Polizeibeamte, der ihm den Paß abgenommen und eine Weile darin herumgeblättert hatte, murmelte »Un moment, monsieur« und ging in die Baracke.
    Nach ein paar Minuten kehrte er mit einem Mann in Zivilkleidung, der seinen Paß in der Hand hielt, zurück.
    »Bonjour, monsieur.«
    »Bonjour.«
    Ist dies Ihr Paß?«
    »Ja.«
    Neuerliches Durchblättern des Passes.
    »Was ist der Zweck Ihrer Reise nach Frankreich?«
    »Ich will an die Côte d'Azur fahren.«
    »Der Wagen gehört Ihnen?«
    »Nein. Das ist ein Mietwagen. Ich hatte geschäftlich in Italien zu tun, und es ergab sich überraschend, daß ich erst in einer Woche wieder in Mailand sein muß. Deswegen habe ich mir den Wagen geliehen, um die Zeit zu nutzen und einen Ausflug nach Frankreich zu machen.«
    »Ich verstehe. Kann ich die Wagenpapiere sehen?« Der Schakal reichte ihm den internationalen und den britischen Führerschein, den Leihvertrag und die beiden Versicherungspolicen. Der Beamte in Zivil prüfte die Dokumente eingehend. »Haben Sie Gepäck, Monsieur?«
    »Ja, drei Stück im Kofferraum und eine Reisetasche.«
    »Bringen Sie bitte alles zur Zollkontrolle in die Baracke.« Der Polizist half dem Schakal beim Ausladen des Gepäcks und faßte auch mit an, als er es in die Zollstation schaffte.
    Bevor er von Mailand abgefahren war, hatte er den alten Militärmantel, die abgetragene Hose und die Schnürstiefel von André Martin, dem nichtexistenten Franzosen,

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